Japanische Lyrik

Vorbemerkung der Redaktion: Die Lyrik ist eine der frühen literarischen Formen. Wenn auch die frühesten überlieferten lyrischen Texte nicht als Gedichte im heutigen Sinne verstanden wurden – das Vorkommen von Reim bzw. Alliteration, einer Metrik oder eines sprachlichen Rhythmus genügt, in diesem Jahr kümmert sich KUNO um die unterschiedlichen Ausprägungen.

Der allgemeine Begriff für Gedicht im Japanischen ist uta (歌, in Zusammensetzungen auch -ka oder 唄), was auch „Lied“ bedeutet. Traditionell unterscheidet man japanische Gedichte (Waka) und chinesische Gedichte (Kanshi). Die Hauptformen des Waka sind das Kurzgedicht, Tanka, mit 5-7-5-7-7-Moren und das Langgedicht, Chōka, mit 5-7-5-7- … -5-7-7-Moren. Aus der Verkettung von Tanka entstand das Kettengedicht, Renga, dessen Eröffnungsvers mit 5-7-7-Moren später zur eigenständigen Gedichtform Haiku wurde. Ähnlich kurz ist auch das Senryū, das außerhalb Japans nach dem Haiku die bekannteste Form japanischer Poesie darstellt.

Gedichte sind bereits in den beiden ältesten überlieferten japanischen Werken, den Reichschroniken Kojiki und Nihonshoki von 712 bzw. 720 n. Chr. enthalten. 759 n. Chr. erschien mit dem Man’yōshū die erste Gedichtanthologie, die knapp 4500 Gedichte umfasst, wobei ein Teil der Gedichte bis in das frühe 6. Jahrhundert n. Chr. zurückreicht. Obwohl die Werke im Man’yōshū zum Großteil der Hofdichtung zuzuordnen sind, finden sich darin auch Gedichte aus dem einfachen Volk, etwa Soldatengedichte. Die japanischen Kaiser ließen von 905 mit dem Kokin-wakashū bis 1439 mit dem Shinshokukokin-wakashū regelmäßig Waka-Anthologien wie die Sammlungen aus einundzwanzig Epochen zusammenstellen.

Die bedeutendsten Dichter bis ins 12. Jahrhundert wurden als „Die Sechsunddreißig Unsterblichen der Dichtkunst“ bezeichnet. Als die bedeutendsten Dichter der Edo-Zeit (17.–19. Jahrhundert) gelten Matsuo Bashō, Yosa Buson und Kobayashi Issa, während für die Moderne Hagiwara Sakutarō, Ishikawa Takuboku, Masaoka Shiki, Miyazawa Kenji, Ogiwara Seisensui, Takamura Kōtarō und Yosano Akiko zu nennen sind.

 

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Poesie zählt für KUNO zu den identitäts- und identifikationstiftenden Elementen der Kultur

Weiterführend Poesie zählt für KUNO zu den identitäts- und identifikationstiftenden Elementen der Kultur, dies bezeugt der Versuch einer poetologischen Positionsbestimmung. Um den Widerstand gegen die gepolsterte Gegenwartslyrik ein wenig anzufachen schickte Wolfgang Schlott dieses  post-dadaistische Manifest. Warum Lyrik wieder in die Zeitungen gehört begründete Walther Stonet, diese Forderung hat nichts an Aktualität verloren. Lesen Sie auch Maximilian Zanders Essay über Lyrik und ein Rückblick auf den Lyrik-Katalog Bundesrepublik, sowie einen Essay über den Lyrikvermittler Theo Breuer. KUNO schätzt den minutiösen Selbstinszenierungsprozess des lyrischen Dichter-Ichs von Ulrich Bergmann in der Reihe Keine Bojen auf hoher See, nur Sterne … und Schwerkraft. Gedanken über das lyrische Schreiben. Lesen Sie ein Porträt über die interdisziplinäre Tätigkeit von Angelika Janz, sowie einen Essay der Fragmenttexterin. Ein Porträt von Sophie Reyer findet sich hier, ein Essay fasst das transmediale ProjektWortspielhallezusammen. Auf KUNO lesen Sie u.a. Rezensionsessays von Holger Benkel über André Schinkel, Ralph PordzikFriederike Mayröcker, Werner Weimar-Mazur, Peter Engstler, Birgitt Lieberwirth, Linda Vilhjálmsdóttir, und A.J. Weigoni. Lesenswert auch die Gratulation von Axel Kutsch durch Markus Peters zum 75. Geburtstag. Nicht zu vergessen eine Empfehlung der kristallklaren Lyrik von Ines Hagemeyer. Diese Betrachtungen versammeln sich in der Tradition von V.O. Stomps, dem Klassiker des Andersseins, dem Bottroper Literaturrocker „Biby“ Wintjes und Hadayatullah Hübsch, dem Urvater des Social-Beat, im KUNO-Online-Archiv. Wir empfehlen für Neulinge als Einstieg in das weite Feld der nonkonformistischen Literatur diesem Hinweis zu folgen.