Pflanzen 3. (Fagus purpurea)

 

Rot raschelts im Moerser Park: rot, tiefrot — dies ist die blutige Buche: die BlutundBodenbuche, die Steguweit grüßte bei Brühl: auf fettem Heimatgrund, der ihm gütiger schien als der von Flandern. Im flirren Blattwerk lischelt ein Wind, der auch irgendwie besser ist, nämlich so, als klänge Geheimnis aus ihm, jedenfalls für Manes, also Steguweit — für ihn und seine sauberen Freunde, die da vor dem Baum stehen, der sich ganz normal wie jeder andere Baum, egal wo auf der Welt, aus der Erde hochmüht. Will sagen: die Arbeit hat allein der Baum und warum er sich ihr stellt, weiss keiner. Nicht ist es “der mütterlichen Flur Herzschlag”, welcher (angeblich) “Saat wolle” und dies also bewerkstellige… Die “heilen Wurzeln”, die “das Neue” bringen sollen, gehören nicht dem Land, sondern dem Baum. Überhaupt “Scholle” — kenn ich nur als Fisch!

Der Baum also: rot, wie er ist: genügt ganz sich selbst und dem System. An ihm ist nichts, was er nicht ist: und alles um ihn ist ebenso nur — das, was es ist… Darüber hinaus mag er verwendbar sein: mit seinen leicht giftigen Bucheln… Und ohne das rötlich-weiße Holz könnte ´s BAUHAUS dicht machen… Obwohl kaum jemand dächte, der Baum sei deswegen… Warum er in Wirklichkeit ist, rührt allerdings ans Geheimnis: ein Geheimnis, das jeglicher Mystik entbehrt und nichts weiter bezeugt als Unwissenheit. Nicht der Einblick in die Atome oder noch winzigere Einheiten hat das Gesetz ihres Wirkens offenbart. Vielleicht einfach deshalb, weil der Baum ohne Ursache ist  es sei denn der als Platzhalter und Teil des Zusammenhangs. Für sich ist alles nichts und etwas nur durch die Verhältnisse, in denen es steht  das ist nicht auratisch und nicht spirituell, sondern stofflich und logisch… Ob wir diesen Stoff: diese Logik jemals begreifen  wer will das wissen?!

 

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Auszug aus: Heimat & Weltall. 2 Zyklen, von Enno Stahl, Ritter, broschiert, mit Fotoarbeiten des Autors. Zum Geleit das Konzept Orte.Wege. Pflanzen.

Weiterführend

Lesen Sie auch den Artikel Perlen des Trash über 25 Jahre Gossenhefte und Enno Stahls fulminantes Zeitdokument Deutscher Trash. Eine Hörprobe von Trash me! finden Sie in der Reihe MetaPhon. Eine Würdgung des Hungertuchpreisträgers finden Sie hier.