Die Nipp-Geschichten behandeln Themen, die seit 1994 immer wiederkehren, ihr Motiv ist das Individuum, das durch die Moderne strauchelt, herumgeschubst wird, viele Niederlagen erleidet und die Hoffnung auf eine grundlegende Verbesserung seiner Lage aufgegeben hat.
Der kleine Mann mit dem lächerlichen Namen, er ist ein heutiger Ritter von trauriger Gestalt. Melancholisch, verloren und weise. Sich seiner eigenen Bedeutungslosigkeit bewusst, kann er sich in völliger (Narren-)Freiheit den kleinen wie den großen Dingen mit gelassener Neugierde widmen und uns durch seine Augen in interessierter Distanz die Welt ein wenig mehr be- und entfremden.
Herr Nipp – langjähriger Protagonist in Haimo Hieronymus‘ literarischem Œuvre, doch bisher meist nur Begleiter, Betrachter, Sidekick – wird nun in virtueller und gedruckter Form erstmals einem breiteren Publikum vorgestellt. Eine späte Ehre für den Ewigzupätkommenden, den steten Grübler.
Nipp erlebt viel. Doch kaum Spektakuläres. Er lebt und erlebt seinen Alltag und allein das ist oft schon berichtenswert. Nipp denkt sich seinen Teil, und das ist noch berichtenswerter. Ein stiller, versonnener Beobachter, dessen Reflexionen und subversiv-ironische Kommentare länger im Gedächtnis haften bleiben als angesichts der äußerlich harmlosen Form erwartet. Nipp scheitert stets aufs Neue an den alltäglichen Widernissen. Irgendwo ist immer ein Stein, auf den man treten kann und wird. Vor allem, wenn man den Kopf gerade in den Wolken hat. Und auch das ist berichtenswert. Denn im Scheitern liegt Schönheit.
Den kleinen großen Nipp mögen wir belächeln, doch am Ende lässt sich nicht bestreiten, dass dieses stoische und hintersinnige Stehaufmännchen Respekt einflößt – denn nur der wahrhaft Unzufriedene vermag die Poesie eines Maiskolbens zu erkennen, die Schönheit im Kleinen, im Fragment. Herr Nipp, der traurige Ritter, ist die paradoxe Verkörperung des Prinzips Hoffnung – fallen, abklopfen, eventuell ein paar mal seufzen und dann wieder aufstehen.
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Die Angst perfekter Schwiegersöhne, von Herrn Nipp, Edition Das Labor 2011
Weiterführend →
Zu einem begehrten Sammlerstück hat sich die Totholzausgabe von Herrn Nipps Die Angst perfekter Schwiegersöhne entwickelt. Außerdem belegt sein Taschenbuch Unerhörte Möglichkeiten, daß man keinen Falken mehr verzehren muss, um novellistisch tätig zu sein. Herr Nipp dampft die Gattung der Novelle konsequent zu Twitteratur ein. Und außerdem präsentiert Haimo Hieronymus die bibliophile Kostbarkeit Über Heblichkeiten, Floskeln und andere Ausrutscher aus den Notizbüchern des Herrn Nipp. Begleitendes zur Veröffentlichung des Buches Fatale Wirkungen, von Herrn Nipp (Mit Fotos von Stephanie Neuhaus). Über die historische Aufgabe von Herrn Nipp aus Möppelheim.
Zum Thema Künstlerbucher lesen finden Sie hier einen Essay sowie ein Artikel von J.C. Albers. Vertiefend auch das Kollegengespräch mit Haimo Hieronymus.
Diese bibliophile Kostbarkeiten sind erhältlich über die Werkstattgalerie Der Bogen, Tel. 0173 7276421