Zombies · Revisited

Die Untoten sind nicht auszurotten.

In einem Interview mit der SZ kommt der amerikanische Autor Alexander Hermon (Autor von The Making of Zombie Wars. Farrar, Straus & Giroux, 2015) heute zu folgendem Schluß:

„Nach 9/11 gab es die erwähnte Superheldenrenaissance. Außerdem kamen plötzlich aber auch die Zombies wieder angekrochen, diese Allegorie für die Angst vor der Masse. Die erlebten ihre erste Blütezeit in den Sechzigerjahren, als der weiße Mann plötzlich Angst vor der Straße hatte, vor hungrigen schwarzen Massen, die marodierend in die sauberen Vororte eindringen. Es gibt da diese Figur in „Night of the Living Dead“, die sich aus Angst vor den Zombies total zurückzieht, erst in sein Haus, dann in seinen Keller, wo er glaubt, endlich sicher zu sein. Aber die Zombies kommen dann natürlich aus dem Dunkel seines Kellers und nehmen ihn auseinander. Das wurde nach 9/11 alles reaktiviert. Nur dass die Zombies in unseren Kellern jetzt die Araber und Mexikaner sind.“

Wenn in den Erinnerungen, im Gedenken und in der Geschichte kein Platz dafür ist, kehren die untoten Ideen in die Gegenwart zurück.

George A. Romero

Auch im Werk von A.J. Weigoni herrscht ein Gedränge der Untoten, er exorziert damit seine Zeitgenossen. Dieser Romancier ist ein Auserzähler des beschädigten Lebens. Er führt uns hier auf die andere Seite des in unserer Welt allgegenwärtigen schönen Scheins: in öde Vorstädte, heruntergekommene Bungalows sowie in Seelenlandschaften voller Schründe, Dellen, Risse und Verwerfungen.

Diese Erzählungen haben keine Vampirzähne, Biss haben diese Zombies allemal. Sprachlich auf das Wesentliche reduziert, Erzählungen, die ihrem Namen gerecht werden.

Die Kunst der Erzählung liegt oft im Detail. Hier ist auf die verführerischste Art gemischt, was alle Welt am nötigsten hat, die drei grossen Stimulantia der Erschöpften, das Brutale, das Künstliche und das Idiotische. Diese Erzählungen sind voller Humor und streckenweise so schwarz, daß sie unter der Kohlenkiste noch einen Schatten werfen würden.

 

 

***

Zombies, Erzählungen von A.J. Weigoni. Edition Das Labor, Mülheim, 2010

Coverphoto: Weigoni-Porträt von Anja Roth

Weiterführend KUNO übernimmt einen Artikel von Karl Feldkamp aus Neue Rheinische Zeitung und von Jo Weiß aus der vom Netz gegangenen fixpoetry. Enrik Lauer stellt den Band unter Kanonverdacht. Betty Davis sieht darin die Gegenwartslage der Literatur, Margaretha Schnarhelt kennt den Ausgangspunkt und Constanze Schmidt erkennt literarische Polaroids. Holger Benkel beobachtet Kleine Dämonen auf Tour. Ein Essay über Unlust am Leben, Angst vor’m Tod. Für Jesko Hagen bleiben die Untoten auch weiterhin lebendig.