Monat: Juni 2017

Alles Brillenträger!

  Wollten Sie schon immer wissen, was unsere Promis hinter den Kulissen treiben oder was sie wirklich herumtreibt? Woher Florian Schmeichler seine Inspirationen herholt? Wie sich Silke Blende auf die Rolle ihres Lebens vorbereitet. Oder wie Mary-Lou Kulka ihr Comeback…

O. T.

  Vor nachttau friert die frühe ein mädchen ohne mann Sie gibt sich alle mühe und facht die sonne an   Die bäume werfen blätter der himmel wirft das blau in rallentandowetter in regenschräges grau   Der mittag liegt im…

Hermetischer Zirkel

  Hast du heute schon an Schlange gedacht?, frage ich Arthur. Ja, sagt er, ich wollte ihr vorhin eine Postkarte schreiben, aber ich kam nicht dazu. Ich habe die Karte schon gekauft: Ich als Hermes. Aha, sage ich, du warst…

Sie hat sich nicht täuschen können

  Sie hat sich nicht täuschen können die Zeit über am Schreibtisch in dem Zimmer. Es hat sich im TON etwas geändert, kürzere Abstände im Rhythmus des Sehens. Dazwischen grassierte das Zimmer, das Zimmerimmer, das Zimmerhin. Kein Vorrat keine Neige.…

Neues aus der Kaukasischen Bibliothek

  Auch der vorletzte Band der bislang in der Kaukasischen Bibliothek publizierten Gedichte und Prosa zeichnet sich durch eine vorbildliche Einführung in das Werk des georgischen Dichters Badri Guguschwili (1951-1996) und in das kulturpolitische Umfeld seiner Publikationen aus. In seiner…

fraß

unter allen gipfeln ist aas kündet kreischend die stimme nach der schlacht im wind der wüste hängen felle an pfählen folg ich der säugenden hyäne über die grenze     *** Seelenland, Gedichte von Holger Benkel , Edition Das Labor…

Peinlichkeit

    Ja, tue Gutes und sprich darüber, peinlich ist es aber, nichts zu tun und darüber zu sprechen.     *** Über Heblichkeiten, Floskeln und andere Ausrutscher, aus den Notizbüchern von Herrn Nipp, herausgegeben von Haimo Hieronymus, Edition Das…

:

  in dieser inneren Kälte Flammenspinne an die Handgelenke gekrallt: ach Verdacht auf Liebe     ***   Weiterführend → Ein Porträt von Sophie Reyer findet sich hier. In ihrem preisgekrönten Essay Referenzuniversum geht sie der Frage nach, wie das Schreiben…

Gute Nacht, gute Nacht!

  Wenn ich gleich einschlafe, sagt Schlange, bin ich dann nicht mehr da, oder bist du nicht mehr da, oder sind wir alle beide weg? Wenn ich wach bleibe, sagt Arthur, bin ich da, aber du siehst mich nicht, und…

Scherz, Satire, Ironie und tiefere Bedeutung

Kein Mensch verdient, dafür geehrt zu werden, dass er lebt. Jean-Paul Sartre Nur zwei harte Währungen kennt der deutsche Literaturbetrieb. Die eine ist: Geld. Die andere heißt: Authentizität. Sie ist wichtiger als Preise, weil man Preise verachten kann, wenn man…

Hungertuch • Revisited

Vorbemerkung: Vor 10 Jahren wurde dem Sprechsteller A.J. Weigoni der Hungertuchpreis verleihen. KUNO erinnert daran mit der Würdigung:   A.J. Weigoni erlag der Faszination des Mediums Radio in seinen Kindertagen, als der Rundfunk zu einem Zauberinstrument des Wortes wurde, zur…

DEN FORENSISCHEN ADRESSATEN

  Im Konservatorium der Dinge.Wir werfen Märchen anauf schizophrenen Grund,belächelt von Maschinen,die auf Eis dieselbe Schwere habenwie mein Blut.In Senfkörnern zuhause,die Trümmer toter Sonnenlinks und rechts.Verfrüht die Hoffnung aufEmpörung und Arenen,die Straßenzüge riechennach Reform und Flugbenzin,und fremde Trauer lehntan allen…

