Teile und herrsche!

 

Hast du Schlange zähmen können?, frage ich Arthur.

Schlange sagte oft zu mir: Es ist gut, wenn ich dich lenke, Arthur, dann kannst du dich besser entscheiden.

Sie befreite dich von deiner Unsicherheit?

Ich weiß nicht, sagt Arthur, ob sie mich befreit hat um mich besser zu beherrschen.

Habt ihr euch geliebt?

In der Distanz, sagt Arthur, liebten wir uns, Nähe führte zwangsläufig zum Kampf um alles oder nichts.

Wer siegte, du oder Schlange?

Das kann man so nicht sagen, denn jeder Sieg war zugleich eine Niederlage. Für mich, sagt Arthur, war es günstiger zu unterliegen, denn nur in der Niederlage konnte ich gewinnen.

Dann hat sie dir also manchmal auch ihr Herz geschenkt?

Vielleicht, sagt Arthur. Auf jeden Fall konnte sie als Siegerin immer leichter den Gewinn mit mir teilen als umgekehrt.

 

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Arthurgeschichten von Ulrich Bergmann. KUNO 2017.

Als intensiver Beobachter verfügt Ulrich Bergmann über die Begabung, noch die alltäglichsten Details in den Mittelpunkt der Aufmerksamkeit zu rücken, um etwas über das Leben und die menschlichen Beziehungen zu erzählen. Er nennt seine Kurzprosa ironisch „gedankenmusikalische Polaroidbilder zur Illustration einer heimlichen Poetik des Dialogs“. Wir präsentieren in diesem Jahr auf KUNO alle Arthurgeschichten und warnen Sie: Ähnlichkeiten mit Lebenden oder Toten oder lebenden Toten sind zufällig, rein zufällig, absichtlich zufällig, zufällig absichtlich, rein absichtlich und nichts als die reine Absicht.

Weiterführend → Lesen Sie zu den Arthurgeschichten den Essay von Holger Benkel. – Eine Einführung in Schlangegeschichten von Ulrich Bergmann finden Sie hier.