Das Praktikum

 

Die verkalkte Maschine sprotzt. Kaffee ist gerade durchgelaufen. Die letzten Tropfen dröppeln über den Prött durch den Filter. Der Präparator ist ein grobschlächtiger Typ jenseits der Midlife–Crisis, seine Koteletten sind buschig und dicht wie der Schwanz des Eichhörnchens. Er mümmelt an seinem Frühstücksbrot. Schmatzt unbekümmert. Liest die Boulevardzeitung. Grunzt dabei, wiehert. Willbert Neumann steckt seinen Wuschelkopf zur Tür herein.

»Bin ich hier richtig bei: Manfred Schulz?«

»Bist der neue Sektionshelfer, woll!?«

»Genau.«

»Setzt dich erstmal auf ’ne Tass‘ Kaff‘.«

Willi macht die ersten Pluspunkte. Er schenkt dem Präparator eine Tasse ein. Sie schlürfen. Beschnuppern sich.

»Wat war’se früher?«, erkundigt sich Schulz beiläufig, nachdem er den Sportteil und damit seine tägliche Lektüre hinter sich hat. Er legt das Blatt weg und sieht seinem Gegenüber in die Augen.

»Metzger.«

»Und warum bis’te keiner mehr?«

»Biofleisch kauft kaum noch jemand. Und ausserdem habe bei meinem Vater in der Firma gearbeitet und der meint, ich soll mich jetzt auf mein Studium vorbereiten«, haspelt Willbert an der These entlang, nach der ein Auszubildender in einem Betrieb immer der Stift bleibt. Früher las er lieber Windschutzscheiben als Bücher, wollte Zoologe werden und Insekten erforschen.

»Mein Onkel, Professor Lurk, arbeitet in der Transplantationsabteilung; der meint, wenn ich den Job hier packe, werd‘ ich Arzt«, erklärt Willi. Auf seinem Gesicht malt sich ein Lächeln ab, das man verlegen finden könnte, arrogant oder routiniert. Im Gepäck hat er nichts als eine saubere Wohlstandsbiografie. Hier will er die Bereitschaft entwickeln, an ihr zu leiden.

»Dat wird wohl angehen. Dann woll’n wir mal.«

Willi schiebt den Leichenwagen. Sie fahren in den Keller des Marienhospitals, um frische Leichen zu holen. Jeden Werktag um sieben Uhr morgens stösst der Präparator die Stahltüre im Untergeschoss der Klinik auf. Sein Blick in den vier Grad kalten Raum verrät ihm, wie viele Patienten den Vortag nicht überlebt haben. Niemand kann es sich genau erklären, aber die Menschen im Krankenhaus sterben in Schüben. An manchen Tagen liefern die Stationen keinen einzigen Leichnam, heute warten gleich fünfzehn Körper im Kühlraum: Totgeburten und Verkehrsopfer. Häufiger holen die Pfleger hier ausgemergelte Greise mit Operationswunden und Narben heraus, ihr Anblick raubt die letzte Illusion vom friedlichen Einschlafen.

Vorarbeit: Die Pfleger nahmen den Verblichenen die Ringe von den Fingern, bevor sie starr wurden. Sie banden mit weissem Mull das Kinn nach oben. Friedlich und würdevoll sollen die fahlen Gesichter auf dem Totenbett erscheinen. Die Sektion wird vorbereitet. Leichen werden gemessen und gewogen. Kompressoren, Zangen, Bohrer, Edelstahlwannen, ein Gabelstapler, eine riesige Spezialbandsäge, ein Kran an der Decke. Handwerkszeug für Anatomen. Alles blitzt und blinkt im Licht der eingeschalteten OP–Leuchten.

Willi und Manfred stellen Tablett und Schüsseln bereit. Auf Anordnung der Arztes versorgt der Präparator das Gehirn von Sektionsnummer 7. Entnimmt danach das Retropaket mit Nieren, Blase und Eierstöcken. Manfreds Handgriffe sind routiniert, präzise, abgezirkelt. Wer nie erfährt, was er falsch gemacht hat, wird immer glauben, dass er alles richtig macht. Kein Zittern. Kein Zögern. Keine falsche Bewegung. Kein Nachdenken über das Tun.

