Der Drache und die siebenköpfige Prinzessin

 

Ein Drache, der zu seinem Zeitvertreib eine Prinzessin gefordert hatte, bekam, da die Bevölkerung es ihm mehr als recht machen wollte, eine Königstochter mit sieben Köpfen geschenkt. „Bäks“, murmelte der enttäuschte Drache, „die will ich nicht!“ Weil es aber weit und breit keine wirkliche Auswahl an Prinzessinnen gab, fügte er sich schließlich, nicht jedoch, bevor er ihr nicht die überzähligen Köpfe abgebissen hatte. Die Prinzessin blutete noch ein bißchen und starb. Fortan mußte der Drache sich wieder allein langweilen; es war nicht die Rede davon, ihm noch eine Prinzessin zu liefern. Sprich: Wenn einer sein Spielzeug mutwillig zerstört, soll er sich nicht wundern, wenn ihm keiner ein weiteres bringt.

 

 

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André Schinkel, porträtiert von Jürgen Bauer

Weiterführend → Lesen Sie auch das KUNO-Porträt des Lyrikers André Schinkel.

Poesie zählt für KUNO weiterhin zu den identitäts- und identifikationstiftenden Elementen einer Kultur, dies bezeugte auch der Versuch einer poetologischen Positionsbestimmung.