der Aufstand kommt so oder so

sag, was du zu sagen hast
sag, wer du bist
und sag vor allem, was du wirklich willst
wovon bist du abhängig?
wer bezahlt dich?
wie hoch ist dein Preis?
ab welcher Summe begehst
auch du Verrat?
und dann sag Klasse, Bewusstsein
und Utopie
sag immer wieder: soziale Frage
und neuer Mensch
wir brauchen ein zweites Achtundsechzig
wir brauchen Aufstände und Umstürze
und Anarchie

***

der Aufstand kommt so oder so von Clemens Schittko, gonzoVerlag, Mainz 2017

Unruhige Zeiten brauchen eruptive Literatur. Auch in diesem Band kippt Clemens Schittko eine Lawine von Text über Schlagworte und Phrasen. Egal ob es um politisches Geschehen geht oder den banalen Alltag: Permanent begegnen uns in seinen Texten unterschiedliche Statements, prasseln jedes für sich genommen kurz und heftig auf den Leser ein und verflüchtigen sich ebenso schnell wieder, wie sie aufgetaucht sind. Für sich genommen sind solche Momentaufnahmen bestenfalls in der Lage, kurze Reaktionen hervorzurufen, ihr tiefergehender Zusammenhang jedoch bleibt verschlossen. Es scheint, als seien wir von immer wiederkehrenden hohlen Phrasen umgeben, die es schwer machen, zu differenzierten Positionen zu gelangen. Clemens Schittko bleibt auch hier weiterhin seiner poetischen Konturlosigkeit treu. Mit einem ähnlich hohem Ausstoß arbeitet sonst nur die von der Redaktion gleichfalls geschätzte Sophie Reyer. Man stelle sich für einem Moment vor, welche Bücherregale diese Autoren füllen würden, falls es in der Zukunft eine nennenswerte Totholzverwertung geben wird.

Eine Rezension des Bandes Weiter im Text von Elke Engelhardt finden sie hier. Ein Interview mit Clemens Schittko finden Sie hier.

Weiterführend zur Theorie des Sozialen →

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