Der letzte ›aussersprachliche‹ Punkt

Ein Gesamtwerk auf nur 263 Textseiten – weniger noch, wenn wir uns auf Daniel Walters immanentes Werk konzentrieren möchten und die – ohne jeden Zweifel die Edition erklärende und veredelnde – Tara: das sehr persönliche Vorwort des Herausgebers Christian Kläui,…

Heimat

  die Wiese und der Waschbeton von klein auf einander versprochen   uns Kindern gefiel ihre Beständigkeit das Alter, das ihnen von Beginn   anhaftete wie die Vorstellung einer Goldenen Hochzeit. das Glück, die   Vororttage in Baumgeschwindigkeit auf Fenstern…

Dichte Lohe • Revisited

Vorbemerkung: Im Rahmen der Publikation des lyrischen Gesamtwerks des Sprechstellers A.J. Weigoni blickt Ulrich Bergmann auf den Mittelteil der Trilogie Letternmusik, Schmauchspuren – eine Todeslitanei, Dichterloh – Kompositum in vier Akten zurück: Lieber Weigoni, werter Champion der Twitteratur, ich habe Ihr…

Eine Nacht

Eine Nacht hat er geschlafen eine Nacht Briefe geschrieben jaduja. Auf dem Stuhl verschiebt sich das Kissen der Stuhl wandert am Tisch entlang. Im Schlaf verschiebt sich die Decke der Schlaf zentimeterbreit über der Wahrnehmung. Eine Nacht ist ein Briefschlaf…

Hungertuch 2017, Sparte Musik für Christoph Staude

  Christoph Staude ist ein brillanter Pianist, der nicht nur eigene Werke, sondern auch die Klavierliteratur der Vergangenheit meisterhaft beherrscht, sei es Beethoven, sei es Alexander Skrjabin oder seien es viel randständigere Komponisten. Das ist aber natürlich nur ein Teil…

Hungertuch 2017, Sparte Bildende Kunst für Roland Bergère

  Ich glaube, es gibt kaum einen bildenden Künstler, der so beharrlich, so ausdauernd und systematisch, dabei so unprätentiös und ehrgeizlos an seinem Werk feilt wie Roland Bergère. Umso erstaunlicher ist dies, weil es gewissermaßen um das Nichts, um ein…

Hungertuch 2017, Sparte Literatur für Stan Lafleur

  Stan Lafleur ist durch seine Arbeit als Lyriker, Spoken-Word-Performer, Herausgeber des Little Mag.‘s „Elektropansen“ und Initiator der Kölner Sprechecke und vieler anderer Projekte in Köln seit den 1990er Jahren weithin bekannt. Seit 2009 widmet er sich verstärkt seinem Blog…

O. T.

  Im Labyrinth von Beuys und Reliwette wo alle sind die von der goldnen kette ein glied zu werden hoffen so wie wir da kommen wir geloffen auch 04   *** Zeitgefährten von HEL, KUNO 2017 Die Zeitgefährten sind zwischen 1977…

Fingerübung

  Jeden Tag ein Gedicht schreiben, habe ich mir gedacht. Kein Schmonzes über rote Rosen und Sonnenuntergänge, keine Lügen über Liebe. Renitent möchte ich sein, Thanatos gegenüber, und auch ansonsten rebellieren gegen alles. Als Fingerübung und noch mehr. Jeden Tag…

Es waren die Geräusche

  Es waren die Geräusche zwischen dem Zimmer und der Straße, die hellhörig werden ließen. Nachdem man Zimmer und Straße auf Ihre  Geräusche hin überprüft hatte, d.h. auf ihre ursächliche Gebundenheit an Dinge, kam man zu dem Schluss, d i…

Die Dorfdünenfänger

Yacouba Sawadogo und ein neues wort: Z A I   die düne vorm dorf da half kein gebet die hat’s jedes jahr näher rangeweht   Da knüpften die frauen der düne ein netz No trotzkamel aber benimmt sich bis jetz…

