Rauschen

 

Tausend ermüdende Zustände kann sich Herr Nipp vorstellen, genau betrachtet vielleicht auch nur hundert, aber das ist ja auch egal. Sagen wir einfach sehr viele, das lässt uns viel besser im Unklaren. In den letzten Tagen sind ihm täglich einige begegnet. Die Wertung für megalangweilig hat dabei weißes Rauschen bekommen. Oder zumindest das, was man dafür halten kann. Das Rauschen einer Abluftanlage kommt schon hart in die Nähe. Wer kochend vor dem Herd steht und so ein altes Gerät angeschaltet hat, der ist akustisch von der Außenwelt abgeschlossen. Das ist enervierend und frustrierend. Früher hat offensichtlich überhaupt niemand darauf geachtet, den Klang solcher Geräte zu designen. Heute ist das hoffentlich etwas anders. Die Höchstpunktzahl bekam allerdings bisher der Zustand Stau auf der Autobahn. Es ist wohl kaum ein Wunder, dass da die meisten Unfälle passieren. Es gehört viel dazu, einen zweistündigen Stau seelisch unbeschadet zu überstehen, wenn auf der Gegenfahrbahn die Autos an dir vorbeirauschen und vor allem ohne einzuschlafen. Seit gestern allerdings kennt Herr Nipp etwas noch viel Ermüdenderes. Gerade fünf Minuten hat er es geschafft, neben dem gleichmäßig rauschenden Bach wach zu bleiben.

 

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Guppy im Gin, weitere Geschichten von Herrn Nipp. Edition Das Labor 2020

Weiterführend → Zu einem begehrten Sammlerstück hat sich die Totholzausgabe von Herrn Nipps Die Angst perfekter Schwiegersöhne entwickelt. Außerdem belegt sein Taschenbuch Unerhörte Möglichkeiten, daß man keinen Falken mehr verzehren muss, um novellistisch tätig zu sein. Herr Nipp dampft die Gattung der Novelle konsequent zu Twitteratur ein. Und außerdem präsentiert Haimo Hieronymus die bibliophile Kostbarkeit Über Heblichkeiten, Floskeln und andere Ausrutscher aus den Notizbüchern des Herrn Nipp. Begleitendes zur Veröffentlichung des Buches Fatale Wirkungen, von Herrn Nipp (Mit Fotos von Stephanie Neuhaus). Über die historische Aufgabe von Herrn Nipp aus Möppelheim.

Zum Thema Künstlerbucher lesen finden Sie hier einen Essay sowie ein Artikel von J.C. Albers. Vertiefend auch das Kollegengespräch mit Haimo Hieronymus.

Diese bibliophile Kostbarkeiten sind erhältlich über die Werkstattgalerie Der Bogen, Tel. 0173 7276421