Stadtansichten

Jede Fotografie ist eine Art memento mori.

Susan Sontag

In seinen Stadtansichten von Linz untersuchte Peter Meilchen künstlerisch, welchen Einfluss die architektonische oder geographische Umgebung auf die Wahrnehmung, das psychische Erleben und das Verhalten hat. Seine psychogeographische Forschung findet dabei an der Schnittstelle der Fachgebiete Kunst, Architektur, Geographie und Psychologie statt. Bewegte Bilder treffen im Werk von Meilchen auf gebannte Augenblicke. Es sind Bilder, die zeigen, wie Räume und Landschaften auf die Menschen abstrahlen, sie säumen und prägen. Bilder, so schön, dass man manche zu Stillleben gefrieren lassen möchte. Was seine vielfältige Arbeit ausmacht, ist die Kunst der Selbstüberrumpelung, das Vermögen, sich stets neu zu erfinden. Zusammengeballt werden Zeit und Licht durch seine bearbeitete Photographie, er reduziert die Wirklichkeit auf Licht und schrumpft die Zeit auf einen Augenblick, den ausdehnungslosen Moment. Auf dem Weg über unsere Netzhaut verändert sich ein Bild, und was es in uns auslöst, wenn es auf unser inneres Auge trifft, kann weit davon entfernt sein, was es in Wirklichkeit zur Anschauung bringt. Denn ähnlich wie Proust mit Büchern ergeht es uns mit Bildern. Sie rühren uns an, weil wir uns in ihnen wieder erkennen. Was wir dann sehen, ist eine Fortsetzung des Bildes mit narrativen Mitteln.

 

 

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Es waren Künstler*Innen in der Stadt, der Kunstverein Linz wird zehn Jahre alt, Katalog 2020.

2020 kann der Kunstverein Linz sein zehnjähriges Jubiläum feiern. Aber auch bereits viele Jahre und Jahrzehnte davor haben in Linz Künstlerinnen und Künstler gelebt und gearbeitet. Maler, Bildhauer und Grafiker haben Kunstwerke geschaffen, die bis heute in öffentlichen und privaten Sammlungen in Linz, aber auch weit darüber hinaus, Zeugnis für die Kreativität dieser Stadt und des Rheinlandes abgeben. Die Ausstellung wurde verschoben, die Arbeiten der Künstler können in einem feinen Katalog besichtigt werden. Lesenswert sind darin vor allem die Exkursionen von Andrea Rönz, die diesem Katalog eine historische Weite geben, die man sonst in solchen Dokumentation selten findet.

In der später stattfindenden Ausstellung des Jubiläumsjahres präsentiert der Kunstverein Arbeiten von Otto Cornelius (Maler), Hans-Günter Göbel (Maler), Heinrich Gogarten (Maler), Bernhard Hofer (Maler und Grafiker), Joseph von Keller (Kupferstecher), Norbert Kersting (Maler), Johann Martin Niederée (Maler, feiert 2020 seinen 190. Geburtstag), Waltraud Markmann-Kawinski (Malerin und Grafikerin), Peter Meilchen (Maler, Fotograf), Edith Oellers-Teuber (Malerin) und Günther Oellers (Bildhauer).

Weiterführend →

Lesen Sie auch den Nachruf über Peter Meilchens Lebenswerk, den Essay 50 Jahre Krumscheid / Meilchen über die Retrospektive im Kunstverein Linz und den Essay zum Buch / Katalog-Projekt 630. Der Reihe UnderCover folgte der ganzjährige Ausstellungszyklus Rheintorprojekt, kuratiert von Klaus Krumscheid und A.J. Weigoni.

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