Pflanzen 2. König Asparagus

`Ne seltsame Lilie: lang und spitz aufstrebend: aus dem Rhizom gesprossen… Aus Bornheims Boden: Wachtendonks oder Venlos Sand: lichtlos hoch geschossen in kurzer Zeit… Auch die Dauer seiner Herrschaft ist knapp bemessen: jedoch, sie ist vollkommen — alles andere in den Hintergrund drängend: das Star-Gemüse, mit dem kein anderes konkurrieren kann.

In Riesenbeuteln dargeboten mit täglich neuen Preisstürzen beschrien, aufgeschichtet zentnerweise als krönender Bestandteil jedes Marktstandes  Anlass zu Gruppenfahrten und Nachbarschaftsinitiativen. Jeder weiß ja, dass es im nächsten Moment vorbei sein wird und vorbei heißt hier vorbei für ein langes Jahr… Nie ist das trockene fasrige gleichnamige Gewächs aus südlichsten Breiten, Griechenland etwa oder Südafrika gar, ein echter Ersatz oder nur wert, den gleichen Namen zu tragen, nie gestattet etwa die Kühltruhe des Lustpfriems Existenz in den Herbst oder Winter hinein zu verlängern…

All das ist Augenwischerei: in seiner ganzen Macht: als Symbol für das Aufschiessen (-gären/-brausen/-kochen) aller Säfte steht er nur 6 Wochen in Juni und Mai… Wenn er das Erdhymen durchstößt: dann musst du ihn stechen/ darfst ihn nicht brechen/ wenn Du Freude dran haben willst… / das ist der Weg der holden Stange/ lass sie ganz lange und sei lieb (“Quatsch, lecken, ich schneid dat´ in Stücke und brat dat haat an — in Olivenöl!”) — nöl.

 

 

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Auszug aus: Heimat & Weltall. 2 Zyklen, von Enno Stahl, Ritter, broschiert, mit Fotoarbeiten des Autors. Zum Geleit das Konzept Orte.Wege. Pflanzen.

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