In dieser Erzählungen erkundete A.J. Weigoni die Grenzbereiche der Wirklichkeit. Das Zombie-Hirn, kann die Vernunft nicht erfassen. Dieser Romancier brachte das Unsägliche zur Sprache und zum Ausdruck und leuchtete die finsteren Ecken im Innenleben der Menschen aus. In diesem Band herrscht ein Gedränge der Untoten, Weigoni exorziert damit seine Zeitgenossen. Die Wirklichkeit ist für diese Typen nicht greifbar. Und falls doch, dann nicht zu handhaben.
Der Zombie ist interessant, weil die Medizin eine gravierende Umbruchssituation hervorruft.
Oliver Müller
Die Wirklichkeit ist eine Kippfigur. Das Bewußtsein vom Tod war für Weigoni der große Impuls hinter jeder lebensdeutenden und also lebensbejahenden Handlung. Das Bewußtsein der Endlichkeit schafft mit ausgefeilt suggestiver Überwältigungstechnik Sinn. Der Untote ist eine Provokation, die durch die Medizin Wirklichkeit geworden ist: Organe werden weiterverwendet, Nanomaschinen ähneln Zellen, Embryonen werden eingefroren. Den den äußersten Schrecken schilderte Weigoni mit einer eigenartigen souveränen Distanz zum Geschehen, die jedoch nichts mit der Coolness eines Christian Kracht gemein hat, viel mehr mit einem Hauch von Humor, der den Menschen noch in der widerwärtigsten Bedrängnis ihre Würde beläßt. Philosophie und Poesie kreuzen sich in der Frage nach dem Sinn des Lebens und in der Sinnsuche, und deshalb besteht zwischen Sinn und Sein eine immanente Interferenz. Die Herstellung von Sinn führt zu einer Aura von Bedeutsamkeit, die Zeitlichkeit negiert.
Diese Erzählungen haben keine Vampirzähne, Biss haben diese Zombies allemal. Sprachlich auf das Wesentliche reduziert, Erzählungen, die ihrem Namen gerecht werden.
Margaretha Schnarhelt
Hier werden die Grenzen des Denkens und die dunkelsten Winkel des Lebens ausgeleuchtet, die Kunst der Erzählung liegt oft im Detail. Hier ist auf die verführerischste Art gemischt, was alle Welt am nötigsten hat, die drei grossen Stimulantia der Erschöpften, das Brutale, das Künstliche und das Idiotische.
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Zombies, Erzählungen von A. J. Weigoni, Edition Das Labor, Mülheim an der Ruhr 2010.
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KUNO übernimmt einen Artikel von Karl Feldkamp aus Neue Rheinische Zeitung und von Jo Weiß von fixpoetry. Enrik Lauer stellt den Band unter Kanonverdacht. Betty Davis sieht darin die Gegenwartslage der Literatur, Margaretha Schnarhelt kennt den Ausgangspunkt und Constanze Schmidt erkennt literarische Polaroids. Holger Benkel beobachtet Kleine Dämonen auf Tour. Ein Essay über Unlust am Leben, Angst vor’m Tod. Ein Essay über Unlust am Leben, Angst vor’m Tod. Für Jesko Hagen bleiben die Untoten lebendig.