Bewusstseins–Upload


Falls es in 20 Jahren noch das Ettikett Trash gibt, kann man Neill Blomkamps Chappie auf eine Stufe mit den Filmen Jack Arnolds stellen. Die ist vor allem den konsequenten Nicht-Schauspielern Yo–Landi Visser und Ninja von der südafrikanischen Band Die Antwoord zu verdanken. Aber auch die Leiterin des Hightech–Waffenkonzer Michelle Bradley (Sigourney Weaver), der ehrgeizigen Entwickler Deon (Dev Patel) der fiese Waffenerfinder Vincent (Hugh Jackman) chargieren nah an einer Comic Figur. So ist die menschlichte Figur in dieser Dystopie der Blechmann Chappie (im Motion–Capture–Verfahren von Sharlto Copley verkörpert). Der südafrikanische Regisseur Neill Blomkamp geht ein Thema an, das Filmemacher seit Langem umtreibt:

Welche Konsequenzen könnte es haben, wenn Maschinen ein eigenes Bewusstsein erlangen?

Blomkamp hat ein gutes Gespür für atmosphärisch dichte, reizvolle Erzählszenarien, in denen ein ausgeprägter Hang zu grenzapokalyptischer Ästhetik eine Allianz mit zugespitzten Sozialallegorien in einer südafrikanischen Sozialruinen-Kulisse eingeht (überzeugend bei District 9). Textur, Körperlichkeit und Materialität wird gegenüber der wieselflink geschmeidigen Digitalästhetik in Stellung gebracht sind, das macht dieses Stück Kintopp so reizvoll. Eigentlich ist der Film zu schade fürs Kino, man möchte ihn am liebsten in einer runtergrnudelten VHS-Cassette noch einmal sehen.

 

Weiterführend →

Lesen Sie auch den Artikel über I Fink You Freeky, Roger Ballen / Die Antwoord. Und den mit dem KUNO-Essaypreis 2013 ausgezeichnten Essay von Sophie Reyer. Die Begründung für den KUNO-Essaypreis findet sich hier.