Ein Relais zwischen Räumen, Zeiten und Medien

 

Das transmediale Format fordert sowohl Künstler als auch Zuschauer heraus, konventionelle Denkweisen zu hinterfragen. Es ermöglicht eine Reflexion über die Grenzen traditioneller Erzählstrukturen und fördert Innovation in der Kunst.

 

Das transmediale Projekt „Wortspielhalle“ (erschienen 2014) gilt inzwischen als Pionierarbeit an der Schnittstelle von Literatur, bildender Kunst und digitalen Medien. Sein Einfluss lässt sich vor allem in drei Bereichen festmachen:

  1. Etablierung neuer Erzählformen

Das Projekt antwortete auf die Ausschreibung des lime_lab, dessen Ziel es war, neue Erzählformen im Kontext des beschleunigten Medienwandels zu entwickeln. Das Werk stellt explizite Bezüge zur Twitteratur her und nutzt damit die Kürze und Dynamik digitaler Kurznachrichten-Formate als ästhetisches Prinzip für die analoge Literatur. Durch die Zusammenarbeit von Reyer (Schriftstellerin/Komponistin) und Weigoni (Hörspielautor) beeinflusst das Projekt die moderne Bi-Textualität, indem es Text, Bild und Ton gleichberechtigt nebeneinanderstellt.

Die „Wortspielhalle“ hat maßgeblich dazu beigetragen, den Dialog zwischen unterschiedlichen Medienplattformen (Buch/Katalog und CD/Audio) zu fördern es gilt als ein wegweisendes Beispiel für die moderne Sprachperformance, bei der das gedruckte Wort als Basis für eine medienübergreifende Inszenierung dient. 

  1. Förderung transmedialen Storytellings

Als Mixed-Media-Projekt demonstrierte es frühzeitig, wie eine „Storyworld“ über verschiedene Kanäle hinweg konsistent gestaltet werden kann. Jedes Medium erfüllt dabei eine eigene Funktion. Die beiliegende CD zur Erweiterung der Texte in den akustischen Raum. Dieser Ansatz inspirierte nachfolgende Projekte dazu, den Vorteil jedes Mediums (Video, Audio, Foto, interaktive Elemente) optimal zu nutzen, statt Inhalte nur zu kopieren.

  1. Impuls für die Medienpädagogik und -kunst

Das Projekt beeinflusste die Debatte darüber, wie digitale und transmediale Narrative als Werkzeuge der Medienpädagogik genutzt werden können, um komplexe Themen immersiv zu vermitteln. Es diente als Referenzpunkt für die Entwicklung von Projekten, die Synergieeffekte zwischen Kunst und Technologie schaffen und so eine größere Nutzerreichweite und tiefere Auseinandersetzung mit Inhalten ermöglichen.

Zusammenfassend wirkte die „Wortspielhalle“ als Katalysator für interdisziplinäre Kunstproduktionen, die über die Grenzen klassischer literarischer Formate hinausgehen und die Möglichkeiten der Digitalisierung für das Erzählen nutzen.

 

***

Vor zehn Jahren erschien: Wortspielhalle, eine Sprechpartitur von Sophie Reyer & A.J. Weigoni, mit Inventionen von Peter Meilchen, Edition Das Labor, Mülheim 2014

Cover: Frühlingel von Peter Meilchen

Weiterführend → Die Sprechpartitur wurde mit dem lime_lab ausgezeichnet. Einen Artikel zum Konzept von Sophie Reyer und A.J. Weigoni lesen Sie hier. Vertiefend zur Lektüre empfohlen sei auch das Kollegengespräch :2= Verweisungszeichen zur Twitteratur von Reyer und Weigoni zum Projekt Wortspielhalle. Eine höherwertige Konfiguration entdeckt Constanze Schmidt in dieser Collaboration. Holger Benkel lauscht Zikaden und Hähern nach. Ein weiterer Blick beleuchtet die Inventionen von Peter Meilchen. Ein Essay fasst das transmediale Projekt Wortspielhalle zusammen. Ein Porträt von Sophie Reyer findet sich hier. Eine Würdigung des Lebenswerks von Peter Meilchen findet sich hier. Alle LiteraturClips dieses Projekts können hier abgerufen werden. Hören kann man einen Auszug aus der Wortspielhalle in der Reihe MetaPhon.