Ein Klassiker der Post-Moderne

Wenn in den Erinnerungen, im Gedenken und in der Geschichte kein Platz dafür ist, kehren die untoten Ideen in die Gegenwart zurück.

George A. Romero

George A. Romero gilt als Mitbegründer und einer der wichtigsten Vertreter des modernen Horrorfilms. Viele seiner Filme haben Kultstatus erreicht. Romero schrieb für die meisten seiner Filme das Drehbuch selbst, daher kann sein Werk weitestgehend dem Autorenfilm zugeordnet werden. Typisch für seine Filme ist, dass sie bewusst die in den USA herrschende gesellschaftliche Situation ihrer jeweiligen Entstehungszeit widerspiegeln und einen politischen Subtext aufweisen, der soziale und politische Missstände kritisiert. Zu seinen bekanntesten Filmen zählt Night of the Living Dead, der vor genau 50 Jahren im im Fulton Theatre in Pittsburgh erstaufgeführt wurde. Er habe seine Zombies immer für Satire oder als politische Kritik eingesetzt, zitierte die „Los Angeles Times“ den Genre-Meister.

Es gibt da einen tollen Film von 1932 ‚White Zombie“. In Haiti führt Bela Lugosi jemanden durch eine Fabrik, in der er ausschließlich Zombies für sich arbeiten lässt. Lugosi erklärt, wie wunderbar das funktioniert: Die Zombies sind immer wach, beschweren sie nie über Überstunden und bilden keine Gewerkschaften. Das führt direkt zu meiner Theorie, dass im Horrorfilm eigentlich ein Klassenkampf zwischen Vamipiren und Zombies inszeniert wird. Vampire sind ja meistens Aristokraten, leben mitten in der Gesellschaft und alles funktioniert normal, bis darauf, dass sie nachts ein bisschen Blut trinken. Erst wenn die Zombies kommen wird das alles anders: das ist die Revolution.

Slavoj Žižek

Night of the Living Dead ist ein US-amerikanischer Horrorfilm aus dem Jahr 1968 von George A. Romero. Er gilt seit den 1980er Jahren als Kultfilm und wurde in die Filmsammlung des Museum of Modern Art aufgenommen. Seit 1999 ist der Film im National Film Registry eingetragen als erhaltenswertes Kulturgut. Dieser Film ist der erste Teil einer sechsteiligen Reihe von Zombiefilmen des Regisseurs. Der als Freizeitprojekt gedrehte Schwarz-Weiß-Film gilt als Meilenstein des Horror-Genres, der das Zombie-Subgenre in eine neue Richtung lenkte.

Obwohl Zombies in der Filmgeschichte bereits 1932 in White Zombie auftauchten, wurden hier die Untoten erstmals nicht als durch Zauberkraft erweckte, willenlose Voodoo-Sklaven dargestellt, sondern als aus eigener Kraft aus den Gräbern steigende lebende Tote. Auch dank Bela Lugosi ist er nach Jahren der Vergessenheit verspätet zum Klassiker des Gruselfilms der 30er Jahre geworden. White Zombie ist ein Genrefilm, der seine Atmosphäre zum poetischen Schauermärchen verdichtet und in seinen besten Momenten reinen Surrealismus bietet.

Abgesehen davon mag ich den Gedanken, dass Zombies wie wir sind. Die größten Monster sind doch sowieso unsere Nachbarn, der schlimmste Horror befindet sich immer direkt nebenan. Die Zombies lernen, sie imitieren die Menschen, was wiederum die Frage aufwirft, ob sich die Menschen wie Zombies benehmen.

George A. Romero

Coverphoto: Anja Roth

Auch im Werk von A.J. Weigoni herrscht ein Gedränge der Untoten, er exorziert seine Zeitgenossen. Die Wirklichkeit ist für diese Typen nicht greifbar. Falls doch, dann nicht zu handhaben: “Diese Erzählungen haben keine Vampirzähne, Biss haben diese Zombies allemal. Sprachlich auf das Wesentliche reduziert, Erzählungen, die ihrem Namen gerecht werden.” Hier ist auf die verführerischste Art gemischt, was alle Welt am nötigsten hat, die drei grossen Stimulantia der Erschöpften, das Brutale, das Künstliche und das Idiotische. Diese Erzählungen sind voller Humor und streckenweise so schwarz, daß sie unter der Kohlenkiste noch einen Schatten werfen würden.

 

 

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Lesen Sie auch den gerade erschienenen zweiten Roman mit den rheinischen Zombies: Lokalhelden, von A. J. Weigoni, Edition Das Labor, Mülheim 2018 – Limitierte und handsignierte Ausgabe des Buches als Hardcover.

Coverphoto: Jo Lurk

Weiterführend →

Lesen Sie auch das Nachwort von Peter Meilchen sowie eine bundesdeutsche Sondierung von Enrik Lauer. Ein Lektoratsgutachten von Holger Benkel und ein Blick in das Pre-Master von Betty Davis. Die Brauereifachfrau Martina Haimerl mit Hintergrundmaterial. Ein Kollegengespräch mit Ulrich Bergmann, bei dem Weigoni sein Recherchematerial ausbreitet. Denis Ullrich mit einem Rezensionsessay. Constanze Schmidt über die Ethnographie des Rheinlands.