Premiere des Gesamtkunstwerks

 

Reden wir nicht umständlich drumherum, heute Abend wird in Mülheim an der Ruhr im Makroscope ein Gesamtwerk präsentiert: Der Schuber. Darin befindet sich nichts weniger als ein Lebenswerk. Es ist vielleicht sogar mehr als ein Gesamtwerk, eher die zeitgemässe Variation des Gesamtkunstwerks, weil hier bildende Kunst, darstellende Kunst, Tonkunst und Literatur sinnfällig zusammenwirken. Und es zeigt sich auch, dass Kunst nicht die Sache eines Einzelnen ist, sondern in einer Intaraktion mit Schauspielern, Komponisten und eben dem Autor geschieht.

Tendenz zur Tilgung der Grenze zwischen ästhetischem Gebilde und Realität.

Odo Marquard

Mit dem Holzschnitt präsentiert Haimo Hieronymus eine handwerkliche Drucktechnik, er hat sie auf die jeweiligen Cover der Gedichtbände von A.J. Weigoni gestanzt hat. Bei dieser künstlerischen Gestaltung sind „Gebrauchsspuren“ geradezu Voraussetzung. Man kann den Auftrag der Farbe auf dem jeweiligen Cover direkt nachvollziehen, der Schuber selber ist genietet. Und es gibt keinen Grund diese Handarbeit zu verstecken.

„Das ist natürlich schon eine starke Pose, mit der Andrascz Jaromir Weigoni auf dem Cover seiner von der Kunststiftung NRW geförderten vierteiligen CD-Edition mit Gedichten zu sehen ist: Langes wallendes Haar, konzentrierter Blick, die Falten treten deutlich hervor und die Finger sind wie beim Rezitieren kelchförmig geformt, als wollte er etwas Wichtiges auf den Punkt bringen. Nur das kurzärmlige Hemd im gedeckten Ton wirkt etwas neuzeitlich. Es erinnert, und da sind auch die Initialen, an Albrecht Dürer, mit der Jahreszahl 1500.“

schreibt Steffen Tost heute in der NRZ.

SCHRIFTMENSCH   sprachgespannt, sprechbedacht…

Angelika Janz

Alle Exemplare sind zusammen mit dem auf vier CDs erweiterten Hörbuch erhältlich. Darauf auch die Produktion Unbehaust, sie provoziert mit einem stream–of–consciousness durch Inhalte und nicht durch Dolby–Surround. Der Mülheimer Komponist Tom Täger hat ausschließlich Papiergeräusche verwendet. Die Asiaten verehren das Papier für diese Schwäche, Papier hat sich auf die Seite unserer Verwundbarkeit und Sinnlichkeit gestellt. Papier fühlt sich angenehm an und riecht gut. Papierseiten entsprechen dem menschlichen Lesetempo, unserem Rhythmus.

 

Das Hörspiel Unbehaust wird am 21. Januar, ab 20:00 Uhr im Rahmen der Präsentation des Schuber Ausstellung präsentiert im:

Makroscope / Friedrich-Ebert-Strasse 48 / 45468 Mülheim an der Ruhr

 

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Der Schuber, Werkausgabe der sämtlichen Gedichte von A.J. Weigoni. Edition Das Labor, Mülheim 2017

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