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Der Blick, forschend. Ihre Kamera, ein Wahrheitsautomat. Sie bildet nicht ab, sondern zeichnet mit Licht. Tastet Raum / Zeit / Landschaft nach Anmutsmustern ab, inszeniert in einem Gestaltungsfeld imaginäre Ansichten blühender Landschaften. Sequenzen. Die Erinnerung des vorherigen Bildes wirft den Schatten auf das Nächste. Schnitte. Prickelnde Beunruhigung in grossartiger Verwahrlosung. Das Gefühl der Versunkenheit.

Achsensprung. Die zuweilen orientierungslose Künstlerin schafft sich eine bildmächtige Behausung. Doch wie sich ihre Poesie ein Überall sucht, drängt sich das Leben mit seiner konkreten Formensprache in das Jederzeit eines Bildes. Reduziert auf sein Wesentliches wird jedes Ding charmant, denn in der Nähe zum Einfachen gestaltet sich jede Suche nach komplexen Zusammenhängen erst lebendig.

Brennschärfe. Durch jede Komplexität leuchtet ein einfacher Beginn. Hier, so scheint es, liegt die Zielsetzung ihres künstlerischen Tuns. Hinter jedem übermächtigen Durchschauungswillen die einfache Formel erkennen. Verstehen ist auch ein liebervoller Akt des Scheiterns. Mit beharrlicher Konsequenz arbeitet sie am LichtBild der Zeit und sucht sie in ihren Arbeiten wohl, sich kontrapunktisch etwas wesentlichem anzunähern, der Schneckenspur des stetigen Bemühens ein einziges leuchtendes Sekret abzusondern… und das in der Gelassenheit, sich auf diesem Markt nicht mehr behaupten zu müssen.

 

 

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Cyberspasz, a real virtuality, Novellen von A. J. Weigoni, Edi­tion Das Labor, Mülheim an der Ruhr 2012.

Covermontage: Jesko Hagen

Weiterführend → KUNO übernimmt Artikel von Jo Weiß aus Kultura-extra, von Karl Feldkamp aus Neue Rheinische Zeitung und von Christine Kappe aus der vom Netz gegangenen fixpoetry. Betty Davis sieht in Cyberspasz eine präzise Geschichtsprosa. Margaretha Schnarhelt erkennt in der real virtuality eine hybride Prosa. Enrik Lauer deutet diese Novellen als Schopenhauers Nachwirken im Internet. In einem Essay betreibt KUNO dystopische Zukunftsforschung.