Schlagwort: Hugo von Hofmannsthal

Interpretationen 2 – Die Ballade des äußeren Lebens

  Die Ballade des äußeren Lebens ist ein Gedicht des österreichischen Dichters Hugo von Hofmannsthal. Es entstand in seiner ersten Arbeitsperiode wahrscheinlich im Jahre 1894. Es erschien aber erst 1896 in den Blättern für die Kunst. Der ursprüngliche Titel des…

Blick auf den geistigen Zustand Europas

Die russische Seele ist eine politische Projektion des Westens zur Abgrenzung vom Osten: Dostojewskis Reflexion über den Menschen, dessen Leidenschaften, Triebe und Schwächen ist universell, so fand und findet sie Anknüpfungen in der Literatur bis heute. Deswegen darf Dostojewski nicht…

Poesie und Leben

Aus einem Vortrag Sie haben mich kommen lassen, damit ich Ihnen etwas über einen Dichter dieser Zeit erzähle, oder auch über einige Dichter oder über die Dichtung überhaupt. Sie hören gern, wovon ich, muß man denken, gerne reden mag; wir…

Die Salzburger Festspiele

I Was bedeutet das: »Salzburger Festspiele«? Musikalisch-dramatische Aufführungen, welche zu Salzburg in einem eigens dafür gebauten Festspielhaus stattfinden werden. Warum sollen solche Festspiele stattfinden? Alljährlich im Sommer, dann und wann aber auch zu andern Zeiten, etwa um Weihnachten, oder sonst…

Der Dichter und diese Zeit

Ein Vortrag Man hat Ihnen angekündigt, daß ich zu Ihnen über den Dichter und diese Zeit sprechen will, über das Dasein des Dichters oder des dichterischen Elementes in dieser unserer Zeit, und manche Ankündigungen, höre ich, formulieren das Thema noch…

Deutsche Erzähler

  Ich habe diese Erzählungen nur um der besonderen Schönheit willen zusammengetragen, mit der sie mein Herz in früherem oder späterem Alter berührt haben und mir unvergeßlich geworden sind, so daß ich, um sie aneinanderzureihen, keines Hilfsmittels bedurfte als meines…

Reitergeschichte

  Den 22. Juli 1848, vor 6 Uhr morgens, verließ ein Streifkommando, die zweite Eskadron von Wallmodenkürassieren, Rittmeister Baron Rofrano mit einhundertsieben Reitern, das Kasino San Alessandro und ritt gegen Mailand. Über der freien, glänzenden Landschaft lag eine unbeschreibliche Stille;…

Der Hang zum Gesamtkunstwerk

Wenn du nach dem Stil suchst, dann findest du den Tod. Aber wenn du das Leben suchst, dann findest du den Stil. Eduardo de Filippo Cover: Mischa Kuball Literatur entsteht langsam, sie muss nicht reagieren wie etwa der tagesaktuelle Journalismus…

Zur Wiederkehr von Hofmannsthals Todestag

  Sich nicht nachbilden, nicht übernehmen zu lassen, gehört, wenn nicht zum Wesen des Vornehmen überhaupt, ganz bestimmt und im höchsten Grade zu dem, welches Hofmannsthal in so vielen Modulationen seines Wesens und seiner Geschöpfe von der frühen bis zur…

Zürcher Rede auf Beethoven

  Der gerade Weg zu Beethoven führt durch seine Werke: die dritte Leonorenouvertüre, der zweite Satz der dritten Sinfonie, das Adagio der »Appassionata«, Opus 57, Opus III, Opus 130 – das einsame Zimmer, der Flügel und die Geige, die vier…

Halbwahrheiten

  Der mittelmäßige Mensch hält zu knapp nach dem richtigen Gedanken inne; daher die vielen Halbwahrheiten in der Welt.       Weiterführend → → Ein Essay über die neue Literaturgattung Twitteratur, → Hugo von Hofmannsthal über Gedichte. → Poesie zählt für KUNO…

