Autor: J.C. Albers

Befragung der Serienessenz

  Man lässt einem Kunstwerk keine Gerechtigkeit widerfahren, wenn man über dem Titel seinen Inhalt vergisst. Doch machen wir uns nichts vor: Der Bildtitel ist heute mehr denn je Bestandteil des Werkdiskurses. Die Moderne und Postmoderne haben die Betitelung als…

Wir machen uns was vor

Am Anfang war der Flirt. Die Funken sprühen wie schon lange nicht mehr. Aufregend. Schmeichelhaft. Wie zwei verknallte Teenager stehen sie am Ende des Abends vor dem wartenden Bus und knutschen, von drinnen schimpfen Rentner. Herzklopfen. Können Körper irren? Sie…

Alphabetikon

  Die künstlerische Aneignung des Alphabets als Ursprung unserer Sprache und unseren abendländischen Denkens, der Siebenmeilensprung zwischen Alpha und Omega – ein gewagter Entwurf. Dass sich Haimo Hieronymus das Alphabet vornimmt, es bebildernd beispielhaft lexikalisch durchexerziert, ist konsequente (Weiter-)Entwicklung seines…

Was mit Liebe und so

Wie können wir heute noch ehrlich sagen: „Ich liebe Dich“? Im Wissen um die Trivialität, der diese Worte, die Situation, in welcher sie gebraucht werden, durch Medien und Verkitschung unterworfen sind? Im Wissen um die Redundanz dieser paar Laute, und…

Apologie des konservativen Museums

Eine Antwort auf Orhan Pamuks „bescheidenes Museumsmanifest“ Im Feuilleton der Süddeutschen Zeitung veröffentlichte der türkische Literaturnobelpreisträger Orhan Pamuk unter dem Titel „Ein bescheidenes Museumsmanifest“ elf Thesen bzw. „Gedanken“ über die Zukunft der Institution Museum. Pamuk fordert in seinem Manifest eine…

Spuren

Frisch geduscht. Diesmal ohne mich. Aus dem Bad folgt dir eine Duschgel-Shampoo-Duftwolke. – Kaffee? Die nassen Haare hängen dir ins Gesicht. Ich nicke. Du tropfst, sage ich. Du lächelst kurz und verschwindest in Richtung Küche. Ich blicke deinem Nacken hinterher.…

5.15

Das ist gerade der schmale Grat zwischen todmüde und hellwach. Es wird Tag, eindeutig. Man braucht nicht mehr das Licht einzuschalten, wenn man ins Badezimmer geht und sich nach Stunden der Nachtwache überflüssigerweise, aber pflichtbewusst bettfertig macht. Könnte eigentlich auch…

Was ist Kunst?

Lose kunsttheoretische Gedanken Als Kunstwissenschaftlerin muss man sich immer wieder die Frage stellen lassen, mal ganz provokant hingeworfen, mal schlicht dahergesmalltalkt, was das denn nun eigentlich sei, womit man sich da beschäftige. KUNST. Einerseits enervierend, sich rechtfertigen zu müssen für…

Das Künstlerbuch – ein Balanceakt zwischen Illustration und Imagination

Delectare et prodesse. Horaz Sprechen wir über Künstlerbücher, dann geht es um hybride Artefakte. Etwas zwischen einem Buch und einem Bildwerk, das zwischen erbaulichem oder unterhaltendem Gebrauchsgegenstand und dem reinen Dasein; zwischen Bedeutungsübermittlung und purem Sinn-an-sich schwankt und hin- und…

Anders als glücklich

Die Nipp-Geschichten behandeln Themen, die seit 1994 immer wiederkehren, ihr Motiv ist das Individuum, das durch die Moderne strauchelt, herumgeschubst wird, viele Niederlagen erleidet und die Hoffnung auf eine grundlegende Verbesserung seiner Lage aufgegeben hat.   Der kleine Mann mit…

Idole

  Was ist ein Idol anderes als der dunkle Schatten einer kollektiven Erinnerung, eine archaische Sehnsucht nach dem Prinzip Geborgenheit und Wärme, manifestiert im weichen Umriss des Ewigweiblichen, Ewigmütterlichen? Wie ein ferner heimatlicher Höhlenruf klingt der Reigen der tanzenden Idole…

Strandbad

  Schattenrisse vor Blau Scherenschnittbäume Zittergras wenn die plattgetretenen Halme sich langsam wieder aufrichten oder kleine Insekten pfeilschnell herumspringen Man zieht sich an. Man packt die Sachen. Man klaubt den Müll auf. Oder auch nicht. Man schwimmt eine letzte Runde,…

Fick dich ins Knie, Melancholie

Ein Abend mit Gisbert zu Knyphausen und Band Man geht hin mit den schlimmsten Befürchtungen und sie werden noch übertroffen. Man erwartet eigentlich zu viel und wird doch nicht enttäuscht. Im Gegenteil. Ein kalter Abend in Hamburg Ende Januar. Man…