Unvergessliche Begegnungen

Ich kann nur über mich schreiben, indem ich über andere schreibe

Gerhard Wolf

Dies sind Gelegenheitstexte im besten Sinne. Dieses Buch vereinigt 30 spannende Schriftsteller- und Künstler-Porträts, die der Autor auf der Grundlage von Redemanuskripten bei Buchvorstellungen, Vernissagen, Preisen oder Begräbnissen gesammelt. Wir finden aber auch weiterführenden Essays oder Gespräche mit seiner Frau etwa über den Kollegen Hermlin.

Wenn Gerhard Wolf seinen Passionen folgt und über Begegnungen mit unvergesslichen Literatur- und Malerfreunden schreibt, entstehen lebendige Künstlerporträts, die zum Lesen und Entdecken verführen: Irmtraud Morgner, Walter Jens, Günter de Bruyn, otl aicher, Carola Stern, Heinz Zöger, Stephan Hermlin, Tadeusz Rózewicz, Günter Grass, Bert Papenfuß, Stefan Heym, Andreas Reimann, Johannes Bobrowski, Carlfriedrich Claus, Christa Cremer, Volker Braun, Gino Hahnemann, Jan Faktor, Louis Fürnberg, Nuria Quevedo, Maria Sommer, Barbara Beisinghoff, Róza Domascyna, Angela Hampel, Franci Faktorová, Brigitte Reimann. Wir finden aber auch die der jungen Avantgarde- und Untergrunddichtung der DDR und der Wendezeit, Bert Papenfuß, Detlef Opitz, Andreas Reimann oder Gino Hahnemann sind hier zu nennen.

Der Aufbau Verlag hat gerade sein 75. Jubiläum gefeiert, umd acht seinem Autor mit diesem Band ein Geschenk. Dieser Sammelband mit größtenteils unveröffentlichten Gelegenheitstexten zu Ausstellungseröffnungen, Buchvorstellungen, Nachrufen, Geburtstagsgrüßen lenkt den Blick zurück in eine versunkene Welt, in eine imaginäre, ja bessere DDR, die nicht von Dogmatikern, sondern von Schriftstellern bevölkert war.

Diese unvergesslichen Begegnungen mit Autorinnen und Autoren liest KUNO als Gegenstück zu den Kollegengesprächen, die A.J. Weigoni zum 30. Jahrestag der VS gemacht hat. Zwischen 1995 und 1999 hat A.J. Weigoni im Rahmen seiner Arbeit für den VS Kollegengespräche mit Schriftstellern aus Belgien, Deutschland, Rumänien, Österreich und der Schweiz geführt. Sie arbeiteten am gleichen „Produkt“, an der deutschen Sprache. Die Publikation ist zum 30. Jahrestag des VS erschienen. Eines der wichtigsten Medien, die Aufschluß über Intentionen, Erfahrungen und Einstellungen von Autorinnen und Autoren gibt, ist heute beinahe völlig verschwunden. An die Stelle der Briefpost ist weitgehend die elektronische Mail getreten. Der Briefwechsel aus der Reihe Kollegengespräche demonstriert die kommunikative Bedeutung einer untergegangenen Kulturtechnik. Diese Dialoge sind zugleich literarische Dialoge und dialogische Literatur, wir lesen Dialoge der Schriftsteller auf die Spur dieser Beziehungen und Interaktionen in doppeltem Sinne. Die Kollegengespräche sind eine lesenswerte Parallelerzählung zu Biografie und literarischem Œuvre.

 

 

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Herzenssache. Memorial von Gerhard Wolf. Aufbau Verlag, Berlin 2020.

Weiterführend →

Um den Bücherberg nicht zu vergrössern waren die Kollegengespräche 1999 als Printing on demand erhältlich. Dieser Band ist als bibliophile, limitierte Vorzugsausgabe erhältlich vergriffen. Aus Recherchegründen hat der vordenker die Kollegengespräche zuerst ins Netz gestellt. Sie können hier abgerufen werden. Die Kulturnotizen (KUNO) haben diese Reihe in loser Folge ab 2011 fortgesetzt. So z.B. mit dem vertiefenden Kollegengespräch von A.J. Weigoni mit Haimo Hieronymus über Material, Medium und Faszination des Werkstoffs Papier. Druck und Papier, manche Traditionen gehen eben nicht verloren.