TIERE

mensch der einst noch selber blinde kuh

geschöpfe die er sprechen hörte zähmte

rief als er gebot herab die höheren wesen

darin schuf er den schlachthof das rohe in uns

töten wir fortan die kreatur im eignen blut

wie eine krankheit um die sünden auszulöschen

wiederholen wir sie lebt die bestie rechnern hörig

die gebären das andere subjekt den apparat

mit tierischem instinkt regelt das tempo

die räume des verkehrs der straßen

 in rudeln den hormontrieb der systeme

gehetzt von bauch und unterleib

ist das geld der krieg eine symbiose

die fremdes zugleich vereint und scheidet

in der krippe des denkens sind lamm und kalb

die beste nahrung essen wir embryos zuletzt

und zeugen kadaver der natur im licht der sonne

 vorverdaut kehren wir zur mutterbrust zurück

werden die glieder durch tierhaut gezogen

seh ich mein abbild an der wand

 lös ich mich von meinem schatten

 spring ich aus dem rumpf und frage

wozu brauchen geister leiber wenn ihr kopf genügt

 schlag ich ihn ab sagt er mir das ende voraus

 greif ich nach den organen erwarten mich wächter

 in den himmeln glaub ich lebt kein wild ohne wagen

***

 

Vorschau auf den Gedichtband Meißelbrut, von Holger Benkel, Dr. Ziethen Verlag, Oschersleben, 2009  – Eine Rezension finden Sie hier.

Weiterführend

 

In einem Kollegengespräch ergründeln Holger Benkel und A.J. Weigoni das Wesen der Poesie – und ihr allmähliches Verschwinden. Das erste Kollegengespräch zwischen Holger Benkel und Weigoni finden Sie hier.

kindheit und kadaver, Gedichte von Holger Benkel, mit Radierungen von Jens Eigner. Verlag Blaue Äpfel, Magdeburg 1995. Eine Rezension des ersten Gedichtbandes von Holger Benkel finden Sie hier.

Gedanken, die um Ecken biegen, Aphorismen von Holger Benkel, Edition Das Labor, Mülheim 2013

Essays von Holger Benkel, Edition Das Labor 2014 – Einen Hinweis auf die in der Edition Das Labor erschienen Essays finden Sie hier. Auf KUNO porträtierte Holger Benkel die Brüder Grimm, Ulrich Bergmann, A.J. Weigoni, Uwe Albert, André Schinkel, Birgitt Lieberwirth und Sabine Kunz.

 

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