Gabriele d’Annunzio

  Spektakulär war Gabriele D’Annunzio Propagandaflug über Wien, am 9. August 1918. Eine Staffel von zehn einsitzigen und einem zweisitzigen Ansaldo S.V.A.-Flugzeugen (in letzterem saß D’Annunzio) brach zu diesem Flug auf, drei davon mussten vor Grenzübertritt notlanden, ein vierter Pilot…

Shakespeares Könige und große Herren

Vor 400 Jahren starb William Shakespeare. Hugo von Hofmannsthal mit einem Essay über den Menschenerfinder Ich glaube zu wissen, was Sie bewogen haben kann, mich hierher zu rufen, damit ich vor Ihnen spreche. Es war keinesfalls der Drang, etwas Neues zu…

Terzinen über Vergänglichkeit (I–IV)

  I Noch spür ich ihren Atem auf den Wangen: Wie kann das sein, daß diese nahen Tage Fort sind, für immer fort, und ganz vergangen? Dies ist ein Ding, das keiner voll aussinnt, Und viel zu grauenvoll, als daß…

Gesang der Ungeborenen

  Vater, dir drohet nichts, Siehe, es schwindet schon, Mutter, das Ängstliche,   Das dich beirrte! Wäre denn je ein Fest,   Wären nicht insgeheim Wir die Geladenen, Wir auch die Wirte?       Weiterführend → Im Alter von…

Über Schiller

  Das Große feiert sich selber. Wenn man es nennt, so ist es, als nennt man den Namen erhabener Berge und gewaltiger, über dem Meer getürmter Städte vor denen, die dort waren, und eines mehreren bedarf es nicht. König Philipp…

Des Teufels letzte Worte

    Die Welt ist dumm, gemein und schlecht Und geht Gewalt allzeit vor Recht, Ist einer redlich, treu und klug, Ihn meistern Arglist und Betrug.         *** Am 1. Dezember 1911 wurde im Berliner Zirkus Schumann…

ALLES

    Alles, was in einer Sprache geschrieben wird, und, wagen wir das Wort, alles, was in ihr gedacht wird, deszendiert von den Produkten der wenigen, die jemals in dieser Sprache schöpferisch geschaltet haben.       Weiterführend → → Ein…

Raoul Richter

  Zu Ende Juli abends gewahrte ich in der Andrianschen Villa, die sonst verschlossen war, ein offenes Fenster und sah einen jungen Mann sitzen, der, sich selber am Klavier begleitend, ohne Noten leidenschaftlich in die Dämmerung hineinsang. Ich erkannte ihn…

Die Ironie der Dinge

  Es war lange vor dem Krieg, daß ich in den »Fragmenten« des Novalis diese Bemerkung fand: Nach einem unglücklichen Krieg müssen Komödien geschrieben werden. Diese Aufzeichnung in ihrer sonderbar lakonischen Form war mir ziemlich wunderlich. Heute verstehe ich sie…

Eine Erinnerung an das Trauerspiel „Der Turm“

  Mit seinem neuen Trauerspiel »Der Turm« greift Hofmannsthal auf die Gestaltenfülle des Barock zurück. Als der geheimnisreichsten einer aus der Menge tritt Calderons Prinz Sigismund in ein neues Leben. Dem Drama liegt ein Stoff im eminenten Sinne, der des…

Gegenwart

  Gegenwart ist die absolute Leidensseite der Existenz – aber nur ein Provisorium.       Weiterführend → → Ein Essay über die neue Literaturgattung Twitteratur, → Hugo von Hofmannsthal über Gedichte. → Poesie zählt für KUNO weiterhin zu den identitäts- und identifikationstiftenden…

Algernon Charles Swinburne

Vor 100 Jahren starb A. C. Swinburne. Sein frühes dichterisches Schaffen kreiste um Themen wie Sadomasochismus, Todessehnsucht, lesbische Phantasien oder anti-christliche Einstellungen und wurde als großer literarischer Skandal aufgenommen. KUNO erinnert mit einem Essay von Hugo von Hofmannsthal an dieses Enfant…

