Gedanken, die um Ecken biegen

selbstmordattentäter, die hinter jahrtausende alte sublimierungen des opfers zurückfallen, das im reinen symbol endete, während sie die opferung wieder leibhaftig geschehen lassen, bekommen durch ihr rituelles selbstopfer etwas pervertiert heiliges, das westlichen menschen doppelt fremd ist, da sie das heilige kaum noch kennen und das pervertierte überwiegend virtuell konsumieren. doch entsprachen die attentäter von new york nicht einer ästhetischen lust am grauen und an der gewalt, die in den westlichen kulturen latent vorhanden ist? allerdings unterschieden sie dabei nicht zwischen virtueller und realer gewalt. und nicht zuletzt diese barbarische grenzüberschreitung, und damit die vertauschung und vermischung der sphären, die uns ästhetisch so vertraut vorkommt, wirkte schockierend.

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Der in der Schwebe gelassene Sinn, die Produktion von Ambiguität – was für Roland Barthes Brecht im Theater geleistet hat, indem er die Sinnfrage zwischen Bühne und Zuschauerraum neu verteilte – findet sich in der Kunstform der Twitteratur wieder. KUNO stellte drei Protagonisten dieser Literaturgattung näher vor.

Gedanken, die um Ecken biegen, Aphorismen von Holger Benkel, Edition Das Labor, Mülheim 2013

Unerhörte Möglichkeiten von Haimo Hieronymus, Kurznovellen, Edition Das Labor, Mülheim 2012

Leben in Möglichkeitsfloskeln von Peter Meilchen, auf Kulturnotizen 2013