Monat: Juli 2008

Blick in Gebäudehalle

Annemarie Schwarzenbachs Nachlass befindet sich im Schweizerischen Literaturarchiv in Bern. Zum 75. Todestag hat die Schweizerische Nationalbibliothek über 3000 Fotografien aus dem Bestand des Schweizerischen Literaturarchivs digitalisiert und online gestellt. Es handelt sich um Reisebilder, die Annemarie Schwarzenbach in den…

Das Wohl des Königs

  Wohl ist dem König bei der flackernden Glühbirne abends. Sehr wohl ist ihm, wenn die Glühbirne die Wettervorhersage macht.   Eine Vorschau auf: Gedankenstriche von Joanna Lisiak Weiterführend → „Gedankenstriche ist eine mischung aus tagebuch, selbstreflexionen, werkstattbuch und alltagsbeobachtungen“,…

NADELNETZ

drehen flammen fäden in der haut trifft feuer die wunden von innen verschorft das gewebe unterm fell nadelt das netzwerk aus adern  im reservat des wildparks der organe  dem schlachtfeld der chirurgen zerschneide ich mich selber längst  vereine ich brennessel…

KUNO trauert um Isidore Isou

  Isidore Isou war der Sohn eines Restaurantbesitzers jüdischer Herkunft. Auf eigenen Wunsch verließ Isou das Gymnasium vorzeitig und arbeitete für die zionistische Untergrundzeitschrift Palestine, was unter dem antisemitischen Regime von Ion Antonescu lebensgefährlich war. Etwa zur gleichen Zeit wurde…

Nagel & Kimche

  Auf diesen Zürcher Verlag wurde ich erstmals durch Beat Brechbühls vom absägen der berge (2001) aufmerksam: ein vorzüglicher Gedichtband mit spritzigen Gedichten, die zeigen, daß der seit Jahrzehnten Lyrik schreibende und fördernde Beat Brechbühl nichts von seiner ursprünglichen Lebendigkeit verloren…

Literaturpreis Ruhr

Ich lebe hier und ich arbeite hier. Aber das Ruhrgebiet ist nur die Folie, vor der meine Geschichten spielen. Ich bin kein Ruhrpott-Poet, kein Herold des Reviers. Schriftsteller des Ruhrgebiets, das ist eine Bezeichnung, die nicht passt. (…) Ich habe…

Das Vergnügen, ein Wagner zu sein

  Das Vergnügen, ein Wagner zu sein, hält sich in Grenzen. Man muss immer wieder gegen Vorurteile und Klischees kämpfen. Katharina Wagner *** Der kleine Wagnerianer: Zehn Lektionen für Anfänger und Fortgeschrittene, von Enrik Lauer und Regine Müller, Beck C.…

Zufällige Gedankenschnipsel

  Während überall auf dieser schönen Welt die Menschen aneinandergeraten, hier ist die unangenehme Form gemeint, wenn schon nicht mit Keulen oder Messern, dann zumindest in Verbalattacken, soll es durchaus schon einmal vorkommen, dass einige sich unterhalten, dabei zwischen vermeintlicher…

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Ausreden: ich sei kein Zeuge Angstbasis Methan neben opalem Sommer *** Weiterführend → Ein Porträt von Sophie Reyer findet sich hier. In ihrem preisgekrönten Essay Referenzuniversum geht sie der Frage nach, wie das Schreiben durch das schreibende Analysieren gebrochen wird. Vertiefend…

Flucht

  (Nach Emily Dickinson: Die Sommerhimmel sehen …)   Vom vielen Nennen krumm, geh’n die Gedichte stumm auf schiefer Bahn einher. Die Verse wiegen schwer. Lasst sie gen Himmel ziehen. Wahre Gedichte fliehen –        *** Weiterführend →…

Aufbruch gelassen

  finger im wind was du im gürtel einnähst nimm mit Rose und licht straßen wie flügel goldenes Istanbul Khyberpaßritt   Sitzende reden aus mündern erloschen orange wahrheit papieren verbucht Gurus lehren hinter verbotsschildern viersprachig hast du urnen gesucht?  …

