Spuren

Frisch geduscht. Diesmal ohne mich. Aus dem Bad folgt dir eine Duschgel-Shampoo-Duftwolke. – Kaffee?

Die nassen Haare hängen dir ins Gesicht. Ich nicke. Du tropfst, sage ich. Du lächelst kurz und verschwindest in Richtung Küche. Ich blicke deinem Nacken hinterher. Am Halsausschnitt des T-Shirts hat sich ein dunkler Rand gebildet, der sich in einzelnen Sprenkeln auf deinen Schultern verliert.

Draußen hüpft ein Vogel im Baum herum. Ast hinauf, Ast hinab. Müsste eine Kohlmeise sein. Diesen gelben Bauch kann ich gerade noch zuordnen. Du wüsstest es vermutlich wieder besser, wie all den Jungskram. Von Apfel zu Apfel geht es. Dauert noch ein bisschen, bis die reif sind, aber auch so klein sind sie schon sehr rotgrün. Ast rauf, Ast runter, Apfel hin, Apfel her. So viele. Probieren kann man ja hier und da mal.

Tropf. Auch auf dem Parkett hast du ein paar Flecken hinterlassen. Einer davon, länglich verzogen, zeigt in die Richtung, aus der man jetzt das Zusammenschrauben der Mokka hört. Bald darauf Blubbern und Kaffeegeruch. Die Meise hüpft immer noch unruhig hin und her. Was sagt der Himmel?

Bewölkt. Sieht aber so aus, als könnte später doch noch die Sonne rauskommen. Gut. Ist ja auch noch so früh. Ich seufze. Warum eigentlich?

Wenn man das immer so genau wüsste. Du fragst schon gar nicht mehr nach. Manchmal noch ein prüfender Blick, manchmal ein kleines Grinsen. Diesmal hochgezogene Augenbrauen. – Hmm?

Ich hatte dich gar nicht in der Tür stehen gesehen. Ich zucke die Schultern. Setz dich doch zu mir, möchte ich sagen, und schaue auf den freien Sofaplatz neben mir. Du streichelst mir kurz über den Kopf und beugst dich über den Computer. Das Referat, richtig. Ich sehe auf die langsam trocknenden Locken und sinke tiefer in die schweren Polster. Ich stelle mir vor, wie das dunkle Grün mich langsam einsaugt und verschluckt. Dann muss ich im Faltenlabyrinth leben wie eine platonische Gefangene. Oder ich lande in einer Parallelwelt. In der hast du vielleicht trockene Haare und drehst mir nicht den Rücken zu.

 

 

 

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Weiterführend → Zum Thema Künstlerbücher finden Sie hier einen Essay sowie einen Artikel von J.C. Albers.