Kurz darauf trifft der Pathologe ein. Wirft kurz einen Blick auf die Sektion. Streift die Handschuhe über. Der Arzt macht sich an die Arbeit. Für jede Körperpartie hält Willi auf Anweisung von Manfred ein Tablett bereit. Der Neue hat eine schnelle Auffassungsgabe. Die Arbeit geht ihm flott von der Hand. Bei der Ausbildung von Medizinstudenten ersetzt nichts das reale Präparat, weder Zeichnungen noch Bilder. Anatomische Modelle zeigen nur den Durchschnitt, nicht die individuelle Ausprägung eines Körpers. In der Praxis erkennt man Krankheiten oder abnorme Organausbildungen. Bei Leichenschauen in den Kliniken lamellieren die Spezialisten für pathologische AnatomieOrgan für Organ, öffnen Ader für Ader, inspizieren Lymphknoten für Lymphknoten, zum Nutzen künftiger Patienten. Nach dem Finale im Seziersaal sind Pathologen die ersten, die Kinder und Enkel der Verstorbenen vor Erbkrankheiten warnen.

Alles ist echt, und das kann nie falsch sein. Das Innere des Menschen passt in zwei flache Wannen aus rostfreiem Stahl, zerfliessen seine Organe in den silbern glänzenden Behältern. Für jedes Organ gibt es ein Tablett. Eins für das Herz, die Lunge, die Leber, Milz, Nieren und Magen. Eine Unterlage für die Knochen, Arterien und Venen der Beine. Das Gehirn kommt in einen separaten Eimer. Der Darm kommt in eine Schüssel. Man merkt dem Präparator an, dass es ihm unangenehm ist, die Hoden beim nächsten Patienten herauszunehmen. Der Anflug von Übelkeit, die ihn allenfalls bei der Obduktion anfliegt. Ihn plagen regelmässig Anatomen–Alpträume: Er steht vor dem Jüngsten Gericht und muss sich für schlechte Arbeit rechtfertigen. Heute hat er nur einen Brummschädel.

Schwester Noëmi von der Augenklinik schaut herein. Erkundigt sich nach Material. Der Präparator hat die passende Sektion parat. Nickt. Die Sache geht klar. Er entnimmt ein Auge. Ersetzt es durch ein Glasauge. Willi bringt die Hornhaut auf die Station.

Bei der nächsten Sektion muss Willi ordentlich mit ran. Wirbelsäulenspann. Mit Hammer und Meissel. Er muss heftig draufkloppen, bis sich der Wirbel regt. Manfred löst die Brustplatte mit einer Zange. Nimmt ein Messer für die Oberschenkelknochen. Willi deponiert den Rest auf das Knochentablett. Die ausgeräumten Stellen werden mit Zellstoff gefüllt. Irritiert registriert er, dass die Söhne nicht nur früher als ihre Väter sterben, sondern auch vor deren Augen. Dieses aktive Sterben ist die radikalste Form ihres Protestes. Das Telefon klingelt. Der Totenbegleiter Alois Rehbein will eine Leiche abholen.

»Mist, den muss ich noch zunähen… halt‘ ihn ein bisschen auf«, flucht der Präparator, legt einen Zacken zu. Bekommt die Nähte mit viel Routine so hin, dass sie nicht durchbluten.

»Merken die Beerdigungsunternehmen eigentlich nichts davon?«, erkundigt sich Willi während der Zigarettenpause beim Präparator. Manfred ist erstaunt, dass der Neue schon gepeilt hat, was in der Pathologie läuft und wie Menschen in der Nähe des Abgrunds miteinander umgehen.

»Selbst wenn… die haben Tricks, um die Trauernden in ihrer gefühlsmässigen Extremsituation auszunutzen. Praktisch denken, Särge schenken!«, schwätzt Manfred mit einer Panzerung des Blicks gestochen daher. Dankerfüllt, mal einen neugierigen Zuhörer für sein Expertenwissen gefunden zu haben.

