Komische Elegie

 

Wenn ich ins Museum gehe, denke ich immer, sagt Arthur, ich renne offene Türen ein. Die Skulpturen schauen mich an, als ob sie mich schon erwarten.

Sie freuen sich dich wiederzusehen, sage ich.

Das dachte ich auch, sagt Arthur. Wenn ich an der Liegenden von Maillol vorbeigehe, kann ich nicht anders, ich muss sie berühren und fahre ihr über den ganzen Rücken und gehe weiter und schwebe zu den nächsten Figuren.

Wie Goethe in Italien!, rufe ich aus.

Das dachte ich auch, sagt er. Aber alle die Schönen aus Marmor und Bronze sind eifersüchtig, und wenn ich das Museum wieder verlasse und durch die Reihen der anderen Liegenden und Liebenden gehe, greifen sie nach mir, und ich bin am Ende ganz niedergeschlagen.

 

***

Arthurgeschichten von Ulrich Bergmann. KUNO 2017.

Als intensiver Beobachter verfügt Ulrich Bergmann über die Begabung, noch die alltäglichsten Details in den Mittelpunkt der Aufmerksamkeit zu rücken, um etwas über das Leben und die menschlichen Beziehungen zu erzählen. Er nennt seine Kurzprosa ironisch „gedankenmusikalische Polaroidbilder zur Illustration einer heimlichen Poetik des Dialogs“. Wir präsentieren in diesem Jahr auf KUNO alle Arthurgeschichten und warnen Sie: Ähnlichkeiten mit Lebenden oder Toten oder lebenden Toten sind zufällig, rein zufällig, absichtlich zufällig, zufällig absichtlich, rein absichtlich und nichts als die reine Absicht.

Weiterführend → Lesen Sie zu den Arthurgeschichten den Essay von Holger Benkel. – Eine Einführung in Schlangegeschichten von Ulrich Bergmann finden Sie hier.