Statt eines Traums

 

Verbot zu ankern. Laß ihn weiterziehen,

den schwarzen Kahn, gemähter Nächte voll.

Die toten Sterne kennen keinen Hafen.

Wer einmal zielte, bleibt als Schütze stehn,

für immer kreisend auf der Mondlichtscheibe,

auf flachem Graben um ein Wasserschloß.

Verbot zu fangen. Goldnen Widerhaken

im Mund, so zieht der Panzerfisch vorbei,

der mordgeschuppte, mit zerbrochnen Augen,

die Beute, stumm, gewendeten Gesichts.

Wir raffen hohle Wellen nur im Schlafen,

und keins der Schiffe legt die Brücke an

zum Frachtvertäuen, Wechseln, Gästeladen,

zur Inselflucht. Wir bleiben Mann im Mond

und ziehn gebunden, armberaubte Wächter,

am Tag vorbei, vertröstet, Traum statt Tod.

 

 

 

***

Eine Leseprobe von Margot Scharpenberg aus dem Band: Panorama moderner Lyrik deutschsprechender Länder. Von der Jahrhundertwende bis zur jüngsten Gegenwart. Hrsg. Wolfgang Hädecke u. Ulf Miehe. Gütersloh: S. Mohn, o.J. (1965), S. 423

Weiterführend Poesie zählt für KUNO zu den identitäts- und identifikationstiftenden Elementen der Kultur, dies bezeugt der Versuch einer poetologischen Positionsbestimmung. Um den Widerstand gegen die gepolsterte Gegenwartslyrik ein wenig anzufachen schickte Wolfgang Schlott dieses  post-dadaistische Manifest. Warum Lyrik wieder in die Zeitungen gehört begründete Walther Stonet, diese Forderung hat nichts an Aktualität verloren. Lesen Sie auch Maximilian Zanders Essay über Lyrik und ein Rückblick auf den Lyrik-Katalog Bundesrepublik, sowie einen Essay über den Lyrikvermittler Theo Breuer. KUNO schätzt den minutiösen Selbstinszenierungsprozess des lyrischen Dichter-Ichs von Ulrich Bergmann in der Reihe Keine Bojen auf hoher See, nur Sterne … und Schwerkraft. Gedanken über das lyrische Schreiben. Lesen Sie ein Porträt über die interdisziplinäre Tätigkeit von Angelika Janz, sowie einen Essay der Fragmenttexterin. Ein Porträt von Sophie Reyer findet sich hier, ein Essay fasst das transmediale ProjektWortspielhallezusammen. Auf KUNO lesen Sie u.a. Rezensionsessays von Holger Benkel über André Schinkel, Ralph PordzikFriederike Mayröcker, Werner Weimar-Mazur, Peter Engstler, Birgitt Lieberwirth, Linda Vilhjálmsdóttir, und A.J. Weigoni. Lesenswert auch die Gratulation von Axel Kutsch durch Markus Peters zum 75. Geburtstag. Nicht zu vergessen eine Empfehlung der kristallklaren Lyrik von Ines Hagemeyer. Diese Betrachtungen versammeln sich in der Tradition von V.O. Stomps, dem Klassiker des Andersseins, dem Bottroper Literaturrocker „Biby“ Wintjes und Hadayatullah Hübsch, dem Urvater des Social-Beat, im KUNO-Online-Archiv. Wir empfehlen für Neulinge als Einstieg in das weite Feld der nonkonformistischen Literatur diesem Hinweis zu folgen.

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