Schlagwort: Peter Paul Wiplinger

Eine Erinnerung an Erwin Ringel

  „Servus, Franz!“, sagte ich, nachdem mich meine Lebensgefährtin Susanne mit „Der Ringel ist am Apparat“ ans Telefon gerufen hatte. Ich dachte, der Maler Franz Ringel sei es und wunderte mich noch, warum der bei mir anrufen sollte, obwohl wir…

Eine Erinnerung an Manès Sperber

  Er war für mich der Inbegriff eines durchgeistigten, analytisch-deduktiv scharf denkenden Intellektuellen. Ich sehe ihn noch wie lebendig vor mir. Seine schlanke, hohe Gestalt, das weiße glatte Haar, sein schmales, asketisch wirkendes Gesicht, seine straffen Bewegungen, knapp, zielgerichtet im…

Heil Hitler! Grüß Gott!

  Der liebe Gott Gott-Vater Gott-Sohn Gott-Heiliger-Geist die Dreieinigkeit Gottes die Dreifaltigkeit Gottes der gerechte Gott der zürnende Gott der strafende Gott der gütige Gott der barmherzige Gott der mit Dornen gekrönte Gott der Gott der für uns am Kreuze…

Erinnerung an Friedrich Heer

  Jeder Intellektuelle kannte schon in den Sechzigerjahren den Friedrich Heer, den Provokateur, diesen ungewöhnlichen Menschen. Ich erinnere mich an das erste Zusammentreffen mit ihm bei einer Veranstaltung zum Thema Holocaust im Hörsaal 1 des Neuen Institutsgebäudes der Universität Wien…

Eine Erinnerung an Viktor Matejka

  Wir gingen auf einem langen roten Teppich die vielen Stufen hinauf zum Festsaal im Wiener Rathaus. Irgendeine Festivität fand dort statt und der ehemalige (kommunistische) Kulturstadtrat Dr. Viktor Matejka war dazu eingeladen. Wie so oft rief er mich an…

ECHOLOT

  Echolot heißt der prägnante Titel eines 1982 vom Adalbert-Stifter-Institut des Landes Oberösterreich als Folge 2 der „Schriften zur oberösterreichischen Literatur“ herausgegebenen Essaybandes, der eine in verschiedene Kapitel gegliederte Reihe von Essays, Vorträgen und Notizen der österreichischen Dichterin Gertrud Fussenegger…

Gnadenfrist

Vor zehn Jahren starb der Lyriker Alfred Gong in New York City. Eine Erinnerung Als Vorwort zum Gedichtband „Gnadenfrist“ von Alfred Gong steht der Ausspruch eines lndianerhäuptlings: „Was ist schon ein Leben? / Ein winziger Schatten nur, der übers Gras…

AUFGABE UND VERANTWORTUNG DES SCHRIFTSTELLERS

  Angesichts dessen, daß die Welt und die Menschheit immer wieder vor scheinbarunbegreiflichen Ungeheuerlichkeiten und dem damit verbundenen Wahnsinn derGewalt als Mittel der Auseinandersetzung stehen und den Krieg als „Fortsetzungder Politik mit anderen Mitteln“ akzeptieren, angesichts der drohenden totalenökologischen Katastrophe…

Davongekommen

  Gleich nach der Nazizeit und nach dem Krieg sah man sie wieder: diese Gestalt, dieses Wesen, das weder nach Mann noch Frau aussah, eingehüllt bis über den Kopf hinauf, nur mit freiem Gesicht, in Decken, liegend in einer Art…

WIEDERBEGEGNUNG

mit W. Kuprijanow     du erzählst uns heitere geschichten   als du soldat warst irgendwo im Ural   dein bubenlächeln die schüchternheit   dieses abtasten der vergangenheit   Wiener Schnitzel mit Kartoffelsalat   Grüner Veltliner aus der Wachau  …

Eine Erinnerung an Hilde Spiel

  Bei einer der PEN-Konferenzen im slowenischen Bled war es, daß Frau Dr. Hilde Spiel mir aus der Verlegenheit half. Am Ende der Tagung war nämlich jedes Mal sowohl ein kleiner Ausflug in die Umgebung mit einem „Picknick“ als auch…

Die Bedeutung der Literatur im neuen Europa

    Noch vor einem Jahr und noch mehr vor zwei Jahren wäre dieses Symposium mit diesem Gesprächsthema nicht möglich, sogar un­vorstellbar gewesen, weil wir nicht die entsprechenden Gedankeninhalte zu diesem Thema gehabt hätten. Noch vor zwei Jahren trennte der…

Eine Erinnerung an Peter Henisch

  In den frühen Siebzigerjahren war ich einmal bei einer Podium-Veranstaltung in der Kleinen Galerie in der Neudeggergasse in Wien. Da hat ein junger Schriftsteller mit schwarzem Wuschelkopf Gitarre gespielt und dazu gesungen; auch gelesen hat er, Gedichte und anderes.…

Eine Erinnerung an György Sebestyén

  Ein anderer, ebenso viel zu früh verstorbener Freund war der ungarisch-österreichische, aus einer katholisch-jüdischen Familie stammende Schriftsteller, Kulturjournalist, Chefredakteur und ehemalige Präsident des Österreichischen P.E.N.-Clubs György Sebestyén. Er hatte Ethnologie studiert. Nach der von der Sowjetarmee niedergeschlagenen Ungarn-Revolution von…

Kriegsgefangene

  Ein verschwommenes Erinnerungsbild: Wir gehen hinaus zum Turnsaal, der am Rande des Ortes steht. Dort sollen russische Kriegsgefangene sein; ob für länger oder nur kurz als in einem Übergangsquartier untergebracht, wissen wir nicht. Tatsächlich sind viele Männer, sehr schlecht…

Eine Erinnerung an Friedrich Torberg

  „Bravo, junger Freund!“ rief Torberg, der einige Reihen vor mir saß ganz laut, drehte sich um und nickte mir mit einem freundlichen Lächeln zustimmend zu. Das war in Fresach, bei einer der internationalen Schriftstellertagungen, in den Siebzigerjahren. Soeben hatte…

KAMERADSCHAFT UND KRIEG

  die straßen sind voll mit alten kämpfern   und immer wieder hört man die worte kameradschaft krieg   das zeichen des kreuzes als zeichen des todes als zeichen des tötens   verdienstvoll am rock braun ist der anzug hart…

Eine Erinnerung an Ilse Tielsch

  Mit ihr und ihrem Mann Rudi waren wir in den letzten Jahrzehnten oft zusammen, bei allen möglichen Gelegenheiten, bei PEN- und Podium-Veranstaltungen, bei den Symposien des Morgen-Kreises in Ottenstein, bei offiziellen Anlässen ebenso wie in einer Freundesrunde. Die Tielsch…

Bildersprache

  Für meine meditative Schau eignet sich bestens die Stille und Schönheit der Natur Nichts regt mich zu diesem Hineindenken in das Wesen und in die Wahrheit mehr an als zum Beispiel der intensive Anblick eines Kornfeldes oder sanfter Hügelhänge…