»Erst locken sie mit Sonderangeboten, diese Särge sind leider vergriffen. Dann kommt der Satz, von wegen: „Ob der Opa nix Besseres verdient hätte“. Ob die in dem Sarg landen, steht auch nicht fest, meist verkloppen sie die Särge mehrfach. Bei der Trauerfeier in der Friedhofskapelle steht meist ein Kondolenzdiener, der hält den Leuten das Buch hin, in das sie sich eintragen können, kostet schlappe 110,– Euro. Es werden Kerzen und Blumengestecke bei Begräbnissen mehrfach verwendet. Aus einer 30–Euro–Kerze ziehen die meist 2000,– Euro raus.«

»Ist das kein Eingriff in die Würde des Menschen?«

»Die Hülle bleibt intakt. Die Würde des Menschen wird antestbar

Manfred muss mal für kleine Jungen. Willi nimmt den Anruf einer Pharmafirma entgegen, mit dem er nichts anfangen kann.

»Hier will jemand Hirnhäute abholen. Darf er das?«

»Das war sicher der Schwarzmüller, guter Kunde von uns.«

»Kunde?«

»Jong, du schnallst doch alles sehr schnell, woll?«

»Ich bemühe mich«, gibt sich Willi absichtlich bescheiden, weil er glaubt in ein Fettnäppchen getappt zu sein. Schwester Noëmi bringt das Mittagessen eines verstorbenen Ersterklasse–Patienten vorbei. Willi lehnt ab.

Manfred langt zu. Schaufelt das Essen in sich rein. Denkt nach. Schwimmt mit geschlossenen Augen in den Erinnerungen wie eine knusprige Weihnachtsente im Bratenfett. Doziert mit vollem Mund:

»Früher waren es Hirnanhangdrüsen. Wurden den Toten durch die Nase entnommen. Die Industrie hat Wachstumshormone daraus hergestellt. Inzwischen wird alles wieder verwertet, was sich zu Geld machen lässt. Für Hüftgelenk–Prothesen aus Titan bekommen wir 30,– Euro. Gehörknörpelchen bringen auch was, werden als Transplantat benutzt. Auch die Hornhäute, die wir am Vormittag entnommen haben werden dringend in der Transplantationsmedizin gebraucht. – Gibst du mir mal das Salz rüber?«

»Bitte! – Was ist mit Gehirnen?«

»Kauft die Universitätsanatomie für 4,– Euro das Stück. Wirst du später auch dran rumdoktern. Am besten laufen die Hirnhäute. 30,– Euro das Stück. Werden Präparate draus hergestellt, die Rückenmarkserkrankungen von Kindern heilen. Alles für einen guten Zweck, wie du siehst. — Haste wirklich keinen Appetit?«, erkundigt sich Manfred und hält ihm den Becher mit dem Früchte–Müsli hin.

»Goldzähne werden aber nicht herausgebrochen«, übergeht Willi ironisch das Angebot. Möchte sich gleich wieder auf die Zunge beissen, weil er in die Zeit zurückgefallen ist, in der er als Flasher mit Styles um sich warf, zu den Egomanen gehörte, die alles dissen und nur sich selber geil finden. Mit seiner Ausstrahlung beherrscht der Präparator die Situation hauptsächlich aus dem eigenen Impuls heraus. Er wendet sich dem Nachtisch zu, ratscht den Alu–Deckel vom Becher und klärt die Frage mit seinem Berufszynismus:

»Ach was, das rechnet sich nur bei grossen Mengen. Geht bei dem Aufwand zu viel Zeit verloren.«

»Müssen die Verwandten eigentlich nicht ausdrücklich zustimmen, falls keine Spendererklärung des Toten vorliegt?«

