Tempora mutantur II

Früher war die Zeit weit und der Raum eng, sage ich. – Heute ist es umgekehrt, sagt Schlange, das ändert auch die Irrtümer und Illusionen. – Ja, sage ich, die Irrtümer gehen jetzt weiter, und die Illusionen werden enger. – Beziehst du das auf mich?, sagt Schlange. – Nein, sage ich. – Ach so, sagt Schlange, dann meinst du dich! – Auch nicht, sage ich. – Also meinst du uns, sagt Schlange. – Vielleicht, sage ich. – Gut, sagt Schlange, wenn die Illusionen aufgehoben werden, können die Irrtümer entfallen.

 

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Schlangegeschichten von Ulrich Bergmann, Kulturnotizen 2016

In den Schlangegeschichten wird die Dialektik der Liebenden dekliniert. Ulrich Bergmann schrieb mit dieser Prosafolge eine Kritik der taktischen Vernunft, sie steht in der Tradition der Kalendergeschichten Johann Peter Hebels und zeigt die Sinnlichkeit der Unvernunft, belehrt jedoch nicht. Das Absurde und Paradoxe unseres Lebens wird in Bildern reflektiert, die uns mit ihren Schlußpointen zum Lachen bringen, das oft im Halse stecken bleibt.

Weiterführend →

Eine Einführung in die Schlangegeschichten von Ulrich Bergmann finden Sie hier.