Verleihung des Hungertuchs 2017

  Heute wird im amschatzhaus der Künstlerpreis Das Hungertuch verliehen. Diese von Ulrich Peters begründete Auszeichnung ist ein Preis, verliehen von Künstlern an Künstler. Er unterstreicht das Ideelle und Nachhaltige der künstlerischen Produktion und ist ein Plädoyer für die künstlerische…

Denkanstösse der écriture féminine

  The future is female, lautet ein bekannter Graffito im 20. Jahrhundert. Wenn dem so ist, hat sie das Antlitz von Patricia Brooks. Im 3. Jahrtausend bedroht vom Islamismus, schockiert vom Populismus und überwacht von Konzernen durch Algorithmen kehren Autoren…

Der GröKünz

Slice me Nice! Die mythische Figurenwelt Wagners (Parsifal, Kundry oder Klingsor) trifft auf eine zukünftige Mondbasis, die wiederum von Richard Wagner, wie auch von Fancy, Marlon Brando, Zardoz, dem Wickerman und Barbarella bewohnt wird. Ein elektrisierter Eagle Transporter schwebt übers…

100 soucis

  Ich mach mir so viele Sorgen, sagt Schlange, ich denke immer, dass du mich eines Tages verlässt. Warum, sagt Arthur, machst du dir Sorgen um etwas, das mit Sicherheit eintritt? Du machst aber keine gute Reklame für unser Glück,…

FÜR HELMHOLD REINSHAGEN

      zum elften todestag   Er war von der voralten bande er brachte Neandern in brot und wenn er brüllte  dann brüllte er katzen und hundsfötter tot Sie hausten am Altrhein im Eller da keuchte kein Gumbert  kein ried und…

Hör-Spielen gegen das Reglement

Der Rundfunk hat die Literatur zu einem stummen Gebiet gemacht. Alfred Döblin, 1929 Ein Blick zurück: 1991 legen A. J. Weigoni und Frank Michaelis in Zusammenarbeit mit den Schauspielern Marion Haberstroh und Kai Mönnich die zum Schlagwort gewordenen Literaturclips beim…

Leben

  Das extreme Leben ist eine Sucht, du brauchst täglich mehr davon.     *** Über Heblichkeiten, Floskeln und andere Ausrutscher, aus den Notizbüchern von Herrn Nipp, herausgegeben von Haimo Hieronymus, Edition Das Labor 2017. Weiterführend →  Kuno fasst die ersten…

Die Gehilfen

Kaum waren alle fort, sagte K. zu den Gehilfen: „Geht hinaus!“ Verblüfft durch diesen unerwarteten Befehl folgten sie, aber als K. hinter ihnen die Tür zusperrte, wollten sie wieder zurück, winselten draußen und klopften an die Tür. „Ihr seid entlassen“,…

Um die kalten Ecken

Zum 10. Todestag erinnert KUNO an Wolfgang Hilbigs zweiten Roman „Ich“ Auch wenn es am Anfang teils hakte und ziepte und man sich vor allem bei den essentiellen Textformen Wolfgang Hilbigs (Bände 1 und 2 der Ausgabe) zuweilen etwas mehr…

Du mein fragloses Hin

  Du mein fragloses Hin/HIN wie die Konsequenz so der Rückzug. Die Nacht wurde, nichts dunkler. Die Abwesenheit ein Wittern nach der Tür. Ein Schreiben hinter führt wenig/ vorwärts, da lang. Sieh zwei kurze Hände, von rückwärts der Satz nach…

Das zehnte „Versnetz“

Es gehört zu den Merkwürdigkeiten der Gegenwart, dass die Dichter nicht mehr als Rätsel gelten. Peter von Matt Vorbemerkung der Redaktion: Eine der wichtigsten Lyrik-Anthologien feiert eine runde Zahl. KUNO bat den Herausgeber Axel Kutsch um einen Rück-, Nah-  und…