Das Käsebrot und andere existentialistische Fragen

 

Zutage scheint die Sonne heller,

Des Nachts scheint nichts, denn es ist schwarz.

Die Zeit geht ebenfalls viel schneller,

Die Sonne liebt selbst Uhrwerkquarz.

 

Komm nicht mit Mond, du olle Luna,

Du hängst da zwar als Lampion,

Doch heute ist die Welt mal Bluna,

Bist eh ein schlechter Erdenklon,

 

Ein Lichtdieb und ein Schattenschieber.

Reg dich nicht auf, die Welt ist schlecht,

Die Hölle wär so manchem lieber:

Das Dasein ist so ungerecht.

 

Ich zieh ihn weg, den alten Vorhang,

Damit das Licht ins Auge sticht.

Es ist der täglich gleiche Vorgang,

Bei Nebel klappt das leider nicht,

 

Es stört im Ablauf auch der Regen,

Die Wolkendecke tut’s erst recht.

Man sollte sich schnell niederlegen.

Das Dasein ist so ungerecht.

 

Zutage scheint die Sonne heller,

Durchs Nachtschwarz irrt ein kleiner Stern.

Das Käsebrot auf meinem Teller

Hat immer auch die Fliege gern.

 

Warum nur wird es wieder morgen,

Und ich muss wieder ins Gefecht,

Muss wieder was für wen besorgen:

Das Dasein ist so ungerecht!

 

 

* * *

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Weiterführend Poesie zählt für KUNO zu den identitäts- und identifikationstiftenden Elementen der Kultur, dies bezeugt der Versuch einer poetologischen Positionsbestimmung. Um den Widerstand gegen die gepolsterte Gegenwartslyrik ein wenig anzufachen schickte Wolfgang Schlott dieses  post-dadaistische Manifest. Warum Lyrik wieder in die Zeitungen gehört begründete Walther Stonet, diese Forderung hat nichts an Aktualität verloren. Lesen Sie auch Maximilian Zanders Essay über Lyrik und ein Rückblick auf den Lyrik-Katalog Bundesrepublik, sowie einen Essay über den Lyrikvermittler Theo Breuer. KUNO schätzt den minutiösen Selbstinszenierungsprozess des lyrischen Dichter-Ichs von Ulrich Bergmann in der Reihe Keine Bojen auf hoher See, nur Sterne … und Schwerkraft. Gedanken über das lyrische Schreiben. Lesen Sie ein Porträt über die interdisziplinäre Tätigkeit von Angelika Janz, sowie einen Essay der Fragmenttexterin. Ein Porträt von Sophie Reyer findet sich hier, ein Essay fasst das transmediale ProjektWortspielhallezusammen. Auf KUNO lesen Sie u.a. Rezensionsessays von Holger Benkel über André Schinkel, Ralph PordzikFriederike Mayröcker, Werner Weimar-Mazur, Peter Engstler, Birgitt Lieberwirth, Linda Vilhjálmsdóttir, und A.J. Weigoni. Lesenswert auch die Gratulation von Axel Kutsch durch Markus Peters zum 75. Geburtstag. Nicht zu vergessen eine Empfehlung der kristallklaren Lyrik von Ines Hagemeyer. Diese Betrachtungen versammeln sich in der Tradition von V.O. Stomps, dem Klassiker des Andersseins, dem Bottroper Literaturrocker „Biby“ Wintjes und Hadayatullah Hübsch, dem Urvater des Social-Beat, im KUNO-Online-Archiv. Wir empfehlen für Neulinge als Einstieg in das weite Feld der nonkonformistischen Literatur diesem Hinweis zu folgen.