Eleonora Duse

„Die Duse“ zählt neben Sarah Bernhardt und Mrs. Patrick Campbell zu den großen Theaterschauspielerinnen ihrer Zeit. Ihr Spiel war subtil und wenig theatralisch und gilt als wegweisend für das Moderne Theater. Sie verkörperte zumeist leidende, aber willensstarke Frauencharaktere. Diese Woche…

Ferdinand Raimund

Einleitung zu einer Sammlung seiner Lebensdokumente Dieses kleine Buch enthält ungefähr alles, was wir von Raimund wissen, und vermutlich alles, was wir jemals von ihm wissen werden; denn es ist darin Stück für Stück zusammengestellt, was im Lauf der Jahrzehnte…

Das Reisen

  Das Reisen ist auch solch ein Element, das sich jeder Definition entzieht. Wie schnell ist man weit vom gestrigen Tag…       Weiterführend → → Ein Essay über die neue Literaturgattung Twitteratur, → Hugo von Hofmannsthal über Gedichte. → Poesie zählt…

Korrekt

  Deutsch kann man nicht korrekt schreiben, man schreibt individuell oder man schreibt schon schlecht.       Weiterführend → → Ein Essay über die neue Literaturgattung Twitteratur, → Hugo von Hofmannsthal über Gedichte. → Poesie zählt für KUNO weiterhin zu den identitäts- und…

Die Menschen in Ibsens Dramen

Vor 100 Jahren starb Henrik Ibsen. KUNO erinnert an den Dramatiker mit einem Essay von Hugo von Hofmannsthal Man ist wohl nie in Versuchung gekommen, einen Vortrag zu überschreiben: von den Menschen in den Dramen Shakespeares, oder Otto Ludwigs, oder…

Andreas

  … ein Zaunschlüpfer oder Rotkehlchen glitt aus dem grünen Dunkel hervor, überschlug sich mit einem süßen Laut in der webend leuchtenden Luft. Das Schönste waren Romanas Lippen, die waren von leuchtendem durchsichtigem Purpurrot, und ihre eifrig arglosen Reden kamen…

Blick auf Jean Paul

Jean Pauls Werk steht literaturgeschichtlich zwischen den Epochen der Klassik und Romantik. Eine Einordnung von Hugo von Hofmannsthal: Geht der Blick hundertfünfzig Jahre nach rückwärts, so trifft er den Lebensanfang dieses Dichters, der einst den Deutschen so teuer war, geht er…

Liedchen des Harlekin

  Lieben, Hassen, Hoffen, Zagen, Alle Lust und alle Qual, Alles kann ein Herz ertragen Einmal um das andere Mal.   Aber weder Lust noch Schmerzen, Abgestorben auch der Pein, Das ist tödlich deinem Herzen, Und so darfst du mir…

Goethes »West-Östlicher Divan«

Das Vortreffliche ist unergründlich, man mag damit anfangen, was man will. Goethe Dieses Buch ist völlig Geist; es ist ein Vorwalten darin dessen, was Goethe das »obere Leitende« genannt hat, und so ist etwas entgegen, daß es nicht ins Breite…

Schöne Sprache

  »Ich liebe diese Sprache«, schreibt mir jemand, »schon um ihrer formalen Schönheit willen: Dasselbe Wohlgefallen, das mich immer wieder zu diesen Bänden treibt, führt mich auch immer wieder an die lateinische Prosa der deutschen Humanisten heran. Wenn ich wenig…

REISELIED

  Wasser stürzt, uns zu verschlingen, Rollt der Fels, uns zu erschlagen, Kommen schon auf starken Schwingen Vögel her, uns fortzutragen.   Aber unten liegt ein Land, Früchte spiegelnd ohne Ende In den alterslosen Seen.   Marmorstirn und Brunnenrand Steigt…

Über Gedichte

Es leben jetzt, die wenigen ausgenommen, die selbst im Lyrischen etwas hervorbringen, keine fünf Menschen in Deutschland, welche über diese zartesten Geburten der Seele ein Urteil hätten. (Hebbel, Brief vom 27. IV. 1838.) Gabriel: Ich habe dir hier aufs Fenster…