»Was man nicht weiss, macht einen auch nicht heiss«, geht Manfred achselzuckend auf einen Allgemeinplatz über und skizziert, wie sich die westliche Welt von innen zersetzt, wie sich die Korruption durch die Gesellschaft frisst. Manchmal ist er rührend, bisweilen peinlich bis Mitleid erregend. Die Sinnfrage: „Was ist der Mensch, und wie ist seine Stellung im Gesamtzusammenhang der Dinge?“, ist ihm zu komplex. Er mag die Grenze zwischen Realem und Formalem nicht antasten. Seine Sätze knicken beim Sprechen, wer zu weit denkt, denkt den Tod. In seiner Verzweiflungsrhetorik wird ein tief verwurzeltes Liebesbedürfnis erkennbar, von dem seine Ausbrüche zeugen, seine Angst, das Leben zu verpassen.

Wissen, Wissenschaft, Wissensmacht. Willi blickt mit Respekt und Ehrfurcht auf die Jahrhunderte zurück, in denen es eine Einheit von Wissen, Reflexion und Handeln gab. Heute ist Information alles. Ihm ist klar, dass ein Begriff seine Unschuld verloren hat; der mutmassliche Wille eines Patienten. Wie können die Ärzte diesen Willen noch erkennen? Wo immer weniger unmöglich wird, müssen Menschen immer mehr entscheiden.

»Keine moralischen Bedenken?«, erkundigt sich Willi scheinheilig und popelt dabei unauffällig in der Nase.

»Solange es Menschenleben rettet, nicht. Das Geld dafür kommt in die Kaffeekasse, teilen wir am Monatsende. Ich kann den Nebenverdienst gut gebrauchen, muss ’ne Familie ernähren«, lässt er beiläufig fallen und macht dem Azubi klar, was wichtige Bedeutungslosigkeiten sind. Man wird als Mitglied der Mafia erst anerkannt, wenn sie einem voll vertrauen können, und um seine Loyalität zu beweisen, muss man ‚Knochen machen‘. Niemand hat Recht. Ihr Erfolg ist die Tatsache, dass alle verloren haben und deshalb haben alle mit verbalkosmetischen Tricks auf ihre Art und Weise am Ende doch Recht. In Sizilien bezeichnet man solidarisches Schweigen als Omertá.

»Soll‘ wohl so sein…«, nuschelt Willi, zuckt mit den Achseln und ist sich nicht sicher, ob er die Regeln verstanden hat. Er will studieren, gleichzeitig etwas verändern und sich die Möglichkeit eröffnen, am sozialen und politischen Kampf für eine humane Globalisierung teilzunehmen. Die Idee der Zivilgesellschaft des 21. Jahrhunderts wird zu seinem kulturellen Leitbild. Der flexible Mensch rückt ins Zentrum seiner Betrachtung, ein Indentitätsmix aus unterschiedlichen kulturellen Traditionen wird zur Metapher für die Komplexität und Simultaneität im Leben der Gegenwart. Zu Migration kommt Information, für die auf dem gegenwärtigen Stand der Technik räumliche Distanzen keine Rolle mehr spielen. Alles kann an alle Orte der Welt hin übertragen werden, aber nicht von allen Orten der Welt dringen Information gleichermassen zu uns. Der Student unterschätzt, dass die Menschen unterhalten werden wollen. Politik hat sich in Entertainment verwandelt. Im Kannibalenkapitalismus ist jede Geste der Abweichung durch potenzielle Vermarktung ins System integrierbar. Demokratie heisst, dass man die Wahl hat, aber nicht, dass man eine gute trifft. Von Manfred Schulz erhält er eine Unterweisung in Demut, die ihn auf eine Welt vorbereitet, in der nichts festgelegt ist. Gelegentlich ereignen sich Sprünge, in die Zukunft oder in die Vergangenheit. Alles ist unberechenbar geworden.

»Das Schicksal disponiert bisweilen vernünftiger als der Mensch. Wirst‘ Dich dran gewöhnen«, beendet der Präparator gleichmütig die Mittagspause.

Am Nachmittag wird es noch einmal hektisch. Ein Kerl mit Pitbull wurde niedergestochen. Die Wunde ist gross genug, um den Pitbull zu reizen. Der Hund springt seinen Herrn an und zerrt ihm die Gedärme aus dem Leib. Willi holt die Leiche mit der neuen Zinkwanne ab.

