Zeichen des Aufbruchs

Sie nimmt die Gegend, in der sie seit ein paar Monaten lebt, aufgrund von Erinnerungen wahr. Sie glaubt, dass hier alles Mögliche auf sich warten lässt. Auf das Eintreffen von Gegenwärtigem wartet sie nicht, sie sperrt sich den Vorkommnissen der Gegend -die vergehende Zeit setzt ihr kein sichtbares Zeichen.

Dafür setzt sie Zeichen des Aufbruchs im Entfernen von Gegenständen und Vorkommnissen: Sie leert regelmäßig den Briefkasten, reinigt turnusmäßig das Treppenhaus, sie organisiert täglich die Umwandlung von Brennstoff in Abfallstoff, sie lässt gegebenenfalls Dinge ohne größeren Entscheidungsaufwand verschwinden, sie wirkt einer gültigen Aufteilung der Wohnung entgegen -trotzdem gibt es immer weniger Dinge, die sie suchen muss.

Sie will sich beobachtet fühlen. Sie bewegt sich gerne im Schnittpunkt der drei Fenster ihres Raumes. Sie spielt, als wolle sie etwas verbergen. Sie möchte Gegenstand einer Empörung werden, die die Bewohner aller gegenüberliegenden Häuser erfasst.

 

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Delta … als sei ihre Unsichtbarkeit nichts weiter, von Angelika Janz 2020

Angelika Janz erzählt im Delta ganz aus der Innenperspektive und schafft eine leicht verfremdete Atmosphäre. Mit sezierendem Blick und literarisch sehr eigenwillig zeigt sie eine soziale Gemeinschaft und eine Gesellschaft, die sich selbst zersetzen. Über eine zusammenhängende Folge hinweg wird die Geschichte durch die vielen kleinen redundanten Bewußtseinsströme in Offene geführt.

Weiterführend → 

Lesen Sie auch das Kollegengespräch, das A.J. Weigoni mit Angelika Janz über den Zyklus fern, fern geführt hat. Vertiefend ein Porträt über ihre interdisziplinäre Tätigkeit, sowie einen Essay der Fragmenttexterin. Ebenfalls im KUNO-Archiv: Jan Kuhlbrodt mit einer Annäherung an die visuellen Arbeiten von Angelika Janz. Und nicht zuletzt, Michael Gratz über Angelika Janz‘ tEXt bILd