Ballade des äußeren Lebens

  Und Kinder wachsen auf mit tiefen Augen, Die von nichts wissen, wachsen auf und sterben, Und alle Menschen gehen ihre Wege.   Und süße Früchte werden aus den herben Und fallen nachts wie tote Vögel nieder Und liegen wenig…

Grillparzers politisches Vermächtnis

Feldmarschall Radetzky und sein Sänger Gelten in der Not, allein nicht länger! Grillparzer In bedrängten Epochen wird der denkende Österreicher immer auf Grillparzer zurückkommen und dies aus zweifachem Grunde: einmal, weil es in Zeiten, wo alles wankt, ein Refugium ist,…

Lucidor

  Frau von Murska bewohnte zu Ende der siebziger Jahre in einem Hotel der inneren Stadt ein kleines Appartement. Sie führte einen nicht sehr bekannten, aber auch nicht ganz obskuren Adelsnamen; aus ihren Angaben war zu entnehmen, daß ein Familiengut…

Von einem kleinen Wiener Buch

  Anatol ist ein Einakter-Zyklus von Arthur Schnitzler. Als Buchausgabe erschien er im Herbst 1892, vordatiert auf das Jahr 1893. Das einleitende Gedicht stammt von Loris, einem Pseudonym des jungen Hugo von Hofmannsthal, der mit Schnitzler befreundet war. Die Stücke…

Der Ersatz für die Träume

Die Ankunft eines Zuges auf dem Bahnhof in La Ciotat ist ein französischer Stummfilm. Regie führten Auguste und Louis Lumière. Der Film feierte seine öffentliche Premiere am 28. Dezember 1895. Gedreht wurde der Film im Jahr 1895. Der Abend endete…

Die Wiener Gruppe

Aus der Asche des 2. Weltkriegs steig nicht nur die Gruppe 47 hervor, als Phönix sollte sich eine Boygroup aus Wien erweisen. Nach dem Zweiten Weltkrieg, der in Österreich vor allem für die Zivilbevölkerung fatale Auswirkungen hatte, bestand eine schwierige…

Eine kleine Geschichte der deutschsprachigen Lyrik

Vorbemerkung der Redaktion: Die Lyrik ist eine der frühen literarischen Formen. Wenn auch die frühesten überlieferten lyrischen Texte nicht als Gedichte im heutigen Sinne verstanden wurden – das Vorkommen von Reim bzw. Alliteration, einer Metrik oder eines sprachlichen Rhythmus genügt,…

Ein Brief

Dies ist der Brief, den Philipp Lord Chandos, jüngerer Sohn des Earl of Bath, an Francis Bacon, später Lord Verulam und Viscount St. Albans, schrieb, um sich bei diesem Freunde wegen des gänzlichen Verzichtes auf literarische Betätigung zu entschuldigen. Es…

Das Tagebuch eines Willenskranken

Oh, qu’un peu de bonheur naïf est une douce chose! Amiels Tagebuch, 16. April 1855 Die einzelnen sind es, welche die Leiden der Zeit leiden und die Gedanken der Zeit denken. Und Bücher, aus denen solch ein Schmerz der Zeit…

VORFRÜHLING

  Es läuft der Frühlingswind Durch kahle Alleen, Seltsame Dinge sind In seinem Wehn.   Er hat sich gewiegt, Wo Weinen war, Und hat sich geschmiegt In zerrüttetes Haar. Er schüttelte nieder Akazienblüten Und kühlte die Glieder, Die atmend glühten.…

Hugo von Hofmannsthal, eine poetische Reflexion

Die Erscheinung des jungen Hofmannsthal ist und bleibt denkwürdig als eines der großen Wunder früher Vollendung; in der Weltliteratur kenne ich bei solcher Jugend außer bei Keats und Rimbaud kein Beispiel ähnlicher Unfehlbarkeit in der Bemeisterung der Sprache, keine solche…