Der Umgang mit dem Tod trägt Züge eines Arkanwissens, der Zugang zur eigenen Sterblichkeit hat den Charakter einer Initiation, ohne dass dem Geheimnis seine Unnahbarkeit genommen wird. Ihr Arbeitsplatz ist ein Schwimmbecken mit hohem Adrenalinspiegel. Jeder versucht, sich über Wasser zu halten und den anderen unterzutauchen. Inzwischen haben sich im Kühlraum viele Leichen angesammelt. Sie müssen gestapelt werden. Humanistische Restbestände.

Genealogie der Verrohung. Manfred legt an Schnelligkeit zu. Sein zwanghafter Aktionismus ist eine Art Rückversicherung der eigenen Lebendigkeit, ein Abwehrmechanismus gegen den Tod. Der begegnet ihm täglich. Er ist zerrissen zwischen seiner antrainierten Härte und der vermeintlichen Erkenntnis, dass alles keinen Sinn hat. Die Sprache verbarrikadiert sich in ihm, sie tobt und schlägt gegen seine Schläfen. Bisweilen fürchtet er, der Sturm sei draussen zu hören, dann hält er sich den Mund zu. In seinem Hirn tanzen die Wörter und bringen ihn zum Taumeln. Zur Erleichterung lässt er zuweilen lapidare Sätze fallen wie Kleingeld, nach dem er sich niemals bücken würde.

Willi glaubt an die Magie der richtigen Sekunde, an die Eroberung des Moments durch Präzision: Hier ist dieses Sich ständig kontrolliert zu fühlen eine Form von Gefängnis. Jeder Mensch, der kritisch mit sich selbst ist, weiss, dass man nach einiger Zeit eine gewisse Routine entwickelt, dass man komplexe Fragen durch Routine löst. Als immer unvollkommener Mensch ist Manfred Schulz ein Mängelwesen; mit gefasster Traurigkeit benennt er auf der einen Seite seine Vorstellungen des Glücks und der Leidensfreiheit und grenzt auf der anderen Seite jene Unvollkommenen und Andersartigen aus, die dieser Vorstellung durch schiere Präsenz widersprechen: die Behinderten und Wahnsinnigen, diejenigen, die entweder der Korrektur an Körper und / oder Geist bedürfen, oder aber die vollständig aus der menschlichen Gemeinschaft ausgegliedert werden müssen. Nicht die Menschen sind seiner Ansicht nach behindert, die globale Gesellschaft behindert den Menschen darin, seine Fähigkeiten ausleben zu können. Ihr Denken bewegt sich um die Begriffe: Ich – mir – mein. Sie überleben nurmehr um den Preis eines lebendigen Todes. Sie wissen nicht, wie ähnlich sie einander sind. Ihre Unerlösbarkeit besteht in ihrer Austauschbarkeit. Die Marktwirtschaft kennt keine ethischen Grenzen mehr, sie wälzt Politik und Kultur um, verschafft wenigen grosse Gewinne und hinterlässt aber bei allen anderen eine beträchtliche Dosis Unvertrautheit im Leben. Manfred Schulz ist ein Mann von grossartig brüchiger Würde, würde sich noch gern mehr verhärten gegen die Gefühligkeit, die ihn immer öfter überkommt. Also stürzt er sich mit perverser Freude in die Arbeit.

Der Arbeitstag neigt sich dem Ende zu. Willi säubert den Obduktionstisch. Desinfiziert Instrumente und Schüsseln. Macht den Arbeitsplatz für den nächsten Tag klar. Manfred Schulz schaut zur Tür herein, peilt die Lage, seine Miene spiegelt Zufriedenheit.

»Dat haste joot jemacht Jong, mach‘ Feierabend.«

 

 

***

Vor 10 Jahren erschienen die Zombies, Erzählungen von A. J. Weigoni, Edi­tion Das Labor, Mülheim an der Ruhr 2010.

Coverphoto: Anja Roth

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