Frisur, Ideologie, Gendering

 

Jede Gruppe, jede Vereinigung, jede Partei, jedes System hat Köpfe, warme und kalte Köpfe, weiche und harte Köpfe, nachdenkliche und gedankenlose, lose und windige, bartlose haarlose Köpfe. Beginnt die Frisur am Kinn? Warum trägt ein Haarloser Bart, ein Bartloser Haar, warum tragen Haare Bärte und Bartlose keine Haare? Allmählich berühren einander wissenschaftliches und literarisches Bemühen querbank. Frauen tragen Spangen. Blumen Schleifen im Haar, solange sie keine Führungspositionen bekleiden. Das oft Improvisierte solcher Frisureninstallationen rechnet sich gern zur weiblichen Intuition im Alltag anwesenheitskontrollierten Zuarbeitens.  Sobald Frauen  Köpfe geworden sind, tragen sie Frisuren betonhart modelliert und pflegeleicht, Echthaarkunst, denn nichts ist verächtlicher für eine Frau an der Spitze, als eine Perücke.

Der Mann empfindet die Schmückung seines Bartes durch Schleifen und Spangen als entwürdigend, dafür nutzt er den kleinen Spielraum angreifbaren Geschmacks in der entgleisten Wahl seiner Krawatte, ja, den Ausgleich zum Ausgefallenen beim Mann schafft die Farbigkeit der Krawatte,  das um den Hals gebundene Stück farbiger Stoff gleicht den Respektverlust durch sein Ausgefallenes aus.

 

 

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Pro toto Typen, von Angelika Janz, KUNO 2023

Weiterführend  

Lesen Sie auch das Kollegengespräch, das A.J. Weigoni mit Angelika Janz über den Zyklus fern, fern geführt hat. Vertiefend ein Porträt über ihre interdisziplinäre Tätigkeit, sowie einen Essay der Fragmenttexterin. Ebenfalls im KUNO-Archiv: Jan Kuhlbrodt mit einer Annäherung an die visuellen Arbeiten von Angelika Janz. Und nicht zuletzt, Michael Gratz über Angelika Janz‘ tEXt bILd