Der Tod ist ekelhaft. Er ist ein Eklat, ein Skandalon, eine Frivolität, eine Schmach, eine Verdammung und eine Herabsetzung des menschlichen Lebens. Und der grosse Stachel des Todes ist, dass man nicht weiss, wohin es geht.
Friederike Mayröcker
Man dachte und sah sie – immer nur schwarz gekleidet – fast niemals ohne ihren Lebensgefährten Ernst Jandl. Sie waren eine Einheit. Und trotzdem habe ich von ihnen ein Foto gemacht, auf dem jeder von beiden für sich steht. Sie stehen hintereinander und etwas wie eine unsichtbare Wand, jedenfalls zwei verschiedene Umgebungsflächen trennen sie, indem die Mayröcker ihrer Umgebungsfläche und der Ernst Jandl seiner Umgebungsfläche zugeordnet ist. Eine Bildmetapher: Beide zusammen und doch – auch – jeder für sich (allein). Vielleicht war es auch in Wirklichkeit bei ihnen so. Die Aufnahme habe ich beim Konzert der Ingrid Elisabeth Fessler, die literarische Chansons nach Texten von AutorInnen komponiert und gesungen hat, im Museum des 20. Jahrhunderts am 13.12.1978 gemacht. Zum Tod von Ernst Jandl habe ich der Mayröcker dieses Foto mit einem Beileidsschreiben geschickt. Sie hat sich dafür bedankt und mir geschrieben, daß sie dieses Foto in seiner tiefen Symbolhaftigkeit jetzt nach dem Tod Ernst Jandls tief berührt hat.
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Schriftstellerbegegnungen 1960-2010 von Peter Paul Wiplinger, Kitab-Verlag, Klagenfurt, 2010