Aus dem Nichts

    Gott hat die Welt aus dem Nichts erschaffen. Aber das Nichts schmeckt durch. Paul Valéry       Paul Valéry war auf der Suche nach dem reinen Geist. Zu Lebzeiten galt er als größter französischer Lyriker seiner Zeit.…

Erscheinungsbildhauer

  auf dem Holzweg findet sich ein trocknes Herbarium gestorbener Metaphern nur Pilz– & Kasussammler sprechen ueber das Weltgericht > Szenario der stillgelegten Zeit vom work in progress zum work in regress geistig obdachlos, fremdbestimmt in den Aussenbezirken des global…

Ferdinand Raimund

Einleitung zu einer Sammlung seiner Lebensdokumente Dieses kleine Buch enthält ungefähr alles, was wir von Raimund wissen, und vermutlich alles, was wir jemals von ihm wissen werden; denn es ist darin Stück für Stück zusammengestellt, was im Lauf der Jahrzehnte…

SCHIELE

  Gespreizte Fingermöchten das Böse abwehrenden großen Kriegden Hungerder Schrecken steht dirim Gesichtdie Gliedmaßen verrenktwie nach einemGiftgasangriff   Heute entzückst dujapanische Touristen   Deine pornographischen Zeichnungenhängen in den Wohnzimmernvon Staatsanwälten   Späte Rache ist süßIch hoffedu lachst gut    …

Zierat

  Der Steinmetz poliert nur den Zierat für den Kaminsims; aber die Pyramiden sind roh behauen. In einem rauhen Äußeren, in unbearbeitetem Granit liegt ein Ernst, der zu Tiefen in uns spricht; eine glatte Oberfläche aber wirkt nur auf unseren…

Die Pflicht

  Jüngst war der Tod bei mir zu Gast, Unsichtbar stand er und hat still Und prüfend meinen Puls gefaßt, Als fragt er, ob ich folgen will. Da ward mein Körper schwebend leicht, Und in mir ward es licht und…

Rekonstruktion einer Beschädigung

Hier ist jetzt Jasagen heißt den Ursprung praktisch wittern. Hier war überall, lagern unsere Isolations- Protokolle. Welt ist Differenz wird Demaskierung war Wohnen Verlassen für nichts, war Du-Rufen ein Finden am frühen Ende im Selbstverlust. Nein, drüben soll einzig mein…

Höchstkapitalismus

  Meine Sorge ist nur, dass immer der Körper den Geist verrät, weil er stärker ist, es sei denn der Höchstkapitalismus ist Geist, aber das will ich nicht glauben. Oder alles Geistige ist nur eine andere Form des Körpers, das…

FÜR SIMDAN IN SHWIN (noch)

  Ich hab einen reiher verzaubert verzaubert im Pfaffenteich Die spreizen doch so ihren schopf  weißt doch der vertraute mir gleich   Ich hab es mit ihm besprochen geheim im maunzensprech Die enten schenkten ihm brot  weißt Wir dämpften mutierendes…

Nomen est Omen? Eine Nachlese

  Mit dem Verfolgen von Gedankenketten ist es wie beim Nachlaufen von Blumen um sie zu einem Bund zusammenzufassen. Ein Farb- beziehungsweise Antupfer ist Auslöser für die nächste und die nächste und die nächste. Was lädt zum Einsammeln verschiedener Blüten…

Zecke

  Die Haut brennt – roter Fleck. Pinzette faßt das schwarze Tier.       Bereits nachdem Jack Dorsey den ersten Tweet am 21. März 2006 verschickt hatte, war Herrn Nipp klar, das hier etwas Neues entsteht. Von Herrn Nipp…

Das Unglück des Junggesellen

  Es scheint so arg, Junggeselle zu bleiben, als alter Mann unter schwerer Wahrung der Würde um Aufnahme zu bitten, wenn man einen Abend mit Menschen verbringen will, krank zu sein und aus dem Winkel seines Bettes wochenlang das leere…