Selbander – Gestaltung

 

Wie sich ihre Frisuren verändern, wenn sie beginnen, an ihren Erfolg zu glauben! Gegen die Gewohnheit der Natur formen sie ihr Haar zu Hüten früh am Morgen! Sie befürchten, dass man ihnen ohne Hüte keinen Zutritt gewährt zu ihren Arbeitsplätzen.

Aus dem Nebel herausgekrochen warst du sofort da, ein Gewinsel. Da man dir den Hut vom Kopfe nahm, warst du entlarvt, dir ging es übel. Niemand, der an dir gelegen war, hat das verwünschen können.

Leute, die ihr Haar hüten, vollführen unter ihren Frisuren von Zeit zu Zeit Bewegungen, die sehnsüchtig machen. Nach außen gekämmte Dürftigkeit weckt Vertrauen, eine perfekte Frisur macht mißtrauisch.

Wer sein Haar respekteinflößend zu gestalten weiß – und hier ist auch Fragmentarisches als Wenigerein Mehr – fürchtet nichts weiter als die Peinlichkeit, die sich auf natürlichem Wege durch den Zufall bahnbricht. Alles, was noch den Makel des Wachsens an sich haften lassen will, lichtet sich nach der Grünfärbung hin. Wenn man daran kratzt, hat die Sprache unegal zu sein. Es ist die Rede vom Welken, will jemand sein Blühenkönnen zeigen. An der Verformung harmloser Gegenstände prüft sich der Meister.

Wie soll man an seiner Frisur etwas verändern, wenn man auf dem besten Wege zum Erfolg ist?  Gar nichts. Denn der Erfolg hat sich eingeleitet, als das Haar so platt gefettet war an den Kopf, daß man es als Frisur nicht mehr und als Bemalung nur spekulativ wahrzunehmen sich traute. Früh am Morgen gibt sich eine wohlgeformte Frisur frisch gelüftet und duftig. Es kann einfach nicht angehen, daß mit dem Verfall der Frisur das Charisma schlapp wird. Wie es aus dem Nebel hinauskriecht, so gräbt es sich hintenrum unter der sengenden Sonne wieder hinein. Und wo einer dann zum Liegen kommt, wünschen ihm seine Nächsten ein Bleiben.

 

 

***

Pro toto Typen, von Angelika Janz, KUNO 2023

Weiterführend  

Lesen Sie auch das Kollegengespräch, das A.J. Weigoni mit Angelika Janz über den Zyklus fern, fern geführt hat. Vertiefend ein Porträt über ihre interdisziplinäre Tätigkeit, sowie einen Essay der Fragmenttexterin. Ebenfalls im KUNO-Archiv: Jan Kuhlbrodt mit einer Annäherung an die visuellen Arbeiten von Angelika Janz. Und nicht zuletzt, Michael Gratz über Angelika Janz‘ tEXt bILd

Post navigation