Mondnacht

  Es war, als hätt’ der Himmel Die Erde still geküßt, Daß sie im Blütenschimmer Von ihm nun träumen müßt‘. Die Luft ging durch die Felder, Die Ähren wogten sacht, Es rauschten leis’ die Wälder, So sternklar war die Nacht.…

Herbstnachmittag

  Die Nachmittagsonne muß golden verstauben Ums Glas einer Schale voll weingelber Trauben, Voll rotblauer Zwetschgen und Nüssen holzbraunen; Der Goldstaub spielt drüber mit tanzenden Launen. Es haschen sich Stäubchen, aufglühend im Licht, Hinschwebend verliebt und ohne Gewicht. Die Traube…

Erzählungen von Erzählungen von Erzählungen von Gedichten

  Abu l-Faradsch (der vollständige Name nach Wikipedia Abū l-Faradsch ʿAlī ibn al-Husain al-Quraschī al-Isfahānī (arabisch أبو الفرج علي بن الحسين القرشي الإصفهاني, DMG Abū l-Faraǧ ʿAlī bin al-Ḥusain al-Qurašī al-Iṣfahānī; geboren 897 in Isfahan; gestorben 20. November 967 in Bagdad) war ein arabischer Historiker und Dichter. Seine Gedichte kenne ich…

wahr schein licht

  und hätten wir die lüge nicht wäre das gebot der liebe eine einzig wahre ungestimmte geige am grauen operettenhimmel im schein werfer licht tropfte warm herzschmerzschmalz herab in unser selig glücksverlangen   und hätten wir die wahrheit nicht wäre…

Gedanken · Gänge · Sprünge

Heinz Küpper. Nicht bloß eine Wahrnehmung Das literarische Werk Heinz Küppers, das seit den 1990er Jahren vom Ver­lag Land­presse resp. Verlag Ralf Liebe be­treut wird und zum Teil neu herausgegeben wurde, nachdem einige Ro­mane viele Jahre lang vergriffen waren, ver­dient…

Tempo

  unentwegt vorwærts mit dem rasselnden Feueratem einer Lokomotive die Lungenmaschine durchpusten Schrittweite vergrœssern Salzwasser durch die Poren pressen Herz \ schlag gibt Takt vor Denken im Rhythmus der federnden Verse Kopfgeburten er reichen die Herzen nicht mehr der Rhythmus…

Heiliger November

  Du zuverlässiger Garant Meiner herbstlichen Depression Du grauer Pater missglückter Revolutionen, Deine allzukurzen, dunklen Tage Zwingen mich jedes Mal aufs Neue, Mein Hiersein zu überdenken, Wenig zwar ists, dessen ich bedarf, Doch geht auch das Wenige weit hinaus Über…

Blick auf Jean Paul

Jean Pauls Werk steht literaturgeschichtlich zwischen den Epochen der Klassik und Romantik. Eine Einordnung von Hugo von Hofmannsthal: Geht der Blick hundertfünfzig Jahre nach rückwärts, so trifft er den Lebensanfang dieses Dichters, der einst den Deutschen so teuer war, geht er…

An Bettina

(Bei Lesung ihres Königs-Buches.)   Dein Geist nimmt wie auf Lerchenschwingen Tief in den Himmel seinen Zug, Und freudig lausch’ ich seinem Singen, Und freudig folg’ ich seinem Flug.   Durch wie die Lerch‘ auf ihren Zügen Oftmals im Aether…

Trips aufgrund relativer Dimensionen im Sternenzelt

Doctor Who ist eine britischeScience-Fiction-Fernsehserie, die seit 1963 von der BBC produziert wird. Sie handelt von einem mysteriösen Zeitreisenden, der nur als „Der Doktor“ bekannt ist. Er reist mit seinen Begleitern in der Zeit-Raum-Maschine TARDIS (Time And Relative Dimensions In…

Liedchen des Harlekin

  Lieben, Hassen, Hoffen, Zagen, Alle Lust und alle Qual, Alles kann ein Herz ertragen Einmal um das andere Mal.   Aber weder Lust noch Schmerzen, Abgestorben auch der Pein, Das ist tödlich deinem Herzen, Und so darfst du mir…

Mahlers Fünfte am Martinstag

    Aus der Dämmerung ein Krankenwagen, eine Fanfare.   Die Lichter flackern, die Stimmen werden dünn, die Mäntel lassen den Wind durch. Wir gehen nicht nach Haus.   Schlecht beleuchtet, diese Wege, und viel zu holprig für ein Kondukt.…

