Alkyon

 

Den Verlag Alkyon lernte ich 1998 mit Matthias Kehles lakonischen Gedichten aus Vorübergehende Nähe (1996; 2005 bei Rimbaud in überarbeiteter Fassung neu aufgelegt) kennen. Aber erst in den Jahren nach 2000 kam ich dazu, mich intensiver mit dem interessanten Lyrikprogramm des Alkyon Verlags zu befassen und bin dabei auf Autoren gestoßen, die zu denen gehören, deren Gedichtbücher ich möglichst vollzählig in meiner Sammlung haben möchte. Zu diesen gehört beispielsweise Johannes Poethen, dessen poetisches Werk ich für besonders bedeutungsvoll halte. Fünfzig Gedichte aus fünfzig Jahren (1944 bis 1994) versammelt der 64seitige Band Das Nichts will gefüttert sein von 1995. Das Gedicht, das das Jahr 1983 repräsentiert, lautet so:

Als wär es die minute
unter dem beil
aufgerissener augenblick

und ich muß wörter machen

weil ich wissen will
wer da fällt und fällt.

Margarete Hannsmann ist eine der zahlreichen stillen, aber wahrhaft verläßlichen Lyrikstimmen im deutschsprachigen Raum. Wo der Strand am Himmel endet von 1990 ist auch nach 2000 lesenswert. Knut Schaflinger, Der geplünderte Mund (1998), Christiane Schulz, Endwintergrau (2000), Anneliese Vitense, Sieben blaue Bäume (1998), Michael Hillen, Am Wegrand ein Judasbaum (2000), Anita Riede, Zuflucht zur Orange (2000), Klára Hůrková, Vor der Sonnenwende (2002) oder Marie-Luise Trobitius, Steine und Stille (2003) verdienen Beachtung und zeigen das gute lyrische Gespür des Verlegers und Herausgebers Rudolf Stirn, der 2004 nach schwerer Krankheit viel zu früh verstarb. Wenige Wochen vor seinem Tod führten wir noch ein längeres Telefongespräch, das mir in guter Erinnerung bleibt. Darüber hinaus ganz besonders in Erinnerung bleibt mir eine Reihe von Gedichten aus Jörg Neugebauers Über den Zeppelinen, deren attraktive Sinnlichkeit zu einem erfrischenden Leseabenteuer wurde an einem sehr heißen Tag im August 2003:

Dämmerung am See

Im Kahn steigt jetzt die Nacht
wie kalte Tinte unsere Beine hoch

aber ich bleibe barfuß
und du fröstelnd nackt

nur die Sitzbank ist
von der Sonne noch warm

die Haut
des Sees wird rauh

 

 

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Weiterführend Ein Essay über den Lyrikvermittler Theo Breuer.

Poesie zählt für KUNO zu den identitäts- und identifikationstiftenden Elementen der Kultur

Poesie zählt für KUNO zu den identitäts- und identifikationstiftenden Elementen einer Kultur, dies bezeugt der Versuch einer poetologischen Positionsbestimmung. Um den Widerstand gegen die gepolsterte Gegenwartslyrik ein wenig anzufachen schickte Wolfgang Schlott dieses  post-dadaistische Manifest. Warum Lyrik wieder in die Zeitungen gehört begründete Walther Stonet, diese Forderung hat nichts an Aktualität verloren. Lesen Sie auch Maximilian Zanders Essay über Lyrik und ein Rückblick auf den Lyrik-Katalog Bundesrepublik. KUNO schätzt den minutiösen Selbstinszenierungsprozess des lyrischen Dichter-Ichs von Ulrich Bergmann in der Reihe Keine Bojen auf hoher See, nur Sterne … und Schwerkraft. Gedanken über das lyrische Schreiben. Lesen Sie ein Porträt über die interdisziplinäre Tätigkeit von Angelika Janz, sowie einen Essay der Fragmenttexterin. Ein Porträt von Sophie Reyer findet sich hier, ein Essay fasst das transmediale ProjektWortspielhallezusammen. Auf KUNO lesen Sie u.a. Rezensionsessays von Holger Benkel über André Schinkel, Ralph PordzikFriederike Mayröcker, Werner Weimar-Mazur, Peter Engstler, Birgitt Lieberwirth, Linda Vilhjálmsdóttir, und A.J. Weigoni. Lesenswert auch die Gratulation von Axel Kutsch durch Markus Peters zum 75. Geburtstag. Nicht zu vergessen eine Empfehlung der kristallklaren Lyrik von Ines Hagemeyer. Diese Betrachtungen versammeln sich in der Tradition von V.O. Stomps, dem Klassiker des Andersseins, dem Bottroper Literaturrocker „Biby“ Wintjes und Hadayatullah Hübsch, dem Urvater des Social-Beat, im KUNO-Online-Archiv. Wir empfehlen für Neulinge als Einstieg in das weite Feld der nonkonformistischen Literatur diesem Hinweis zu folgen.