Tauchet ein

 

Mahnung. Ahnung. Bannung. Fläche. Wand. Farbe.

“Tauchet ein, tauchet ein, der Maler macht die Wände fein.”

Monochrom mecklenburgisches Winterblau. Zwanglos zufälliger Zugriff auf: Blaue Blumen. Die Überwältigung der Sinne, – durch das Ideal.

In einen Raum hineingreifen. In die Räumlichkeit eingreifend. Dieses Wirkungsfeld bricht über die Farbe auf. Scheintüren markieren einen Übergang. Das Acryl bezeichnet die Höhe der Nische.

Das Tuch macht die Höhe des Raumes kenntlich. Lappen. Laken. Segel. Wallende Gewänder, Totenhemden. Der Mensch als Masstab. Schwankende Planken.

Das Format, rechteckig. Die Form der Tür, Deckel für einen Sarg. Portal. Die Räume hinter den Räumen.

Bilder ausschwitzen. Farbe abtropfen lassen. In Acryl giessen. In rohen Nesselstoff sickern lassen. Eine gleichmässige Struktur. Ein Raster. Farbe manifestiert sich im Material. Als Material. Im Fluss. In Fluss. Im Farbfluss. Die Schwelle zwischen Wand und Grund wird überbrückt. Farbe löst sich von der Begrenzung. Wuchert. Ein Delta zwischen Mauer und Boden.

Keine Runen. Keine Symbole. Keine Zeichen. Entrümpelung. Entleerung. Der Überhang wartet auf die Bespannung. Auf die Rahmung. Nichts wird verborgen. Nichts wird unter den Teppich gekehrt.

Tauchet ein, Tauchet ein…

 

 

 

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Eine Vorschau auf: Cyberspasz, a real virtuality, Novellen von A. J. Weigoni. Edi­tion Das Labor, Mülheim an der Ruhr 2012.

Covermonatge: Jesko Hagen

Weiterführend →

KUNO übernimmt Artikel von Jo Weiß aus Kultura-extra, von Karl Feldkamp aus Neue Rheinische Zeitung und von Christine Kappe aus der vom Netz gegangenen fixpoetry. Betty Davis sieht in Cyberspasz eine präzise Geschichtsprosa. Margaretha Schnarhelt erkennt in der real virtuality eine hybride Prosa. Enrik Lauer deutet diese Novellen als Schopenhauers Nachwirken im Internet. In einem Essay betreibt KUNO dystopische Zukunftsforschung.