REICHSKRISTALLNACHT

  braune brut und rote nacht   die synagogen brennen   die nazihorden schlagen plündern   das glaszer splittert   wie das recht   des menschen der pöbel schreit   du judenschwein im ganzen land   herrscht die gewalt und…

Aus dem Hinterland

Hinterland ist ein Begriff aus der Humangeographie in verschiedenen Kontexten. Der deutsche Begriff wurde als L’hinterland ins Französische, als El hinterland ins Spanische, als hinterlândia ins Portugiesische und 1888 als The hinterland auch ins Englische übernommen.   Aus dem Hinterland ist…

Konstruktive Kritik

  … Ich glaubte meinen Ohren nicht zu trauen, als er, eine flüchtige Bekanntschaft, sagte, er habe ein Gedicht geschrieben, und der einzige Grund, warum er mich heute für kurze Zeit (Zeit) angesprochen habe, sei der, mir den Vorschlag zu…

Blumeshof 12

  Keine Klingel schlug freundlicher an. Hinter der Schwelle dieser Wohnung war ich geborgener als selbst in der elterlichen. Übrigens hieß es nicht Blumes-Hof, sondern Blume-zoof, und es war eine riesige Plüschblume, die so, aus krauser Hülle, mir ins Gesicht…

Wunder

  Du steht! Du steht! Und ich Und ich Ich winge Raumlos zeitlos wäglos Du steht! Du steht! Und Rasen bäret mich Ich Bär mich selber! Du! Du! Du bannt die Zeit Du bogt der Kreis Du seelt der Geist…

Herbst

  Das Spiel der Farben eines ZweigsVom tiefen Grün überflutet zum GoldEntzückendes SpielAns Fenster tretendAus dem Badezimmer schauendEine Explosion       *** Gedichte von Herrn Nipp, KUNO 1989 – 2005 Weiterführend →  Poesie zählt für KUNO zu den identitäts- und…

Trakl – eine Betrachtung

Die Gedichte von Georg Trakl waren als Ereignis so groß und umfassend, dass ich es zunächst kaum verstehen konnte. Zwei Nächte lang schlief ich kaum, um alles über den Heeresapotheker, Morphinisten und Opiumesser aus Salzburg zu lesen. Lutz Seiler Trakl…

Zu Klampen!

  Die Gedichtbücher der Edition Postskriptum im Verlag zu Klampen sind in Regentleinen gebunden, fadengeheftet, mit Lesebändchen versehen, auf erstklassigem Papier gedruckt und mit ausgewählten Schrifttypen gestaltet. Die bibliophile Qualität dieser lyrischen Initiative ist beispielhaft. Meine Begeisterung steigt mit jedem…

Winterantwort

    Die Welt ist aus dem Stoff, der Betrachtung verlangt: keine Augen mehr, um die weißen Wiesen zu sehen, keine Ohren, um im Geäst das Schwirren der Vögel zu hören. Großmutter, wo sind deine Lippen hin, um die Gräser…

An die Conventionellen

  Ihr habt genug mein armes Hirn gebüttelt, Ich käu nicht wieder wie das liebe Vieh; Längst hab ich von den Schuhen ihn geschüttelt, Den grauen Schulstaub eurer Poesie!   Ich hab mich umgesehn in meinem Volke Und meiner Zeit…

MORGENRÖTE

  Das mürrische Verwüsten, das mir gedient als Schlaf, zerstreut sich bei der frühsten Röte, die mich traf. In meine Seele dringe ich auf des Zutrauns Schwinge: Das ist mein Frühgebet! Dem Sande kaum entglitten, in meines Verstandes Schritten wie…

panaroma

  Sonett in Anagrammen   bier fischt alpensonnen, kurzen untergang im drama, ganz unberauscht in reinen särgen dampf mir klont man reift, kann salz, ein purer bauch singt regenmond und grins nicht fein – lern kaum begrenztes panorama   dann…

kleine gedichtleere

  es ist nicht leicht für ein gedicht still zu sein zu schweigen nichts zu sagen zu haben   es ist nicht leicht für ein gedicht leser zu finden für das worüber es nichts sagt und schweigt   es ist…

Sinnliche Synergien

  von hier auf gleich zum heute bis jetzt ist Asynchronitæt das Wesen der Erinnerung in der Menschenmuehle der Historie Geræusche werden dem eigenen Kœrper entfremdet & suchen im Raum nach einem neuen Verursacher Sein wendet sich vom Gesehenwerden zum…

In ein anderes Blau

Schreiben, eine Art sich zu verhalten, etwas zu tun. Jürgen Beckers Satz aus „Sätze zum Gedichteschreiben“ (gelesen in: Sabine Küchler und Denis Scheck (Hg.), Vom schwierigen Vergnügen der Poesie, Verlag Straelener Manuskripte, Straelen 1997) trifft auf Menschen, die Gedichte nicht…

