FEUERPROBE

vergräbt die brust den brennpunkt die seele

 sitz ich gesalbt mit blut milch honig öl

 im rauchfang des körpers rotieren die organe

lecken glutzungen den eiter trocknet die wunde

 unter der asche hör ich über mir ein schaben aus dem trichter

 schlägt der schorf weder stahl noch stein die glocke

 hält er mich im brand schwillt mir schwelend das fleisch

 wittere ich die ausgebrannte stelle das gesicht

 das sich fügend in der fuge für befugt hält

unter der kuppel des abzugs der schädeldecke aber

 liegt mein leib schacht und gefäß hinterm wind

 siedet der atem das labyrinth der gase brennt das fieber aus

 hebt mich kein schüreisen hinweg bleibt die narbe

die freie stelle von mir besessen hüpfen sonnenlanzen

 im gewebe der haut fängt sie der kopf steh ich lodernd

 aufgehoben bewegt noch nicht ewig sinke ich tiefer hinab

 weiten sich die poren zeug ich werd ich fisch wurm schlange

 öffne ich mich exkrement des feuers auf der stirn die rauchfahne

der filter durch den ich geh eh ich über äckern mich zerstreu

entsteig ich dem kamin der erloschen meine tode birgt

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Aus dem Gedichtband Meißelbrut, von Holger Benkel, Dr. Ziethen Verlag, Oschersleben, 2009 – Eine Rezension finden Sie hier.

Weiterführend

In einem Kollegengespräch ergründeln Holger Benkel und A.J. Weigoni das Wesen der Poesie – und ihr allmähliches Verschwinden. Das erste Kollegengespräch zwischen Holger Benkel und Weigoni finden Sie hier.

kindheit und kadaver, Gedichte von Holger Benkel, mit Radierungen von Jens Eigner. Verlag Blaue Äpfel, Magdeburg 1995. Eine Rezension des ersten Gedichtbandes von Holger Benkel finden Sie hier.

Gedanken, die um Ecken biegen, Aphorismen von Holger Benkel, Edition Das Labor, Mülheim 2013

Essays von Holger Benkel, Edition Das Labor 2014 – Einen Hinweis auf die in der Edition Das Labor erschienen Essays finden Sie hier. Auf KUNO porträtierte Holger Benkel die Brüder Grimm, Ulrich Bergmann, A.J. Weigoni, Uwe Albert, André Schinkel, Birgitt Lieberwirth und Sabine Kunz.