Chill–Out

 

Indes: Träumend, beinahe wie die Generation ihrer Eltern, lagen Ansgar und Shari auf dem Rasen und ließen sich das Gras schmecken.

»Hmmm… gutes Zeug!«, atmete Ansgar nach einem tiefen Zug aus.

»Is‘ echt gut für’n Chill–Out!« Shari nuckelte an der Tüte und rauchte die Pappe nass. Er tollte mit ihr. Rollte sie die Böschung hinunter. Shari kicherte. Spürte seine Finger, die hinter ihrem Rücken des Verschluss des BH’s ausklinkten.

»Hey!«

Ansgar ließ die Handschellen klicken, die er bei dem Polypen geklaut und im Depot zwischengelagert hatte. Er fesselte ihre Hände hinter ihrem Rücken.

»Hey, was soll das?«, sie wehrte sich, die Tüte fiel zur Seite und glimmte im trockenen Gras. Sie zerrte an den Handschellen und verzog ihren Mund zu einem Flunsch.

»Vertrau mir! Willst du?« Ansgar wedelte mit einem Kondom vor ihrer Nase.

»Würde ich gerne… schon… eigentlich…«

»Genieße es…«

»So… so sehr… so sehr habe ich mich nie…«

»Sei in deinem Körper zuhaus‘, Baby!«, er zog sich das T–Shirt hoch, rieb seinen Waschbrettbauch an ihrem Oberschenkel, pellte ihr die Strümpfe ab, küsste ihren Nacken, riss an ihrem Haar, fühlte das klebrige Haarspray.

»… aus–ge–lie–fert.« Weiter kam Shari nicht. Er küsste sie sanft grobianisch auf den Mund. Erstickte weitere Bedenken.

»Ehj, stay cool!«, forderte er sie laut auf und dachte: „Hoffentlich wird sie die Alte vergessen können.“ Er musste sich gewaltig anstrengen. Zog ihr den Slip aus und blies ihr einen, so wie er das bei Jacqueline abgeguckt hatte.

»… ausgeliefert gefühlt…«

»… hab‘ den Fallschirm angelegt…«

»… o.k. Ansgar… mach die Peilung für die Landung klar…«

 

 

Fortsetzung folgt.

***

Massaker, ein Cranger-Cirmes-Crimi von Barbara Ester und A.J. Weigoni, Krash-Verlag 2001

Weiterführend →

In der Reihe Gossenhefte zeigt sich, was passiert, wenn sich literarischer Bodensatz und die Reflexionsmöglichkeiten von populärkulturellen Tugenden nahe genug kommen. Der Essay Perlen des Trash stellt diese Reihe ausführlich vor. Dem Begriff Trash haftet der Hauch der Verruchtheit und des Nonkonformismus an. In Musik, Kunst oder Film gilt Trash als Bewegung, die im Klandestinen stattfindet und an der nur ein exklusiver Kreis nonkonformistischer Aussenseiter partizipiert. Lesen Sie auch das Kollegengespräch von A.J. Weigoni mit dem echten Bastei Lübbe-Autor Dieter Walter. Eine Würdigung von Massaker durch Betty Davis lesen Sie hier. Die Hörfassung unter dem Titel Blutrausch hören Sie in der Reihe MetaPhon. Als Tag für die Vorstellung dieses Cranger-Cirmes-Crimis war der 11. September 2001 vorgesehen.