Goldener Oktober

  Trotz langer Feiernacht war er recht früh aufgewacht. Gegen 8 Uhr, anderthalb Stunden später als sonst. Er hatte seine vier Stunden Schlaf bekommen, war hochgeschreckt, im Wissen um die Verpflichtungen schnell aufgestanden, hatte seine Arbeit am Schreibtisch erledigt. Bevor…

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fortzieht die Sonnenkissen eine verlorene Kindheit die Stille atmet sich wach nachts wo mächtige Monde durch hohles Land rollen am Schlafrand pflück Zeit zu Zeiten: Augenblicken immer und immer das Tal im Schatten und mit der Stille schweigen als Himmel…

unschuldsvermutung

  so wirr wollte ich es gar nichtaber unter den zeilen atmete es einund darüber lauter auf   wahrheiten bewahrten vorflüchtenden gedächtnisverlustenmücken tanzten zu zeitig im jahrund wilde bienen suchten bereitseinen versteckten unterschlupfim totholz der borkenkäferfichten   apfelbäume überließen blütenblätterdem…

Jetzt ist es Herbst

  Jetzt ist es Herbst, Die Welt ward weit, Die Berge öffnen ihre Arme Und reichen Dir Unendlichkeit.   Kein Wunsch, kein Wuchs ist mehr im Laub, Die Bäume sehen in den Staub, Sie lauschen auf den Schritt der Zeit.…

Pindar-Fragmente

  O Kind, dem an des pontischen Wilds Haut, Des felsenliebenden, am meisten das Gemüt Hängt, allen Städten geselle dich, Das Gegenwärtige lobend Gutwillig, Und anderes denk in anderer Zeit. Fähigkeit der einsamen Schule für die Welt. Das Unschuldige des…

IN EINEM PRAGER CAFÉ

  das fremde gesicht eines alten mannes   hinter einem fenster mit weißem rahmen   auf einer fotografie in einem Prager Café   sieht mich forschend und neugierig an   draußen verschimmert graublau der abend   im letzten licht die…

Den Engeln die Hœlle zeigen

  Nerven enden œffentlicher Wahrnehmung bloss legen um zur Untergangsgesellschaft der Durch gereichten zu gelangen > auf dem Korridor: Terror aufgezwungener Intimitæt Beziehung zwischen Sinnverlust & Gewalt /Aus geliefertSein an die Blicke des Anderen… mit kuehlem Herzen Anteilnahme unterdruecken in…

Enigma

für Hans Werner Henze aus der Zeit der ARIOSI   Nichts mehr wird kommen. Frühling wird nicht mehr werden. Tausendjährige Kalender sagen es jedem voraus. Aber auch Sommer und weiterhin, was so gute Namen wie „sommerlich“ hat ― es wird…

Narr in Verzweiflung

  Ach! Was ich schrieb auf Tisch und Wand Mit Narrenherz und Narrenhand, Das sollte Tisch und Wand mir zieren?…   Doch ihr sagt: „Narrenhände schmieren, — Und Tisch und Wand soll man purgieren, Bis auch die letzte Spur verschwand!“…

Privilegiertes Denken

  »Vergil. Vater des Abendlands« heißt ein Buch, in dem Theodor Haecker die Wahrheiten, Lehren, Mahnungen aus dem Schaffen Vergils darlegt, die ihm nach dessen zweitausendjähriger Vollendung die zeitigsten scheinen. Der Verfasser, obwohl Katholik, ist Schüler von Kierkegaard, und zwar…

Señora Nada

Señora Nada ist ein lyrisches Monodram über das Überwinden von Trauma und Schmerz durch Erkenntnis dank des Eindringens in die unoffenbarte Zwischenwelt. Die Welt zwischen Haben und Sein, zwischen Bestimmung und Freiheit, zwischen Jetzt und Immer.Ioona Rauschan, Regisseurin des Hörspiels…

Umsonst

    Weiterführend →  Lesen Sie auch das Kollegengespräch, das A.J. Weigoni mit Angelika Janz über den Zyklus fern, fern geführt hat. Vertiefend ein Porträt über ihre interdisziplinäre Tätigkeit, sowie einen Essay der Fragmenttexterin. Ebenfalls im KUNO-Archiv: Jan Kuhlbrodt mit einer…

gänsemagd

    im feld hüt ich worte für die leblosen dinge dem torbogen sag ich und dem ofen den vers es gibt kaum mehr zauber ich weiß keine sprüche das alte vergass ich bis auf meinen kamm der wind nimmt…