Geschichte und Aufgaben des Mainzer Minipressen-Archives

 

Das Mainzer Minipressen-Archiv (MMPA) besteht in seiner jetzigen Form seit 1980 und ist dem Gutenberg-Museum angeschlossen. Ursprüngliche Aufgabe des MMP-Archives ist die Sammlung der literarischen Erzeugnisse von kleinen und kleinsten Druckereien und Verlagen, auch Minipressen genannt, deren Produktion in öffentlichen Bibliotheken und Archiven erfahrungsgemäß nur schwer Aufnahme fand. Entweder wurden die geringen Auflagen gar nicht bekannt, oder aber als „Alternativliteratur“ nicht zur Kenntnis genommen.

Diese Kleinstdruckereien und Kleinverlage kommen seit 1970 alle zwei Jahre auf der Mainzer Minipressen-Messe (MMPM) – Internationale Buchmesse der Kleinverlage und künstlerischen Handpressen – zusammen, bei deren Veranstaltung das MMP-Archiv wesentlich beteiligt ist. Initiator und erster Veranstalter der Messe war Norbert Kubatzki, ein Mainzer Kleinverleger.

Ein Teil der von den Minipressen ausgestellten Bücher und Zeitschriften wird nach der Messe dem MMPA übereignet, gleichermaßen als Dank für die kostenfreie Ausstellungsmöglichkeit. Der Fundus des MMPA entstand im wesentlichen durch diese Spenden. Hinzu kamen u. a. die vollständige Zeitschriftensammlung des  U-Archives (Hamburger Untergrundarchives), eine vollständige Ausgabe der linken Tageszeitung taz, die Literaturzeitschriftensammlung von Günther Emig (Herausgeber des Verzeichnisses deutschsprachiger Literaturzeitschriften VdL), die Alternativzeitschriften von Udo Pasterney (Hrsg. der „Bibliographie der Gegenkultur“), die Alternativzeitschriftensammlung von Hadayat-Ullah PG Hübsch, sowie viele neuere in Kleinverlagen erschienene Literatur- und Kulturzeitschriften.

Das MMPA bildet eine einzigartige Sammlung von Büchern (ca. 6.000), Zeitschriften, (ca. 2.000 Titel in 20.000 Heften), Pressendrucken (ca. 200), Videos (ca. 30), Tonträgern (ca. 200), Plakaten (ca. 500), Flugblätter (ca. 1.000), Prospekten aus Kleinverlagen (ca. 30.000) und Kleinverlagsadressen (ca. 4.500/Stand 02/03) und gibt damit einen guten Überblick über deren Produktion im deutschsprachigen Raum. Der Benutzer erhält einen guten Eindruck über das Entstehen und die Arbeit von Minipressen und das Archiv vermittelt – durch Gespräche, Seminare und weiterführende Literatur – erste Hilfen zum Selbstverlag eigener Werke oder zur Gründung eines eigenen Verlages. Seit 1987 erhält die Messe einen steigenden Zulauf von Kleinverlagen aus ganz Europa; neben französischen, holländischen und englischen „small presses“ nehmen zunehmend auch junge Verlage aus dem Osten Europas daran teil und spenden dem Archiv ihre Produktion.

Zur jeweiligen Messe gibt das MMPA einen Katalog internationaler Pressen, Klein- und Autorenverlage heraus, welcher über 450 Adressen, Verlagsvorstellungen und Artikel zum Kleinverlagswesen, zur Buchkunst und Schriftstellerei enthält.

Darüber hinaus bearbeitet das MMPA auch den V. O. Stomps-Preis der Stadt Mainz. Aus Beständen des Archives und Leihgebern stellten wir diverse Ausstellungen zusammen, die sich interessierte Institutionen ausleihen können. So verfügen wir zur Zeit über folgende Ausstellungen:

– Retrospektive Mainzer Minipressen-Messe
– V. O. Stomps-Preisträger der Stadt Mainz
– der Vorzeichner der Alternativbewegung Gerhard Seyfried

 

 

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Jürgen Kipp, Photo Privat

Weitere Informationen sind erhältlich beim:
Mainzer Minipressen-Archiv des Gutenberg-Museums
Ansprechpartner: Jürgen Kipp
Liebfrauenplatz 5
55116 Mainz
Tel.:  0 61 31 – 12 26 76
Fax.: 0 61 31 – 12 26 76
www.minipresse.de
info@minipresse.de

 

 

 

 

Weiterführend

Obwohl die nonkonformistische Literatur ehrlich und transparent zugleich sein wollte, war gegen Ende der 1960er nur schwer zu fassen, die Redaktion entdeckt die Keimzelle des Nonkonformismus in der die Romantiker-WG in Jena. Zu den Gründungsmythen der alten BRD gehört die Nonkonformistische Literatur, lesen Sie dazu auch ein Porträt von V.O. Stomps, dem Klassiker des Andersseins. Kaum jemand hat die Lückenhaftigkeit des Underground so konzequent erzählt wie Ní Gudix und ihre Kritik an der literarischen Alternative ist berechtigt. Ein Porträt von Ní Gudix findet sich hier (und als Leseprobe ihren Hausaffentango). Lesen Sie auch die Erinnerungen an den Bottroper Literaturrocker von Werner Streletz und den Nachruf von Bruno Runzheimer. Zum 100. Geburtstag von Charles Bukowski, eine Doppelbesprechung von Hartmuth Malornys Ruhrgebietsroman Die schwarze Ledertasche. 1989 erscheint Helge Schneiders allererste Schallplatte Seine größten Erfolge, produziert von Helge Schneider und Tom Täger im Tonstudio/Ruhr. Lesen Sie auch das Porträt der einzigartigen Proletendiva aus dem Ruhrgebeat auf KUNO. In einem Kollegengespräch mit Barbara Ester dekonstruiert A.J. Weigoni die Ruhrgebietsromantik. Mit Kersten Flenter und Michael Schönauer gehörte Tom de Toys zum Dreigestirn des deutschen Poetry Slam. Einen Nachruf von Theo Breuer auf den Urvater des Social-Beat finden Sie hier – Sowie selbstverständlich his Masters voice. Und Dr. Stahls kaltgenaue Analyse. – Constanze Schmidt beschreibt den Weg von Proust zu Pulp. Ebenso eindrücklich empfohlen sei Heiner Links Vorwort zum Band Trash-Piloten. Inzwischen hat sich Trash andere Kunstformen erobert, dazu die Aufmerksamkeit einer geneigten Kulturkritik. In der Reihe Gossenhefte zeigt sich, was passiert, wenn sich literarischer Bodensatz und die Reflexionsmöglichkeiten von populärkulturellen Tugenden nahe genug kommen, der Essay Perlen des Trash stellt diese Reihe ausführlich vor. Die KUNO-Redaktion bat A.J. Weigoni um einen Text mit Bezug auf die Mainzer Minpressenmesse (MMPM) und er kramte eine Realsatire aus dem Jahr 1993 heraus, die er für den Mainzer Verleger Jens Neumann geschrieben hat. Jürgen Kipp über die Aufgaben des Mainzer Minipressen-Archives. Ein würdiger Abschluß gelingt Boris Kerenski mit Stimmen aus dem popliterarischen Untergrund.