Destabilisierung der Textautorität

 

Das Werk von Angelika Janz erschließt sich nur dann richtig, wenn wir die Verflechtung ihrer Bildgedanken mit der Dichtung verstehen. Der Fragmentexterin geht es um die Zusammenführung von Bild und Abbild. Ihre Arbeiten sind ein Prozeß, der von Weiterungen, Abweichungen bestimmt ist, das Angepeilte erfüllt sich nicht so, wie es sich der Betrachter sich normalerweise vorgestellt.

Janz’ Wirken zielt auf die Wiederherstellung der zerstückelten Einheit von Musik, Sprache und Bewegung, von Kunst und Leben. Die Textgestalt traditioneller Lyrik hat die Autorin weit hinter sich gelassen. Die herkömmlichen lyrischen Ordnungsprinzipien wie Verse, Strophen und Reime werden von ihr außer Kraft gesetzt durch verschiedene Formen der Überschreibung und Rekombination des Urtextes. Die Aura poetischer Texte wird überschrieben, mit groben Streichungen und handschriftlichen Eingriffen in die Verse. So entsteht eine Poethologie des Flüchtigen, die den Fragmentarismus dieser Zeit spiegelt.

Mit der Offenheit der Form polemisiert Janz in ihren Fragmenttexten gegen die Affirmationsmaschine des Literaturbetriebs. Das Sakrale wird konsequent ausgehebelt, ihre Fragmentexte sind ein ästhetischer Genuss für die Liebhaber der schönen Künste. Wir verleihen ihr in Anerkennung dieses Werks den KUNO-Lyrikpreis 2015.

 

Weiterführend → 

Lesen Sie auch das Kollegengespräch, das A.J. Weigoni mit Angelika Janz über den Zyklus fern, fern geführt hat. Vertiefend ein Porträt über ihre interdisziplinäre Tätigkeit, sowie einen Essay der Fragmenttexterin. Ebenfalls im KUNO-Archiv: Jan Kuhlbrodt mit einer Annäherung an die visuellen Arbeiten von Angelika Janz. Und nicht zuletzt, Michael Gratz über Angelika Janz‘ tEXt bILd