raison d’être

Vorbemerkung der Redaktion: Jede kulturelle Leistung ist für das Onlinemagazin Kulturnotizen (KUNO) der Versuch, die Sterblichkeit zu dekonstruieren. Die Dekonstruktion der Sterblichkeit macht das von der Unausweichlichkeit des Todes geprägte Leben lebbar. Wir erinnern an den Künstler Peter Meilchen durch seine Werke:

Den Roman Schimpfen von Peter Meilchen zu veröffentlichen ist mehr als Trauerarbeit. Es ist der Versuch einer notwendigen Reparatur einer schicksalhaften Ungerechtigkeit.

Schimpfen ist ein Text ohne Gedächtnis, allein von Erinnerungen an Bilder, Gerüche, Gefühle getragen und auf der Suche nach einer zu erzählenden Geschichte. Wer von seinem Leben erzählt, erzählt immer eine Erfolgsgeschichte. Wer erzählt, lebt.

Peter Meilchen ist ein Frühverlorener, seine Biografie endet nicht mit dem Tod, er lebt weiter – durch sein Werk.

Die Restauration von »Schland« ist eine Resynchronisation, die Bild und Ton des Films, im vorliegenden Original gegeneinander verrutscht, wieder in den richtigen Bezug zueinander bringt.

Peter Meilchen geht mit seiner Kamera so dicht an die Dinge dieser Welt heran, daß diese ihren Anspruch aufgeben, Dinge dieser Welt zu sein – und zum Bild werden können. Sein ‘Sehen’ ist kein Begaffen, sondern existenziell vollzogen.

Zuletzt zu sehen in der Reihe Frühlingel, die im Buch / Katalog-Projekt Wortspielhalle dokumentiert ist.

Wer von seinem Leben erzählt, erzählt immer eine Erfolgsgeschichte. Wer erzählt, ist nicht allein. Er gehört in eine Welt, die seine Welt geworden ist. Ganz auf die Ablagerungen der eigenen Biographie setzend und ohne Attitüde benennt Peter Meilchen so die Quelle seiner reichen und doch nie vagen »Texte«. Wir freuen uns die Aufnahmen von Martin Meinschäfer in dieser Reihe vorstellen zu können.

Eine Hörprobe dieser Texte hören Sie in der akustischen Anthologie MetaPhon.

Das Bildtagebuch Beobachtungen eines Unsichtbaren besteht aus 366 Bildern (Din-A-4-Arbeiten) und stellt das Schalt–Jahr 2003/04 mit seinen täglichen Wahrnehmungen und den entsprechenden gedanklichen Verbindungen des Künstlers. Seine Kunst setzt die andere Möglichkeit der Deutung voraus. Man braucht sich nicht auf die eine und allein gültige Botschaft festzulegen. Seine Bilder sprechen zum Betrachter in vielen Sprachen. Meilchens Arbeit einer Gattung zuzuordnen hieße, seine Kunst vom Leben zu trennen.

Weiterführend →

Lesen Sie auch den Nachruf zu Peter Meilchens Lebenswerk und den Essay 50 Jahre Krumscheid / Meilchen über die Retrospektive im Kunstverein Linz.