WALD

abseits des weges nur beginnt

das reich der geister

 wer noch was werden will

 der warte am waldrand

 nicht im lichten garten

steig ich aus dem hain hinab

ins labyrinth erwachter nacht

laß alle kleider hinter mir

trag meine knochen bloß

befleisch mich selbst

 eh stein der städte überzieht die haut

 lieg ich von moos bedeckt

im feuer der natur spür ich die brut

an der schwelle des körpers

unterm dickicht der seele

öffnet die wunde sich zur lichtung

 

 

***

Aus: meißelbrutGedichte, mit siebzehn Holzschnitten von Sabine Kunz und einem Nachwort von Volker Drube, Dr. Ziethen Verlag, Oschersleben 2009.

 

Geschichte ist für Holger Benkel niemals endgültig erforscht. Jede Generation schreibt sie neu, sucht neue Perspektiven der Annäherung. Eine Gesellschaft versteht nur jene Erinnerungen, die sie in einem gegenwärtigen Bezugsrahmen rekonstruieren kann. Für ihn sind Symbole keine feststehenden Bedeutungszeichen, sondern Substanzen, die sich in einem permanenten Prozeß befinden, der sie wandelt und worin sie selber immer wieder Facetten bilden.

 

Weiterführend

In einem Kollegengespräch ergründeln Holger Benkel und A.J. Weigoni das Wesen der Poesie – und ihr allmähliches Verschwinden. Das erste Kollegengespräch zwischen Holger Benkel und Weigoni finden Sie hier.

kindheit und kadaver, Gedichte von Holger Benkel, mit Radierungen von Jens Eigner. Verlag Blaue Äpfel, Magdeburg 1995. – Eine Rezension des ersten Gedichtbandes von Holger Benkel finden Sie hier.

meißelbrut, Gedichte von Holger Benkel, mit siebzehn Holzschnitten von Sabine Kunz und einem Nachwort von Volker Drube, Dr. Ziethen Verlag, Oschersleben 2009. – Eine Rezension finden Sie hier. Ulrich Bergman regte der Band zu einer Suche nach der Anderswelt an. André Schinkel liest darin Nachrichten aus der Knochenzeit.

Gedanken, die um Ecken biegen, Aphorismen von Holger Benkel, Edition Das Labor, Mülheim 2013 – Benkels Gedanken, die um Ecken biegen gehen weiter als der geschriebene Text; sie sind kein Ende, sondern ein Anfang. Sie versuchen, diesen kleinen Rest an Sprache etwas aufzuhellen, und wagen es seine Ränder verstehbar zu machen.

Essays von Holger Benkel, Edition Das Labor 2014 – Einen Hinweis auf die in der Edition Das Labor erschienen Essays finden Sie hier. Auf KUNO lesen Sie u.a. Essays von Holger Benkel über die Brüder Grimm, Ulrich Bergmann, A.J. Weigoni, Uwe Albert, André Schinkel, Birgitt Lieberwirth und Sabine Kunz.

Seelenland, Gedichte von Holger Benkel, Edition Das Labor 2015 – Benkel beweist als Lyriker in seinem Band Seelenland ein Gespür für das Unvertraute im Vertrauten, das Unheimliche des Alltäglichen, das Scheinhafte des Realen. Ulrich Bergmann denkt über den Gedichtband nach.