Vermochte sie sich je wieder mitzuteilen?

 

Sprach man sie an, antwortete sie der Form halber »irgendetwas«, sie litt nicht unter der Beziehungslosigkeit der Wortfolgen, die sich ihr mühelos in den Mund legten, gleichsam sprachliches Instinktverhalten -als habe sie auswendig gelernt, was zu antworten gerade dürftig genug war, um sich keiner Auffälligkeit zu beschuldigen, sie bewegte, sah, sie dachte sich mittig. Sie genoss die provisorische Leichtigkeit, zu gehen über die hölzernen Überbrückungen, die zu den nummerierten Gebäuden hinführten. Sofern und solange sie sie auf diese Weise erreichen konnte, hatte sie das Gefühl, es sei erlaubt, dorthin und dort fort zu gehen, wann immer sie wollte … und über die Begrenzung der ihr entgegen sich aufzwingenden Gesichter hinaussehen im Hören auf den Rhythmus der ihnen zugehörigen Schritte -und das alles nicht für möglich halten müssen …

Die offensichtliche Trennung beider Gebäude konnte sie unterlaufen, ohne ans Tageslicht zu treten. Sie mochte sich das nur so vorstellen, dass unter der sorgfältig ausgeharkten, weitläufigen, selten betretenen Kiesfläche zwischen den Gebäuden ein Gang verlief. Vom Gang aus aber konnte sie ins Freie sehen, aber von der Kiesfläche aus, die sie bedenkenlos Dach nannte, war auch bei starker Neigung keine Einsicht möglich.

 

 

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Delta … als sei ihre Unsichtbarkeit nichts weiter, von Angelika Janz 2022

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Angelika Janz erzählt im Delta ganz aus der Innenperspektive und schafft eine leicht verfremdete Atmosphäre. Mit sezierendem Blick und literarisch sehr eigenwillig zeigt sie eine soziale Gemeinschaft und eine Gesellschaft, die sich selbst zersetzen. Über eine zusammenhängende Folge hinweg wird die Geschichte durch die vielen kleinen redundanten Bewußtseinsströme in Offene geführt.

Weiterführend → 

Lesen Sie auch das Kollegengespräch, das A.J. Weigoni mit Angelika Janz über den Zyklus fern, fern geführt hat. Vertiefend ein Porträt über ihre interdisziplinäre Tätigkeit, sowie einen Essay der Fragmenttexterin. Ebenfalls im KUNO-Archiv: Jan Kuhlbrodt mit einer Annäherung an die visuellen Arbeiten von Angelika Janz. Und nicht zuletzt, Michael Gratz über Angelika Janz‘ tEXt bILd