Wege 3. Rheinradeln.

 

Dieser Pfad birgt Geheimnis: so sehr ihn des Sonntags Spaziergänger, Skater und Radfahrer bevölkern… Links und rechts nimmt sich die Natur ihr Recht, wuchert mit Farnen und Nesseln: schafft ein Dickicht aus Hinterhalt… Es ist das Jahr 1758, den 6ten Februar, und Stemmeler aus Brühl geht munter pfeifend seines Weges; viel zu sorglos durch die Düsternis, die sich ausbreitet mit dem anbrechenden Abend…

Vielleicht pfeift er (Stemmeler) auch nur, um die Beklemmung nieder zu zwingen: zu der hat er allen Grund, denn die Mordbuben lauern hinter der Kehre… Kaum dass er dort anlangt, springen sie heraus aus dem dichten Gestrüpp, machen sich über ihn her mit Messern und Knüppeln… Stemmeler will noch schreien: obwohl ihn hier doch niemand hörte… Selbst das lassen sie nicht angehen: drücken ihm die Kehle zu mit grober Faust, ein letztes Röcheln, bis er nicht mehr strampelt. So morden sie ihn hin wegen zweier oder dreier Goldstücke…

Der Wald breitet seine grünen und moosigen Decken darüber und bloß ein Wegestein gedenkt dieser Tat, die wenngleich und sicherlich hinein verwoben ist in Wachsen und Werden des Gehölzes, dieses Uferdschungels, der den Strom begleitet… Am Ende atmet man doch auf, wenn man hinaus rollt aus diesem humiden Dunkel. Man saugt die würzige Luft der Felder und Weiden tief hinein in die Lungen: und sieht wieder weit, sieht Sürth.

 

 

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Auszug aus: Heimat & Weltall. 2 Zyklen, von Enno Stahl, Ritter, broschiert, mit Fotoarbeiten des Autors. Zum Geleit das Konzept Orte.Wege. Pflanzen.

Weiterführend

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