Die Erinnerung

Die Erinnerung, als Schnee lag. Sieh, da beugen sich Statuen im Park über einen Brunnen, Eiszapfen wachsen aus den Augen zum Rand hin. Fühlst du das  vertraute  Knistern, Rascheln und leise Bröseln der Blätter zwischen kältesteifen Fingern, während im dünnen Schuhwerk die Zehen sich krümmen? Unter der geschwungenen Brücke auf dem gefrorenen Stadtteich bewegt sich vage schwanenweiß Schnee zwischen den Dämmerschatten. Sehr fern Spatzenrufe, die deine entlaubten Wege vereinsamen. Sehr fern Verkehrsbrausen, es zwingt dich zurück ins Spiel vertauschter Abläufe. Vor dem Opernhaus im punktierenden Licht hinter Glas,  in Konturen gefangen Schwäne: Schwanensee. Wie beides zusammengehört. EVENTUELL ist ein Wort; zu dem man aufschauen muss. Beim Aussprechen zieht man die Brauen hoch  und beißt sich auf die breiter werdende Unterlippe. 

***

fern, fern von Angelika Janz, KUNO 2019

Weiterführend →

Lesen Sie auch das Kollegengespräch, von A.J. Weigoni mit Angelika Janz über den Zyklus fern, fern. Vertiefend ein Porträt über ihre interdisziplinäre Tätigkeit, sowie einen Essay der Fragmenttexterin. Und nicht zuletzt, Michael Gratz über Angelika Janz‘ tEXt bILd