Europäische Traditionen in der Lyrik

Vorbemerkung der Redaktion: Die Lyrik ist eine der frühen literarischen Formen. Wenn auch die frühesten überlieferten lyrischen Texte nicht als Gedichte im heutigen Sinne verstanden wurden – das Vorkommen von Reim bzw. Alliteration, einer Metrik oder eines sprachlichen Rhythmus genügt, in diesem Jahr kümmert sich KUNO um die unterschiedlichen Ausprägungen.

KUNO nimmt den Europatag zum Anlass, auf diese Vielfalt hinzuweisen:

Als Lyrik (altgriechisch λυρική (ποίησις) lyrike (poiesis), deutsch ‚die zum Spiel der Lyra gehörende Dichtung‘) bezeichnet man die Dichtung in Versform, welche die dritte literarische Gattung neben der Epik und der Dramatik darstellt. Die Unterscheidung der literarischen Gattungengeht auf die griechische Antike, insbesondere auf die Poetik des Aristoteles zurück. Im antiken Griechenland wurde der Vortrag von Dichtung in der Regel von einer Lyra oder Kithara begleitet.

Die wichtigsten (neu-)griechischen Lyriker der Moderne waren Konstantinos Kavafis, Kostis Palamas, Odysseas Elytis, Giorgios Seferis und Giannis Ritsos.

In Italien waren die Lyriker der Renaissance Dante Alighieri (13. Jahrhundert) und Petrarca (14. Jahrhundert) bahnbrechend, weitere wirkmächtige Lyriker waren Michelangelo (15. Jahrhundert) und Torquato Tasso (16. Jahrhundert). Giacomo Leopardi (Anfang 19. Jahrhundert) und Gabriele D’Annunzio (19./20. Jahrhundert) waren jeder auf seine Weise Erneuerer der italienischen Dichtung; im 20. Jahrhundert waren Giuseppe Ungaretti, Eugenio Montale und Andrea Zanzotto – auch international – wegweisend.

Der Nationaldichter Polens ist Adam Mickiewicz (19. Jahrhundert). Die wichtigsten polnischen Lyriker des 20. Jahrhunderts waren Czesław Miłosz, Zbigniew Herbert, Tadeusz Różewicz und Wisława Szymborska; ein bedeutender Gegenwartsdichter ist Adam Zagajewski.

Der Nationaldichter Portugals ist Luís de Camões (16. Jahrhundert), ihm ist auch der Nationalfeiertag gewidmet; neben ihm steht António Ferreira. Einflussreiche Lyriker des 19. Jahrhunderts sind der Romantiker Soares de Passos und die symbolistischen Dichter Antero de Quental und Cesário Verde. In der portugiesischen Lyrik des 20. Jahrhunderts ist Fernando Pessoa die wichtigste Stimme; ein weiterer Dichter von Weltrang ist Eugénio de Andrade.

Nach den russischen Nationaldichtern des 19. Jahrhunderts Alexander Puschkin und Michail Lermontow waren in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts vor allem Sergei Jessenin, Osip Mandelstam, Anna Achmatova, Marina Zwetajewa, Boris Pasternak und Wladimir Majakowski herausragende russische Dichter. Für die Entwicklung des russischen Futurismus und nachfolgende Avantgarden sind Velimir Chlebnikov und Alexei Krutschonych entscheidend. In der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts lebten viele bedeutende russische Lyriker außerhalb des Landes, etwa Joseph Brodsky in den USA und Alexeij Parschtschikov in Deutschland.

Als slowenischer Nationaldichter gilt France Prešeren, weitere bedeutende Lyriker des 19. Jahrhunderts waren Dragotin Kette und Josip Murn. Im 20. Jahrhundert sind Srečko Kosovel und Matej Bor zu nennen, die bedeutendsten Dichter waren Dane Zajc und Tomaž Šalamun.

Spanische Lyriker sind Luis de Góngora und Francisco de Quevedo (16./17. Jahrhundert) sind die wichtigsten Lyriker des spanischen Barock. Bedeutende Lyriker des 20. Jahrhunderts sind u. a. Juan Ramón Jiménez, Antonio Machado sowie die Lyriker der Generación del 27 Ramón Gómez de la Serna, Rafael Alberti, Vicente Aleixandre, Jorge Guillén, Pedro Salinas, Miguel Hernández und Federico García Lorca.

Bedeutende tschechische Lyriker des 20. Jahrhunderts sind u. a. Jiří Wolker, Vítězslav Nezval, Konstantin Biebl, Jiří Orten, František Halas, Vladimír Holan, Jaroslav Seifert, Jan Skácel und Jiří Kolář, in jüngerer Zeit u. a. Jáchym Topol und Petr Borkovec.

Dies ist nur eine unvollständige Liste, die Redaktion bemüht sich weiteres im KUNO-Online-Archiv nachzutragen.

 

 

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Weiterführend Poesie zählt für KUNO zu den identitäts- und identifikationstiftenden Elementen der Kultur, dies bezeugt der Versuch einer poetologischen Positionsbestimmung. Um den Widerstand gegen die gepolsterte Gegenwartslyrik ein wenig anzufachen schickte Wolfgang Schlott dieses  post-dadaistische Manifest. Warum Lyrik wieder in die Zeitungen gehört begründete Walther Stonet, diese Forderung hat nichts an Aktualität verloren. Lesen Sie auch Maximilian Zanders Essay über Lyrik und ein Rückblick auf den Lyrik-Katalog Bundesrepublik, sowie einen Essay über den Lyrikvermittler Theo Breuer. KUNO schätzt den minutiösen Selbstinszenierungsprozess des lyrischen Dichter-Ichs von Ulrich Bergmann in der Reihe Keine Bojen auf hoher See, nur Sterne … und Schwerkraft. Gedanken über das lyrische Schreiben. Lesen Sie ein Porträt über die interdisziplinäre Tätigkeit von Angelika Janz, sowie einen Essay der Fragmenttexterin. Ein Porträt von Sophie Reyer findet sich hier, ein Essay fasst das transmediale ProjektWortspielhallezusammen. Auf KUNO lesen Sie u.a. Rezensionsessays von Holger Benkel über André Schinkel, Ralph PordzikFriederike Mayröcker, Werner Weimar-Mazur, Peter Engstler, Birgitt Lieberwirth, Linda Vilhjálmsdóttir, und A.J. Weigoni. Lesenswert auch die Gratulation von Axel Kutsch durch Markus Peters zum 75. Geburtstag. Nicht zu vergessen eine Empfehlung der kristallklaren Lyrik von Ines Hagemeyer. Diese Betrachtungen versammeln sich in der Tradition von V.O. Stomps, dem Klassiker des Andersseins, dem Bottroper Literaturrocker „Biby“ Wintjes und Hadayatullah Hübsch, dem Urvater des Social-Beat, im KUNO-Online-Archiv. Wir empfehlen für Neulinge als Einstieg in das weite Feld der nonkonformistischen Literatur diesem Hinweis zu folgen.