Der Céline seiner Generation?

Obschon die Sperrfrist erst morgen endet, verreißt sich das sogenannte „meinungsbildende Feuilleton“ schon im Vorfeld das Maul. Nach Georg Diez‘ heftiger Kritik im Spiegel an Christian Krachts Roman „Imperium“ erkennt Andreas Fanizadeh zwar weiterhein eher auf „spleenige Leere“ als auf…

Sie mag das System nicht

Das, was man als Rap bezeichnet, habe ich bisher als Sportart begriffen. Faszinierend, wie ein Mensch 4 DIN-A-4-Seiten in Songform innerhalb von 3-5 Minuten runterrasseln kann. Und das ohne Sprachmelodie. Respekt. Dorottya Karsay jedoch ist kein Chic, das mit dem…

Sulamith

  O, ich lernte an deinem süßen Munde Zuviel der Seligkeiten kennen! Schon fühl ich die Lippen Gabriels Auf meinem Herzen brennen …. Und die Nachtwolke trinkt Meinen tiefen Zederntraum. O, wie dein Leben mir winkt! Und ich vergehe Mit…

Vom Erhabenen zum Grotesken

„Das eigentliche Vergnügen an der Arbeit des Schriftstellers“, erklärte der amerikanische Autor Walker Percy, „sind die Kontraste zwischen dem Schreiben als Möglichkeit, das Leben zu ordnen, und der darin berichteten alltäglichen Unordnung“. Solche Kontraste sind auch im Werk des Olaf…

Zwischenruf: Establishment-Avantgarde

Es gab eine Zeit, da war die künstlerische Avantgarde künstlerisch, da war sie tatsächlich vorn, vorn auf einem schöpferischen Weg. Die Empörung über die Gaskrieg-Massaker in Verdun und anderswo und auch über das Sterben so vieler  Künstler „für eine Hure…

Der Wald am Strand

Zuerst eine Verwirrung: Was hat der Titel des Buches mit den Gedichten zu tun? In Synke Köhlers Lyrikdebüt »waldoffen« stehen wir nicht im Wald, sondern fast ausnahmslos an Gewässern, wie schon die Kapitelüberschriften »Strandläufer« oder »Grenze im Fluß« suggerieren. Die…

Luftkuss

  Zwanzig nach zehn. Kathrin reckt sich unter der Decke. Sie liegt seit einer halben Stunde wach im Bett und starrt die Wände lä­chelnd an. – „Jetzt Schluss mit der Tagträumerei, auf, ich habe Hunger!“ Mit einem Ruck schwingt sie…

1001 Utopie

„…macht Rhizom, nicht Wurzeln, pflanzt nichts an! Sät nicht, stecht! Seid nicht eins oder viele, seid Vielheiten! Macht nie Punkte, sondern Linien! Geschwindigkeit verwandelt den Punkt in eine Linie!…“     Gilles Deleuze / Félix Guattari: „Rhizom“,  Merve Verlag Berlin 1976…

Was ist Kunst?

Lose kunsttheoretische Gedanken Als Kunstwissenschaftlerin muss man sich immer wieder die Frage stellen lassen, mal ganz provokant hingeworfen, mal schlicht dahergesmalltalkt, was das denn nun eigentlich sei, womit man sich da beschäftige. KUNST. Einerseits enervierend, sich rechtfertigen zu müssen für…

Mensch

  Erst die Fähigkeit, klares Denken mit Anteilnahme zu verknüpfen, macht dich zum wahren Menschen.   *** Unerhörte Möglichkeiten,  Edition Das Labor 2012 Von Herrn Nipp waren auf KUNO zwischen 1989 und 1994 Aperçus, Bonmots, und Sentenzen zu lesen. Eine…

Porträt der Hungertuchpreisträgerin Eva Kurowski

Eva Kurowski aus Oberhausen–Eisenheim erhält in Anerkennung ihres künstlerischen Werks das Hungertuch für Musik 2011 Eva Kurowski wuchs im Jazzkeller ihres Vaters Kuro in Oberhausen–Eisenheim auf und erlernte dort schon früh den Beruf der Jazzsängerin. Mit ihren eigenen zauberhaften Chansons…

ERFAHRUNG

  ohne das äußere zeichen glaubt es ja doch niemand wenn nicht die haut gelb wird und unter den augen dunkel und das gesicht bleich wenn nicht die hände zittern und groteske fehler machen und die füße versagen wenn nicht…

Verweis auf das Nachwort

Wirkliche Kunst hat die Eigenschaft, uns nervös zu machen, schreibt Susan Sontag in ihrem Essay Against Interpretation, was ist etwas anderes ist, als zu schockieren. Nicht auf Verunsicherung, nicht auf Kritik, die uns immer dazu bringen möchte, zu hinterfragen, würde Kunst…

Zum Geleit

Das Hungertuch (auch Passionstuch oder Schmachtlappen) verhüllt während der Fastenzeit in katholischen Kirchen die bildlichen Darstellungen Jesu. Es entstand aus dem jüdischen Tempelvorhang, der im Neuen Testament im Zusammenhang mit dem Kreuzestod Jesu mehrfach erwähnt wird. Dieses Tuch trennt die…

