Im Flüchtlingsghetto

 

Es treten aus den dunklen langen Schatten

Die ersten Wesen an das Mittagslicht.

Man sieht nur große Augen, kein Gesicht,

Die Spinnenarme. Rennen da die Ratten?

 

Wer durch die Gassen geht, weiß, wo’s gebricht.

Die Reichen, die nichts zu verschenken hatten,

Verdämmern einsam in den Hängematten:

Denn wer nicht gibt, den gibt es eben nicht.

 

Ich sehe sie dort stehen, lautlos fragen,

Die ausgestreckten Hände, keine Klagen.

Die Fliegen summen über ihnen, landen

 

Auf Leibern, die nur Fetzenkleider tragen.

Was will man zu dem Elend Kluges sagen:

Das Wort, das sonst beruhigt, kam abhanden.    

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Porträt Walter Stonet von Thomas Kiel.

Weiterführend → Die Redaktion verlieh Walther Stonet den KUNO-Essaypreis 2017 für den Essay Robokratie – Wie Social Bots die Demokratie manipulieren.  Lesen Sie hier die Begründung.

Zur Einführung finden sich von Holger Benkel Gedanken über das Denken. In 2003 stellte KUNO den Essay als Versuchsanordnung vor. In 2013 unternahm Constanze Schmidt Gedankenspaziergänge. In 2013 Ein Beitrag zur Evolutionsgeschichte des Essays.