Monolog im Leserstrahl 4

 

Ich lernte schon immer leicht, Stimmen und Tonfälle, ja, Empfindungen und leise Erschütterungen des Gemüts zu imitieren. Ich kann verschiedene Kindheiten und Krankheiten  nachempfinden. Erinnerte Farben (Hautfarben) triumphieren vor dem sogenannten inneren Auge als Tarn- und als Leuchtfarben zugleich. Ich pfeife auf die Imagination, Blässe, Nässe, fremdbestimmt zu bleiben und trotzdem nicht gesehen zu werden! Ein Flatttern der Lider, das Zucken eines sekundären Muskels, eine Porenverstopfung der Irishaut, eine feine Schneeschicht im Zimmer, die hochsensible Zusammensetzung eines Punktstrahlers vor dem Kurzschluss. Etwas Einschneidendes, Griffiges, eine täuschend-zündende Idee zur wörtlichen Bewältigung der Zeit war mir in dieser Erzählung näher, als einmal mein Lieblingshemd. Ich drehte ab,  ich wehte ab, wie ich herumging, agierte,  und  ich redete, jedes Wort gab ein anderes, ich, du, niemand, ein anderer, dazu die Prädikate, die Addies als Jektive und Verbien! Metasprachen! Ich häufelte mich vor einer abweisenden Wand auf. Verrieselte, wie man schlechte Stoffe über Feldern verrieselt, über Flächen voller verlorener Gedanken.

Das Fremde: inniger mit mir verwachsen war es, als meine Zunge jetzt. Ich war zerstreut, als ich es aus mir herausfallen ließ wie ein unachtsam entwichenes Wort der Verächtlichkeit. Man muss sich selbst vielleicht in einen abstreifbaren Zustand versetzen, wer kann aber das alles abstreifen? Schwellungen, Zuwiderhandlungen, Verwindbares und wieder Verletzungen,- wem ist das zuzutrauen?

 

 

Weiterführend →

Lesen Sie auch das Kollegengespräch, das A.J. Weigoni mit Angelika Janz über den Zyklus fern, fern geführt hat. Vertiefend ein Porträt über ihre interdisziplinäre Tätigkeit, sowie einen Essay der Fragmenttexterin. Ebenfalls im KUNO-Archiv: Jan Kuhlbrodt mit einer Annäherung an die visuellen Arbeiten von Angelika Janz. Und nicht zuletzt, Michael Gratz über Angelika Janz‘ tEXt bILd