Dr. Lund and Mrs. Bohr

Die Bildhauerin Pia Bohr schält das Holz mit einem Stechbeitel, welcher auf direktem Wege das Geheimnis freilegt. Sie bearbeitet das Material mit einer erotisch grundierten Spiritualität wie den Apfel der Liebe oder den Pfirsich der Lust. Das organisch Vegetabile ihrer…

Verschwendung

  Kein Gedanke kann so verschwendet sein wie die Zeit, die du nicht gedacht hast.     *** Unerhörte Möglichkeiten,  Edition Das Labor 2012 Von Herrn Nipp waren auf KUNO zwischen 1989 und 1994 Aperçus, Bonmots, und Sentenzen zu lesen.…

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Stadt durchkämmen wenn Räder ihren Rhythmus auf den Zugschienen pochen: Ader aus Stahl sei ein Eskimo spieß den Mond auf die Harpune und schnall dir die Flossenschuhe an jemand wartet am Pol auf dich und macht ihn zu einem Garten…

Porträt des Hungertuchpreisträgers Manuel Quero

Queros Werke nutzen die Sprache der Folkwangschule und erweitern diese fortwährend in einen typischen Manuel-Gestus. Seine Mischungen verschiedener Musikrichtungen, von quietschendbunter Popmusik hin zu düsterer Zwölfton- oder melancholisch- heiterer Barockmusik stehen in deutlichem Bezug zur Vielfalt der Themen. Wenn innere…

Kon/Zen-tration

  A.J. Weigoni hört dem Posaunisten Phillip Bracht bei der gemeinsamen poetischen Performance zu. Dieter Meth beobachtete.   ***   Der Schuber, Werkausgabe der sämtlichen Gedichte von A.J. Weigoni, Edition Das Labor, Mülheim 2017 Weiterführend → Mehr zur handwerklichen Verfertigung…

Die Bleistadt

  Bum. Ein schrecklicher Paukenschlag zerriß die Luft, und wie eine große, feurige Rakete stieg der gewaltige Mond auf. Er war wie eine große kupferne Schallplatte an der Wand eines riesigen Tempels. Und er glitt in die schwarzen Wolken, wie…

Regalien

  Wie kaum eine andere Galerie in Deutschland hat ‘Der Bogen’ in Arnsberg immer großen Wert auf die handwerkliche Erarbeitung von Künstlerbüchern gelegt. Von den Materialbüchern des Jürgen Diehl, über die »Schland-Box« von Peter Meilchen, bis hin zu den Haimo…

Almuth Hickl in der Werkstattgalerie Der Bogen

Almuth Hickl arbeitet mit Werkgruppen, herbeigeführt werden diese Serien durch spielerisches Experimentieren. Ihr serielles Arbeiten sorgt für Bewegungsimpulse: Das Mäandernde, das assoziative Andocken und elastische Verschlingen von Erfahrungen, Erinnerungen und Empfindungen formen ihre Vorgehensweise: Wie viel Zeit lassen wir uns…

Wort- und Medienkompositionen

A.J. Weigoni, in puncto moderner Sprachtheorie und Ästhetik ganz auf der Höhe, setzt die verdinglichten Wendungen und Sprechhaltungen kritisch gegeneinander… Seinem zornigen Elan fehlt es bei alledem nicht an Pathos und Sehnsuchtsausdruck. Unversehens entsteht bei dieser linguistischen Abräumarbeit ein faszinierender…

Wie gut du doch verstehst

Weiterführend → Zum Thema Künstlerbücher finden Sie hier einen Essay sowie einen Artikel von J.C. Albers. Vertiefend auch das Kollegengespräch mit Haimo Hieronymus. Die Künstlerbucher sind erhältlich über die Werkstattgalerie Der Bogen, Tel. 0173 7276421

Figurenentblössungsshow

In ihrem Künstlerbuch „Jonahan und sein Gebet“ schreibt Denise Steger zudem über die Verunsicherung unserer personalen Identität. Die in Linz am Rhein lebende Artistin inszeniert eine grandios groteske Figurenentblössungsshow, sie beschreibt einen Kleinbürger mit einer antisozialen Persönlichkeitsstörung, der in der…

Zauberkraft der Kunst

  Bestechend in ihrer Andersartigkeit und von hohem ästhetischem Reiz sind die kurzen Geschichten und poetischen Splitter in dem Band »Auf silikonweichen Pfoten«. Erzählungsbände fordern vom Leser mehr Konzentration als Romane: immer neue Namen, immer neue Konflikte. Auf den ersten…

„Forever Young“

  Oliver Bopp kam auf die Idee, so ein Buch zu machen, in dem all die verstreut erschienenen, zum Teil längst vergriffenen Publikationen aufgelistet würden, die im Laufe meines bisherigen Schriftstellerdaseins veröffentlicht worden sind. Er wollte es „die ersten hundert“…